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Antithesis – ein Tanzfilm und eine Schriftfamilie von Yanone

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Nach der ersten Vorschau auf der TYPO Berlin ist es nun endlich soweit: Der Tanzfilm des Schriftgestalters und Multimedia-Künstlers Yanone für seine vor zwei Monaten veröffentlichte Schriftfamilie Antithesis ist nun online. 

Mit Tänzerin Johanna Roggan, begleitet von Filmmusik von Georg Bauer spielt sich der Film über den Urknall in der Sächsischen Schweiz und in einem improvisiertem Studio ab. Eine hervorragende Arbeit, ein Aufwand der sich gelohnt hat und definitiv sehenswert! 

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Pressetext: Die Schriftfamilie ist wahrlich Yanones Meisterstück, zieht man in Betracht, dass das Konzept extremer gestalterischer Spannung den Ausgangspunkt für sein Interesse an Schriftgestaltung bildete. Dieses Grundkonzept zog sich von unbedarften Bleistiftskizzen um das Jahr 2000 herum über seine Bewerbungsmappen für die Bauhaus-Universität in Weimar bis hin zu seiner Abschlussarbeit am Schriftgestaltungs-Master Type&Media in Den Haag 2011, wo er die alte Idee wieder aufgriff. Dort legte er erstmals ein stimmiges Konzept für eine Display-Familie vor, das sich der gestalterischen Spannung zwischen drei ungleichen Polen widmete.
Gute drei Jahre später erschien die Schriftfamilie nun als FF Antithesis in der FontFont-Bibliothek des in Berlin ansässigen Schriftenverlags FontShop International.

»Drei Pole — es ist die Suche nach Ruhe im dicht gewobenen Netz.
 Er, der er geschickt hindurch navigiert, wird den Ort der Klarheit finden.«

Was erst als entrücktes Zitat erscheint, das Yanone einst im Weimarer Lokalradio hörte, hat Auswirkungen sowohl auf die Gestaltung der Schriftfamilie als auch auf ihre Anwendung durch den Grafikdesigner.
Die drei scharfkantigen Schnitte Normal, Kursiv und Fett unterscheiden sich in ihrer Konstruktion grundlegend voneinander – sprechen aber doch eine gemeinsame Sprache. Ihre Kombinatorik ist es, die den Anwender zur Ruhefindung im dreipoligen Raum zwingt.

Ganz zu schweigen von weiteren Modellen der heiligen Dreifaltigkeit, wie dem philosophischen Modell von These, Antithese und Synthese. Erst die Synthese setzt die vorangegangene These und ihre Gegenthese ins Verhältnis und verhilft beiden dadurch zu ihrer Daseinsberechtigung.
So hofft Yanone inständig, dass seine minimalistische »Antithesis« zusammen mit Lucas de Groots »Thesis« (1994), einer der umfangreichsten Schriftfamilien aller Zeiten, dereinst durch eine noch zu entwerfende »Synthesis« durch einen dritten Gestalter ihre Daseinsberechtigung erfahren wird.

Für Yanone alles Grund genug, zur Veröffentlichung der Antithesis maßlos über die Stränge zu schlagen: Er drehte zusammen mit der Dresdner zeitgenössischen Tänzerin Johanna Roggan einen zehnminütigen Tanzfilm – über den Urknall. Denn auch die Existenz des Universums besteht nach indischer Philosophie aus drei Phasen: Der Entstehung, der Dauer, und ihrer Ausflösung.
Gedanklich hat Yanone an dem Film gearbeitet, seit er Den Haag 2011 den Rücken kehrte. Ende 2012 folgte ein Trailer und eine nur mäßig erfolgreiche Crowd-Funding-Kampagne. Dass er mittlerweile ein Vielfaches des damals eingespielten Geldes für den Film ausgegeben hat, stört ihn nicht. »Der Film ist unglaublich geworden,« sprüht Yanone vor Begeisterung, »die Bilder, der Tanz, die Musik. Schon die ersten Hörproben der Filmmusik machten den Film zu einem Kunstwerk, noch bevor wir die ersten Bilder im Kasten hatten. Der Musik mit den Bildern überhaupt gerecht zu werden, war eine große Herausforderung.«
Georg Bauer ist der Komponist und Produzent der Filmmusik, der unter dem Namen Nocti Luca Psy-Trance-Musik produziert und auflegt. Als er Yanone im Sommer 2011 auf einem Trance-Festival erzählte, er habe schon immer ein Musikstück über den Urknall komponieren wollen, war die Zusammenarbeit besiegelt. Im Frühjahr 2014 konnten sie außerdem noch die Sopranistin Anna Sophia Backhaus dafür gewinnen, der ansonsten digital produzierten Filmmusik eine menschliche Note hinzuzufügen.



Zu den Dreharbeiten in der Sächsischen Schweiz und in Kromsdorf bei Weimar begleiteten Yanone auch der befreundete Fotograf und langjährige Wegbegleiter Daniel Scholz, der die fotografische Bildgestaltung und teilweise auch die Kameraführung übernahm. Daniel war es auch, der bei den Studiodreharbeiten das unglaubliche Foto von Johanna schoss, das dem Film nun als Titelmotiv dient, und das Yanone auch als A1-Plakat auf seinem Online Shop anbietet.

 

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