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Quo Vadis Editorial Design?

Ein umfangreiches Spektrum der verschiedensten Bereiche des Editorial Designs bot die diesjährige QVED in München. Dieses Jahr in der wunderschönen alten Kongresshalle ausgerichtet, gaben Illustratoren, Typografen, Grafikdesigner und Fotografen nicht nur Einblicke in ihre Arbeiten, sondern vor allem auch in ihr Denken und in ihre Überzeugungen. Drei Tage lang wurde am vergangenen Wochenende auf höchstem Niveau über die Trends der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Editorial Designs diskutiert. 

Tag Eins eröffnete David Moretti, Kreativdirektor von Wired Italy, der dafür appellierte sofort mit dem Cover zu provozieren und emotionalen Content auch im Layout auszudrücken. Dominik Schatz gab danach Einblicke in seinen rasanten Werdegang vom Student zum Art Director von Interview Magazine Deutschland. Darauf folgte die Kanadierin Michèle Champagne, die in ihrer Arbeit das Potential von Open Source Projekten neu aufleben lässt. 

Den Mittag bereicherte Raban Ruddigkeit, Herausgeber von »Freistil – Best Of German Commercial Illustration« mit einer Diskussionsrunde von erstrangigen Illustratoren. Katharina Gschwendtner versetzte das Publikum mit ihren detailreichen Illustrationen ins Staunen. Tina Berning, auf ihre Art einzigartig humorvoll, erzählte von ihrem ersten New York Times Cover mit dem 6-fingrigen Papst, für welches sie zum Glück keinen Ärger bekam. Die Minimalistin Martina Wember bewies, wieviel Ironie und Witz in einer Einstrichzeichnung stecken kann. Gabriele Dünwald gab Einblick in ihre wertvolle Arbeitsweise als Art Direktorin von »hohe Luft«, dem philosophischen Magazin, wobei sie Mut beweist und den Illustratoren viel Freiheit zukommen lässt. Der Hahn im Korb, André Rösler, beeindruckte mit seinen vor Ort entstandenen Illustrationen während der DakArt Biennale in Dakar, Senegal. Wir freuen uns auf die nächste Freistil-Ausgabe, deren Anfänge Raban wie folgt beschrieb:»Illustratoren in einer Schuhschachtel mit draufkopierten Handynummern«.

Der krönenden Abschluss des ersten Abends war der Vortrag von Mike Meiré mit dem Titel »Der evolutionäre Auftrag«. Mit vielen Anekdoten aus der Kunstgeschichte und vor allem Andy Warhol’s Factory erinnerte er daran, dass die Vergangenheit der Kunst- und Kulturgeschichte nicht vergessen werden darf. Da wir alle Geschichte schreiben wollen, sei vor allem die Idee und die eigene Haltung das Entscheidende am Erfolg. Der Künstler sei sich seiner Radikalität bewusst und die Kunstwelt sei sowieso näher am Leben als die Marketingwelt.

»Typografie ist Propaganda« zeigte er an dem GARAGE-Schriftzug. Ein Magazin muss auch als Marke funktionieren und dafür lassen er und die russische Kunstmäzenin Dasha Zhukova sich für die erste Ausgabe des mittlerweile weltbekannten GARAGE Magazins von dem dadaistischen Spruch »I will not do anymore boring Art« inspirieren. Zur Folge tragen nun einige Models Kunstwerke auf ungewöhnlich Körperzonen als Tattoo, wie auf den Cover der ersten Ausgabe des Garage-Magazins zu sehen ist. »Ein Magazin muss gefährlich aussehen, so dass man das Gefühl hat es unter der Theke kaufen zu müssen«, so Meiré.
Sein Schlusswort: »Wenn Du die Jungen hast, kriegst Du den hot shit. Aber die Älteren, die haben einfach die besseren Geschichten, die Weisheit. Vielleicht ist das so ähnlich mit digital und analog.«


Sehr charmant war vor allem auch das legendäre Designer-Battle am Samstag Abend, bei dem sich Lars Harmsen, Mirko Brosche und Mario Lombardo ein Kopf-an-Kopf-Rennen um den Hauptgewinn, eine große Flasche Gin, lieferten. Der »Plausometer« schlug letztendlich für Lars Harmsen aus, der mit seiner selbstironische Erzählung über seine Studentenzeit, als er sich seine Moneten mit der Gestaltung von Beavis and Butthead Anzeigen in Wrestling-Magazinen schwer verdiente, das Publikum für sich gewann. 

Besonders beeindruckt hat die Ausstellung »artists & magazines«, welche Horst Moser im Rahmen der Konferenz am Wochenende in der alten Kongresshalle präsentiert hat. Die ausgestellten 100 Original-Ausgaben von 1950 bis heute gaben einen Überblick über die Entwicklungen, die in der Zusammenarbeit von Künstlern und Gestaltern eingetreten sind. 

Soda ist auch dieses Jahr wieder vor Ort gewesen, um das Verlangen der Konferenz-Besucher nach haptischen Eindrücken der vorgestellten Magazine zu stillen.

 

 

 

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