DIN Neue Roman
Die Calligrafiction Type Foundry hat vor Kurzem die Schrift DIN Neue Roman kommerziell veröffentlicht. Schriftgestalter Philip Lammert entwarf sie bereits 2015 im Rahmen seiner Masterarbeit an der HAW Hamburg im Studiengang Kommunikationsdesign M.A. bei Prof. Jovica Veljovic. Im Anschluss optimierte Lammert die Schriftfamilie und erweiterte den Zeichensatz.
Die DIN Neue Roman fügt dem technischen Ursprung der Schrift DIN 1451 etwas Neues hinzu. Der serifenlose Klassiker erhält ein Serifen-Gegenstück, das mit Konventionen bricht und doch seine Lesbarkeit wahrt. Der industrielle Eindruck des statischen Grundgedankens wird etwas freundlicher. Eigentlich wäre hier der starre Strich einer klassizistischen Antiqua (vgl. Bodoni) zu erwarten. Stattdessen erhält das Grundgerüst den dynamischen Strich einer Barock-Antiqua (vgl. Times). Ist bei der DIN-Schrift als Vorlage der geringe Strichkontrast einer Serifenbetonten naheliegend, wird hier ein höherer Strichkontrast angewendet.
Gestalter Philip Lammert findet großes Potenzial in Gegensätzen. So gelangte er zu diesem Schriftentwurf, der zwei essentiell unterschiedliche Klassiker vereint – die DIN 1451 und eine Serifenschrift, wie die Times New Roman. Im Gestaltungsprozess hat er sich nicht die Freiheit genommen, das Konzept von der DIN zu lösen. Die Stärke liegt gerade im historischen Verweis und der Konsequenz, mit der vermeintliche Widersprüche zusammengeführt werden. Das Ergebnis ist keine experimentelle Hybridschrift, sondern geeignet für Lesetexte. Seine Masterthesis schrieb Lammert über »Die Hybridschrift in der Schriftklassifikation.«
Um genügend Ressourcen für vielfältige und komplexe Typografie zu haben, bietet diese Schriftfamilie sieben Strichstärken mit entsprechender Kursive, Kapitälchen und vielen OpenType-Features. Jeder Schriftschnitt enthält über 700 Zeichen.
DIN Neue Roman
Designer: Philip Lammert
Foundry: Calligrafiction Type Foundry
Veröffentlichung: Januar 2018
Schnitte: Thin, Ultralight, Light, Regular, Medium, Bold, Black + Italics
Preis Familie: 271,– Euro
Preis Einzelschnitt: 38,– Euro