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Position Monospace – Nichtproportionale Schriften gestern, heute, morgen

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Die Masterarbeit von Robert Steinmüller an der Fachhochschule Potsdam im Bereich Design beschäftigt sich mit dem Thema nicht-proportionaler Schriften betreffend ihrer Entstehung, Verwendung, Einteilung und des zukünftigen Gebrauchs und Potenzials. Durch analytisches Arbeiten, gezieltes Nachforschen und das Einbinden von Interviews mit Schriftgestaltern und Designern hat er die zeitgenössische »Position Monospace« herausgearbeitet. Ein interessantes Thema, zu dem sich u. a. Lucas de Groot, Friedrich Forssman, Peter Biľak, Albert-Jan Pool und Georg Seifert zu Wort gemeldet haben.

Wir haben Robert nun ein paar Fragen zu seiner Arbeit gestellt:

Warum hast Du Dich mit der Herkunft, Formsprache und Potenzial in der Gestaltung von nicht-proportionalen Schriften beschäftigt? 

Ich habe im Studium meine Leidenschaft für Typografie entdeckt, das war schon mal die erste Voraussetzung. Die zweite folgte durch meine Bachelorarbeit „Analoges Gestalten ohne Computer“, in der ich mich mit analogen Gestaltungsmethoden beschäftigte. Für den Textsatz kam dabei für mich neben aufwendigem Bleisatz die Schreibmaschine sehr gelegen. Dabei stellte ich fest, welche Faszination diese als mechanisches Schreibgerät auf mich ausübte. – Und, dass es ja wirklich eine Menge an verschiedenen Schreibmaschinenschriften gibt. Damit war die Idee geboren, ich wollte mich folglich aufbauend näher mit dieser speziellen Gattung beschäftigen. Dazu kommt, dass ich ein Herz für Nischendinge habe und nichtproportionale Schriften ja oft als solche gehandhabt werden. Denn die meisten Personen setzen Monospace-Schriften einfach mit Schreibmaschinen gleich. Doch ist das wirklich alles? – Schon eine der Fragen, die mich antrieb.

Wie bist du vorgegangen? (Interviews, Recherche etc.)

Der Start war gar nicht so einfach, als ich feststellte, dass es fast nirgends Informationen über diese Gattung gibt. Es gibt schier endlose Büche über die Geschichte der Schreibmaschine an sich, aber oft von der technischen Seite her, nicht von der Schrift. Genauso findet man in diversen Typo-Fachbüchern das Thema nicht-proportionaler Schriften meist nur mit einem Absatz abgehandelt, wo dann oft noch der Konsens der gleiche ist.

Ich hatte dann praktisch-orientiert losgelegt und mir mit Hilfe von Schriftbüros und -gestaltern versucht eine möglichst große Schriftsammlung an Monospace-Schriften aufzubauen. Zudem wollte ich das Wissen und die Hintergründe mit involvierten Personen reflektieren. Also habe ich Interviews mit Schriftgestaltern, Designern, Zeitzeugen und designaffinen Personen geführt. Dass es wirklich ein spannendes Thema war, merkte ich, dass mir Personen wie Albert-Jan Pool, Friedrich Forssman, Jürgen Siebert, Lucas de Groot, oder auch Erik van Blokland Rede und Antwort standen.

Darüber formten sich immer neue Zugänge und Hinweise, womit ich merkte, dass die praktische Schriftsammlung in den Hintergrund rückte und die Arbeit mehr und mehr inhaltliche Tiefe gewann.

In dem Rahmen ist es auch die erste Arbeit, das erste Buch, welches sich ganzheitlich nur mit nicht-proportionalen Schriften beschäftigt.

Welche Rolle spielen nicht-proportionale Schriften deiner Meinung nach heutzutage?

Ein Kernpunkt der Arbeit war, dass ich feststellen konnte, dass sich die Bedeutung von Monospace-Schriften heute grundsätzlich gewandelt hat.

Damals gehörten die Schriften zum Alltag, ihr Duktus wurde als normal angesehen, ähnlich wie heute die Arial. Daneben gab es nur den eher aufwändigen statischen Bleisatz/Buchdruck. Heute allerdings wächst mit dem historischen Zeitbezug auch der Grat der retro-haften Anmutung. Monospace-Schriften werden heute überwiegend als technisch, überholt, retro war genommen. Und in der Tat, findet man sie heute am ehesten noch im technischen Umfeld, als Basisschriften in Computersystemen, Tabellenziffern, definierte Ziffernangaben (Digits) und im Coding. An diesen Stellen machen sie vieles immer noch einfacher. Wobei es heutzutage auch schon Code-Editoren mit Syntaxausgleich für Proportionalschriften gibt. Viele der interviewten Schriftgestalter formulierten zudem, dass sie Monospace-Schriften als Gimmick zu ihren Schriftfamilien erstellen. Für die Eventualität des Einsatzes und mit dieser Vorarbeit der größtmöglichen Nutzerschicht gerecht zu werden. Also sind sie heute mehr Kann als Muss, aber noch nicht wegzudenken.

Wie sieht die Zukunft nicht-proportionaler Schriften aus?

Derzeit sieht das Anwendungsszenario sehr stabil aus (wie in der vorigen Frage beschrieben). Aber eine genaue Zukunft kann keiner voraussehen. So kann man hier in zwei Bereiche unterscheiden: Die angewandte technische Nische, wo sie durch ihren Rhythmus für mehr Übersicht sorgen. Und die zeitgenössische Seite, in der die junge Gestaltergeneration sie als cool und retro entdeckt hat. Hier gehen die Meinungen aber auch auseinander, ob dies nur ein oberflächlicher Trend ist, oder Monospace-Schriften allgemein wieder vermehrt eingesetzt werden.

Das eröffnet alles in allem aber neue Optionen, die Schriften in Grafikdesign, Editorial und anderen Bezügen gänzlich frei ihrer Herkunft und zugesprochenen Eigenschaften einzusetzen. Denn wir befinden uns gerade auf dem Scheidepunkt, zwischen der „älteren“ Generation, die mit diesen Schriften noch aufgewachsen sind und der „jungen“ Generation, die diese Schriften auf einmal lediglich als bloße Form annehmen. Eine spannende Entwicklung.

Position Monospace – Nichtproportionale Schriften gestern, heute, morgen
Masterarbeit von Robert Steinmüller

Hochschule: Fachhochschule Potsdam
Betreuende Professoren: Prof. Betina Müller, Prof. Lucas de Groot
Veröffentlichung: März 2016
Umfang: 154 Seiten
Format: 18 × 27 cm
Sprache: deutsch (Interviews teilweise englisch)
Ausführung: Softcover mit Klappen und blauer echter Spiralbindung

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