Startet den Laser
“A solution looking for a problem.” – Das waren die, als Herausforderung geltenden, Worte von Theodore Maiman, dem Mann, der den ersten Laserstrahl erzeugte.
Ähnlich war es auch für die beiden Kommunikationsdesign-Absolventinnen Katrin Behrens und Maria Mikalo. Sie haben sich entschieden in ihrer Abschlussarbeit an der HTW Berlin Druckprodukte zum Laserverfahren in der zweidimensionalen Gebrauchsgrafik umzusetzen, in dem die Möglichkeiten mit der Technik ästhetisch und auch inhaltlich ausgeschöpft werden können.
Um aufzuzeigen wie die Lasertechnik als revolutionäre Alternative gegenüber den alten Handwerkstechniken in der Gestaltung von Kommunikationsmitteln eingesetzt werden kann und wie somit digitale Endgeräte die Ästhetik und Haptik sonst aufwendiger Prozesse erzeugen können, um das Printmedium multisensorisch erfahrbar zu machen, widmeten sich Katrin Behrens und Maria Mikalo (Absolventinnen in Kommunikationsdesign, HTW Berlin) in ihrem Abschlussprojekt dem Thema »Potential der Lasertechnik in der Gebrauchsgrafik«.
Besonders setzten sich die Studentinnen mit der gestalterischen Vielfalt des Medium Papier auseinander. Durch die Bearbeitung des Papiers mit dem Laser werden Informationen mittels Haptik und taktiler Reize interaktiv erfahrbarer gemacht.
Weiterhin stellten sie einen Diskurs zu den alten und neuen Techniken im Vergleich her, um traditionelle Techniken im neuen Kontext aufleben lassen zu können. Ein weiterer Aspekt ihrer Arbeit stellt die Aufhebung der Distanz zwischen dem kreativ Schaffenden und der Verarbeitung dar. Außerdem ermöglicht der Laser, laut ihren Ergebnissen, eine nachhaltige Produktion, da hier weder Abfälle noch giftige Gase entstehen und das Endgerät nur sehr wenig Strom verbraucht.
In dem Zeitraum vom Februar bis Juli 2013 entstehen innerhalb dieses Projektes drei Hefte mit seriellem Charakter. Begleitend dazu gibt es eine Bedienungsanleitung für die Lasertechnik die parallel zu den Inspirationsquellen genutzt werden kann. Die Hefte nehmen sowohl thematisch als auch gestalterisch Bezug aufeinander. Abschließend folgt eine Handlungsaufforderung an den Leser zum Lasern – frei nach Dr. Evil: »Startet den Laser«.
Wie kamt ihr auf die Idee das Potential der Lasertechnik in der Gebrauchsgrafik zu untersuchen?
Ursprünglich verfolgten wir den Plan traditionelles Gestalterhandwerk (Drucken, Schildermachen …) in das heutige, größtenteils digitale kreative Schaffen einzubinden, um so einzigartige individuelle Ergebnisse zu erzielen. Da wir von vornherein einen technisch-analytischen Ansatz verfolgten, wurden wir dann auf die Lasertechnik aufmerksam und so ergriffen wir die Chance uns mit dieser für uns gänzlich neuen Materie auseinanderzusetzen.
Der Bedarf nach handwerklichen Verfahren und individuellen Lösungen steigt und der Laser bietet eine Möglichkeit diese handwerklichen Verfahren zu imitieren und setzt kein handwerkliches Können voraus. Unser Anspruch lag darin, die Verwendung des Lasers nicht nur für Schmuckelemente einzusetzen, sondern sie auszureizen um vielfältige Möglichkeiten aufzuzeigen. Zumal der Laser viele der alten Drucktechniken erweitern kann und Schritte der Weiterverarbeitung im Prozess vereinfacht. Diese Technik schafft es also das traditionelle Handwerk in heutige Gestaltung zu integrieren.
Wo und wie konntet ihr euch mit der Materie vertraut machen?
Im ersten Teil unserer Bachelor-Arbeit, der Theorie, haben wir Experten befragt. Wir waren bei verschiedenen Unternehmen, die Laserschnitte und -gravuren in Auftrag nehmen, so beispielsweise in Hamburg bei paperlux oder in Berlin bei Palegra.
Außerdem haben wir einige Gestalter, wie unter anderen Eike König, Stefan Sagmeister und Fons Hickmann zu deren Standpunkt zur Zukunft des Print und dem Einsatz neuer Techniken zur Aufwertung und Erweiterung dessen interviewt. Als wir dann das theoretische Grundwissen hatten, bekamen wir die Möglichkeit bei zwei kleineren Unternehmen in Berlin (printjob 24, Haus für Sicherheit) selbst am Laser zu stehen und verschiedene Materialien und Einstellungen zu testen.
Was waren eure Erfahrungen im Umgang mit Papier?
Beim Lasern ist es wichtig darauf zu achten, dass das Papier nicht zu viele Leime und andere Füllstoffe enthält. Am besten geeignet sind dementsprechend ungestrichene Naturpapiere. Obwohl es auch hier an einer Stelle, einer Gravur auf 80g/qm-Papier, kleinere Probleme gab. Außerdem waren wir nicht darauf vorbereitet, dass Gravuren bei qualitativ hochwertigen Papier eine andere Farbigkeit bekommen als bei einfachem Tonpapier. Wichtig ist vor jeder Umsetzung das Material zu testen und die dafür idealen Einstellungen zu finden.
Ihr habt das Lasern als nachhaltige Produktion erfahren. Sollte man diese Technik weiter ausbauen?
Das Lasern verbraucht in etwa soviel Energie wie ein Toaster, verschwendet kein Material und es entstehen keine Abgase. Außerdem kann es viele Techniken wie beispielsweise das Stanzen, die Perforation und die Klischeeerstellung vereinen und größtenteils vereinfachen.
Aber der Laser ist kein Allheilmittel. Inwieweit diese Technik dennoch verbessert werden und damit auch in puncto des Zeitkostenfaktors effizienter werden kann, ist leider fraglich, da die wirkenden physikalischen Kräfte nicht außer Acht gelassen werden können. Letztendlich ist es ja nur stark gebündeltes Licht. Werden aber die Möglichkeiten dieses Geräts in Zukunft noch weiter ausgeschöpft, wird vielleicht auch der Zeitkostenfaktor attraktiver. Zudem sind Schnitte schon heute relativ günstig, vor allem die Gravur nimmt noch zu viel Zeit in Anspruch.
Startet den Laser
Potential der Lasertechnik in der Gebrauchsgrafik
Autor: Katrin Behrens und Maria Mikalo
Gestaltung: Katrin Behrens und Maria Mikalo
Veröffentlichung: Juli 2013
Umfang: 4 Hefte mit insg. 97 Seiten
Format: 26,5 x 19,8 cm
Sprache: Deutsch
Specials: verschiedene Lasertechniken, ein Poster zum Heraustrennen und Sticker
Mehr zum Arbeitsprozess gibt es auf startetdenlaser.tumblr.com zu sehen.