Ein König auf der Typo London
Der überraschende Star des Tages war ein König. King Bansah, strahlender König von Hohae in Ghana, stahl den grossen Namen des Designs die Show. Er kam als Begleitung von Julian Zimmermann, einem jungen deutschen Designer, der mit seiner Bachelor-Arbeit für Furore sorgte.
In dem Vortrag The King is Customer, erzählt Julian uns die Geschichte von der Entwicklung einer neuen Identität für den in Deutschland lebenden, ghanaischen König.
Im ersten Teil des Vortrages sind alle Augen auf den Prunkvoll gekleideten König gerichtet der in gebrochenem Deutsch seine Geschichte erzählt. Wie er als Jugendlicher von seinem Grossvater, dem damaligen König von Hohae, nach Deutschland geschickt wurde um da Deutsche Disziplin zu lernen. Wie er dann in Deutschland seine Ausbildung zum Kfz-Mechaniker machte und später dann, seine eigene Werkstadt eröffnete. Mit dem Geld, das er in Deutschland verdiente, kaufte er Medikamente und brachte diese mit einem Mietwagen nach Ghana zu seiner Familie, die aus seinem Vater, dessen 12 Frauen und seinen 72 Geschwistern besteht. Erik Spiekermann diente in diesem Teil des Vortrages als Übersetzer des Königs, was zu einigen lustigen Versprechern führte und für die ersten Lacher im Publikum sorgte.
König Bansah erzählt von dem Tod seines Grossvaters, und dass er auf Grund seiner vielen Geschwister nie damit gerechnet hätte, dass er dessen Nachfolge antreten würde. Da jedoch sein Vater, wie auch sein älterer Bruder Linkshänder seien, und diese nach Hohaeischer Tradition nicht König werden dürfen, war er der nächste in der Reihe als Anwärter auf den Thron. Also reiste er zurück in das Dorf wo er aufgewachsen ist und wurde zum König gekrönt. Danach folgte ein bizarrer Lebenswandel. Um Geld für die Medizinische Versorgung seiner Untertanen in Ghana zu verdienen, nahm der Kfz-Mechaniker jeden kleinen Promo-Job an, den ihm durch seine plötzliche Krönung angeboten wurde. Dies war der Moment, als der Vortrag seinen Zenith an skurriler Komik annahm. Julian Zimmermann zeigte uns Videos vom König als Schlagersänger, Werbefigur für einen Schokoladenhersteller und als Maskottchen von Sportvereinen. Diese Videos, in Verbindung mit dem Prunkvollen König auf der Bühne, der keine Miene verzog, führte zu einem Ausbruch von Gelächter in den Zuschauerrängen wie auch auf der Bühne bei Erik Spiekermann.
In dieser verrückten Zeit wurde Julian auf den König aufmerksam und nahm es sich als Ziel des Königs Image zu verändern. Sie beschlossen zusammen das vorwiegend unterhaltsame Erscheinungsbild zu einem exotischen aber auch sehr erhabenen König zu wandeln. Die Farben, die sie dazu benutzten, sind Schwarz und Gold. Was durch die goldenen Stammes-Ringe im Kontrast zu seiner schwarzen Hand hergeleitet wurde. Es wurden Visitenkarten, Zertifikate und Flaggen des Königs neugestaltet und auch seine eigene Biermarke "Akosombo" wurde dem neuen CI angepasst.
Das Projekt war so erfolgreich, dass die beiden auch schon im letzten Mai zur Typo Berlin eingeladen wurden um davon zu erzählen. Aber seither hat sich schon wieder einiges getan bei den beiden. Julian Zimmermann hat sein Masterstudium angetreten und das nächste gemeinsame Projekt ist schon in der Entwicklung. Zusammen wollen sie eine Gewerbeschule in Hohae aufbauen, wo Kinder unterschiedliche, handwerkliche Berufe erlernen können. Wenn das Projekt zu Stande kommen sollte, werden Schneider, Schriftenmaler und Holzschnitzer unter einem Dach angelernt, und zudem wird es auch noch eine Metallwerkstatt und natürlich auch eine Kfz-Werkstatt geben. Damit diese Pläne jedoch realisieren werden können, brauchen die zwei noch finanzielle Unterstützung und sind über jede noch so kleine Spende glücklich.
Als die zwei ihren Vortrag beendeten gab es standing ovations vom Publikum, und als King Bansah die Bühne verliess, strömten die Zuschauer raus um die eimalige Chance zu nutzen, eine königliche Unterschrift von ihm zu bekommen. Auch wir liessen es uns nicht nehmen, uns seine einmalige Unterschrift in Gold zu sichern.
Die restlichen Ereignisse und Highlights des dritten Typo-Tages werden in kürze folgen.