KLARTEXT
Mona Garde, eine unserer ehemaligen Lieblingspraktikanten, hat ihr Diplom in der Tasche! Wir gratulieren ihr ganz herzlich und zeigen Euch ihre Diplomarbeit zum Thema Klartext. Ein richtiges Meisterwerk.
„Codierungen begleiten uns heute auf Schritt und Tritt. Bei jedem Handy-Anruf, jedem Kabelfernsehsender, jedem Besuch am Geldautomaten vertrauen wir auf die raffinierten Formen der Computercodierung, die unbefugte Eindringlinge abhalten sollen.
Es fällt schwer, sich eine menschliche Gesellschaft vorzustellen, die ohne Geheimnisse auskommt. Daher ist es kaum erstaunlich, dass Codes und Chiffren seit mindestens 2000 Jahren eine bisweilen entscheidende Rolle in der Politik und im blutigen Geschäft von Krieg, Attentaten und Verbrechensbekämpfung spielen. Geheime Botschaften halfen, Kriege zu gewinnen, Reiche zu errichten oder zu zerstören und das Leben einzelner zum Guten oder Schlechten zu wenden.
Ausgangspunkt meiner Untersuchung war das Interesse an codierter Information, wie sie uns tagtäglich begleitet und umgibt, aber meist nicht wahrgenommen wird.
Befasst man sich erst einmal näher mit der Fülle von existierenden Codes, die Geschichte schrieben, uns anonym kommunizieren lassen oder unsere Identität prägen, ist man von ihrer Vielseitigkeit, ihren Möglichkeiten und ihrer Macht beeindruckt.
Mit „Klartext“ schaffe ich einen Informationspool, aus dem nicht nur Mathematiker und Kryptologen, sondern jedermann spannende und interessante Informationen rund um das Thema Codes in unserer Gesellschaft schöpfen kann. Dem Leser soll ins Bewusstsein gerufen werden, wie viele Codes in der Öffentlichkeit zum Einsatz kommen und unseren Alltag bestimmen.“
S: Gib uns bitte ein paar Informationen über Dich und/oder die Firma, für die Du arbeitest.
Nach neun Semestern Kommunikationsdesign Studium an der HS Niederrhein und einem Praxissemester bei Magma Brand Design bin ich nun seit drei Wochen Diplom-Designerin in Erziehungsurlaub. Nachdem dann in etwa 2 Wochen #2 auf die Welt kommen wird, werde ich zunächst eine zeitlang freiberuflich tätig sein bis ich mich voll und ganz der bunten Welt des Designs hingeben kann =).
S: Was ist Deine Grafikdesign Richtung? Wie würdest Du Deinen Stil bezeichnen? Wo liegen Deine Stärken?
Wo meine Stärken liegen, dürfen gerne andere beurteilen. Ich kann sagen, was mich Nächte am Rechner wach bleiben lässt und das sind spannende CI-Projekte, Typografie und Editorialdesign. Einen bestimmten Stil dabei habe ich selber noch nicht festgestellt. Mir ist es wichtig den Spaß an der Sache nicht zu verlieren. ich denke der Schlüssel ist vor allem die Fähigkeit, sich in die verschiedensten Bereiche einzudenken, aber auch immer wieder umdenken zu können.
S: Wo arbeitest Du am liebsten?
In einem gemütlichem Büro – den Gang runter rechts – mit großer Bücherwand, guter Musik, Blick auf die Karlsruher Süd-Weststadt, unter netten Menschen und Brezel fressendem Hund unterm Schreibtisch.
S: Kannst Du uns eine kleine Beschreibung Deiner Arbeit geben?
Im Rahmen meiner Diplomarbeit habe ich mich intensiv mit dem Thema Codes auseinandergesetzt, wobei ein 250 Seiten starkes Buch entstanden ist. Das Medium sollte schon formal so aufbereitet sein, dass es einen neugierigen Leser geradezu einlädt, hier etwas entdecken zu können. Die Thematik des Verschlüsselns und Versteckens zieht sich konsequent durch die Arbeit und bietet der Zielgruppe eine visuelle, kryptografische Spielwiese. So basieren z. B. Farben und Format auf einer Chiffrierung. Sowohl die Konsequenz, die ein Code voraussetzt, als auch die Kreativität, die er abverlangt, ist gestalterischer Leitfaden meiner Arbeit.
S: Warum hast Du diese Arbeit gemacht? Wie bist Du auf die Idee gekommen?
Die Idee zu meinem Diplom kam mir, als ich im November letzten Jahres im Fontblog einen Beitrag las, nachdem handelsübliche Farblaserdrucker diverser Hersteller einen für das bloße Auge unsichtbaren Geheimcode auf jeder gedruckten Seite hinterlassen. Die Geräte drucken – angeblich auf Geheiß der US-Regierung – ein minutengenaues Datum und Seriennummer mit, die mit bestimmten Techniken wieder sichtbar gemacht werden können.
S: Was möchtest Du mit Deiner Arbeit erreichen/aussagen?
Ich möchte den Lesern klar vor Augen führen, welchen Einfluss Chiffrierungen bisher auf unsere Geschichte hatten und auch weiterhin haben werden. Das Buch soll Sensibilität und bewussten Umgang mit den alltäglich selbstverständlich und unbekümmert eingesetzten Codes wecken: Wie funktionieren Codes? Warum werden sie eingesetzt? Was steckt dahinter? Fragen, die dem Laien auf verständliche Art und Weise beantwortet werden sollen.
S: Wie/Wo wäre die ideale Anwendungsweise?
Mir ging es nicht nur darum, Informationen und Hintergründe zu vermitteln, die jedermann betreffen. Ich habe versucht sie auch für jedermann begreifbar machen. Es wird also eine vielschichtige Zielgruppe angesprochen, denn das ist Thema ist mit den unterschiedlichsten Personen, Situationen, Geschichten und Epochen verknüpft.
S: Arbeitest Du eher darauf los oder gibt es lange Konzeptionsphasen?
An sich arbeite ich gerne mal einfach darauf los und bringe zu Papier, was mir in den Sinn kommt. Bei so umfangreichen Projekten scheint es mir allerdings durchaus sinnvoll zu sein, ein schlüssiges Konzept vorliegen zu haben, bevor man 250 Seiten durchdekliniert und dann eventuell (oder sehr wahrscheinlich) den ganzen Tag damit beschäftigt ist, Änderungen an diesem nicht enden wollendem Dokument vorzunehmen!
S: Wie lange hast Du an Deinem Werk gearbeitet?
Insgesamt hatte ich vier Monate Zeit, wobei etwa 1 1/2 Monate für die Recherche und knapp einen Monat für die Produktion mit einberechnet werden musste.
S: Wer hat Dich betreut und wie hast Du davon profitiert?
Betreut wurde ich von Prof. Nora Gummert-Hauser und Dipl. Designer Fritjof Wild, die beide an unserer Hochschule lehren. An dieser Stelle noch mal vielen lieben Dank für alles!! Ohne euch hätte ich es sicher auch geschafft… hätte aber evtl. 2-3 Stunden länger gedauert! ;-)
S: Hast Du Deine Arbeit handgemacht (gedruckt, veredelt etc.)?
Das Buch wurde im Digitaldruck realisiert und anschließend in der Siebdruckwerkstatt unserer Hochschule weiterverarbeitet. Veredelt wurde dann unter anderem mit Klarlack, Rubbelfarbe und fluoreszierender Tinte.
S: Hast Du Vorbilder? Was interessiert Dich an dieser/n Person/en? Welche Arbeiten gefallen Dir?
Bestimmt habe ich Vorbilder, aber bei meinem Namensgedächtnis … =) Auf meine Diplomarbeit bezogen wäre da auf jeden Fall Marian Bantjes (www.bantjes.com) zu nennen, deren Arbeiten ich absolut bewundere! Ihre Schrift „Restraint“ schien wie gemacht für mein Thema.
S: Was sind Deine Pläne für die Zukunft?
Das nächste halbe bis dreiviertel Jahr steht neben der freiberuflichen Tätigkeit mein Nachwuchs erst einmal an erster Stelle. Langfristig möchte ich aber unbedingt wieder ein Plätzchen zwischen netten Kollegen in einem kleinen Büro finden. Et kütt wie et kütt, sagt der Kölner!
Das Buch im Schuber mit Sticker.
Zieht man das Buch aus seinem „Versteck“, so hält man einen Buchblock ohne festen Umschlag in den Händen.
Der offene Buchrücken lässt den Farbcode in der Fadenheftung erkennen.
Das Buch beginnt mit der ersten Lage. Der Titel ist mit Klarlack gedruckt.
Einer von vier Kapiteltrennern. Der Titel ist jeweils auf eine andere Art codiert.
Erst unter UV-Licht wird das komplette Wort „Geheimhaltung“ sichtbar.
Das Plakat zur Präsentation – via Semacode lässt sich der Infotext dechiffrieren.
Mona und ihre Gurus.