München hat – endlich – eine Otl-Aicher-Straße
Nach dem Gestalter Otl Aicher ist nun auch eine Straße in München/Schwabing-Freimann benannt. In dem näheren Umfeld erhielten bereits andere Straßen nach Vertretern aus Architektur, Grafik oder Produktdesign ihren Namen. Warum also nicht mal - statt einem Musiker- oder Märchen-Viertel - mal ein Viertel, das nach Designern benannt ist?
Vorausgegangen war der Entscheidung die Initiative »München braucht eine Otl-Aicher-Straße«, welche die Agentur KMS Team initiiert hatte; auf www.otl-aicher-strasse.de zeigten viele Bürgerinnen und Bürger, dass sie diese Initiative unterstützen.
Presseinformation:
Der Kommunalausschuss des Münchner Stadtrats hat in seiner Sitzung vom 6. Mai die Benennung einer Straße nach dem deutschen Gestalter Otl Aicher beschlossen. Die Vorlage geht auf einen Antrag von Stadträtin Christine Strobl (SPD), jetziger 2. Bürgermeisterin, aus dem Jahr 2002 zurück. Die ausgewählte Straße befindet sich im Stadtbezirk 12 Schwabing-Freimann; sie verbindet durch ihren rechtwinkligen Verlauf die Leopold- mit der Domagkstraße; im näheren Umfeld wurden bereits weitere Straßenzüge nach bedeutenden Vertretern gestaltender Disziplinen wie Architektur, Grafik oder Produktdesign benannt.
Im Februar 2008 hatte die Markenagentur KMS TEAM die Initiative »München braucht eine Otl-Aicher-Straße« ins Leben gerufen mit dem Ziel, die Öffentlichkeit für die Verdienste des Gestalters zu sensibilisieren. Designerinnen und Designer aus München und Umgebung beteiligten sich daran, auf der Website www.otl-aicher-strasse.de brachten darüber hinaus zahlreiche Bürgerinnen und Bürger ihre Unterstützung zum Ausdruck. Mit der nun erfolgten Benennung ist das unmittelbare Ziel erreicht; weitere Aktivitäten zur Ehrung Otl Aichers sind geplant.
Otl Aicher (1922–1991) war ein international anerkannter deutscher Gestalter. Aufgewachsen im Umfeld des Widerstands gegen das Nazi-Regime – er war eng mit Hans und Sophie Scholl befreundet, deren Schwester Inge seine Frau wurde – fasste er Gestaltung als Auftrag mit gesellschaftlicher Verantwortung auf. Aicher war gemeinsam mit seiner Frau und Max Bill Mitbegründer, später auch Rektor der Hochschule für Gestaltung (HfG) in Ulm, die mit ihrer am Bauhaus orientierten Ästhetik und Pädagogik im Deutschland der Nachkriegszeit eine Vorreiterrolle einnahm. Zu Otl Aichers bekanntesten Arbeiten gehören die Erscheinungsbilder von Lufthansa, BASF oder Erco, besondere Bekanntheit erreichte das visuelle Erscheinungsbild für die Olympischen Spiele 1972 in München, nicht nur wegen der heute noch weltweit eingesetzten Piktogramme, sondern auch wegen des konsequenten Konzepts als Gegen-Spiele zu 1936. Otl Aicher lebte seit 1972 in Rotis im Allgäu; nach diesem Ort benannte er eine von ihm entworfene Schriftfamilie. In seinen späteren Jahren war er auch im Bereich Kommunikation im Raum und Architektur tätig, u.a. in Zusammenarbeit mit Norman Foster. Otl Aicher starb am 1. September 1991 durch einen Verkehrsunfall.
Abbildung: KMS Team