TYPO Berlin Tag 3: Susanne Zippel, 15 Uhr
Die TYPO SHOW widmet sich in den letzten drei Vorträgen den nicht-lateinischen Schriftsystemen. Es beginnt Susanne Zippel und versucht uns Grundzüge des Chinesischen zu erklären. Sie studierte Kommunikationsdesign in Berlin, lernte Japanisch und Chinesisch und lebte ca. 10 Jahre in China.
Am besten funktioniert der Erklärungsversuch im Vergleich zu unserem lateinischen Schriftsystem. Sie hat das Wort »laden« gewählt, zeigt uns, dass wir in diesem Fall 5 Zeichen brauchen, um überhaupt ein sinnvolles Wort zu bilden. Dieses eher unspektakuläre Wort deshalb, weil es als »Laden« eine andere Bedeutung hat. Eines der wenigen Homonyme (einer der Begriffe, den man heute bei ihr lernen konnte!) in unserer Sprache, also ein Wort mit zwei Bedeutungen, wenn man die Großschreibung außer Acht lässt.
Desweiteren lernen wir, dass »unsere« Zeichen, also die lateinischen Buchstaben, lauttragend sind, sie sind an sich leer an Bedeutung. Die chinesischen Zeichen dagegen sind inhaltstragend, sie sind Wort-Bild-Zeichen, ein Zeichen entspricht genau einem Wort. Es gibt das Zeichen für »Sonne«, das Zeichen für »Mond«, und das Zeichen für »hell« ist eine Kombination aus »Sonne« und »Mond«. Um Chinesisch zu lernen, muss man also die visuellen Zeichen lesen lernen und zusätzlich deren Aussprache. Zum chinesischen Grundwortschatz gehören ca. 3000 Zeichen, gesprochene Silben gibt es ca. 1300. Es ist also absolut normal, wenn unterschiedliche Zeichen gleich ausgesprochen werden, aber eine andere Bedeutung haben. Chinesen sprechen daher auch oft mit den Händen, sie zeichnen sich Schriftzeichen mit dem Finger auf die Hand, um deutlich zu machen, worüber sie gerade sprechen. Das Zeichen für »hell« wird »ming« ausgesprochen, aber »ming« heißt auch »Tee«, »nieseln« und unzähliges mehr.
Auch im Chinesischen gibt es Wortzusammensetzungen, nicht jedes Wort besteht aus nur einem Zeichen, »Computer« ist eine Kombination aus den Zeichen für »Strom« und »Gehirn«, »Fernseher« wird zusammengesetzt aus »Strom« und »Auge« und »Rolltreppe« aus den Zeichen für »Strom« und »Treppe«.
Am Ende nennt Susanne Zippel wichtige Aspekte beim Setzen des Chinesischen: Chinesisch ist eine Schrift im Quadrat, jedes Zeichen nimmt denselben Raum ein, jedes Zeichen ist ein Quadrat. Die Zeichen stehen autark nebeneinander, es gibt keine Ligaturen. Sie stehen daher automatisch im Blocksatz, es sind keine Wortabstände notwendig und es gibt auch keine Trennstriche.