9. CXI Konferenz – Corporate Identity
Trotz Unwetters und zahlreicher Zugausfälle fanden am Freitag, den 23. Juni 2017 alle Sprecher und Besucher den Weg in den Ringlokschuppen nach Bielefeld. Dort startete mit leichter Verspätung die CXI, die größte Brand-Identity- und Corporate-Konferenz Europas. Ausgerichtet wurde die eintägige Konferenz vom Corporate Design Institut in enger Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Bielefeld. Dort lehrt der Initiator Robert Paulmann, welcher gleichzeitig Leiter des Corporate Design Institutes ist. Karin Schmidt-Friderich vom Verlag Hermann Schmidt aus Mainz moderierte die Konferenz. Es wurden sechs innovative Projekte von Gestaltern im Dialog mit ihren Auftraggebern vorgestellt.
Den Anfang machten Adrian Nilsson und Marcus Gärde von der schwedischen Agentur Bold im Diskurs mit Didrik A. Fjeldstad von der dänischen Fluggesellschaft SAS Airlines. Der Vortrag behandelte die Überarbeitung des Corporate Designs. Dieses wurde aufgrund der gestiegenen Konkurrenz auf dem wachsenden Flugmarkt neu konzipiert. Die neue Identität arbeitet mit einem schlichten grafischen Design in Kombination mit einer emotionalen und atmosphärischen Bildwelt. Für das neue Erscheinungsbild wurde die Hausschrift »Scandinavia« überarbeitet. Im Besonderen wurde im Vortrag die sehr erfolgreiche Kampagne »We Are The Travelers« vorgestellt, welche sich in der Gestaltung am Design von Anzeigen großer Luxusmodelabels orientiert.
Darauf folgend wurde das verspielte Erscheinungsbild des Hamburger Unternehmens Future Candy vorgestellt. Die Innovationsagentur hat sich der Trendforschung und der Transformation von Unternehmen ins Digitale verschrieben. Den Vortrag hielt der Gründer Nick Sohnemann zusammen mit Falko Ohlmer von der Frankfurter Agentur Arndt Benedikt, welche die neue visuelle Identität des Unternehmens herausgearbeitet hat. Entstanden ist ein variables Logo, das mit verschiedenen Mustern in unterschiedlichen Kombination und Farben arbeitet. Als Grundform des Logos wurden die Initialen FC genutzt. Bei der Wahl der Schrift wurde auf die neutrale GT America von Grilli Type gesetzt. Die Grundformen der Schrift basieren auf der Franklin Gothic. Am Ende des Vortrages gaben die Sprecher einen Einblick in die spannende Zusammenarbeit und den Entwicklungsprozess.
Im Anschluss wurde das Redesign für die Marke Sennheiser vorgestellt. Die Leitung der Neugestaltung wurde von der internen Designabteilung übernommen. Den Vortrag hielten Oliver Berger und Finn Fukozawa aus dem Designmanagement-Team mit Sitz in Zürich. Eine Besonderheit bei Sennheiser ist die Abkopplung des Designs von allen anderen Abteilungen. Um sich von der Konkurrenz abzuheben, die vor allem mit der technischen Qualität und rational werben, setzt das neue Design von Sennheiser auf emotionale und auratische Bilder in Kombination mit einer klaren Typografie. Die zuvor präsente blaue Hausfarbe wurde reduziert. Für die neue Identität wurde eine neue Hausschrift bei Schick Toikka in Auftrag gegeben. Ergänzend dazu wurde auch das Produktdesign überarbeitet und vereinheitlicht. Auch der persönliche Übergang vom Design ins Designmanagement waren Thema des Vortrags.
Nach der einstündigen Mittagspause berichtete Maria Soni-Reisfelder, Leiterin der Abteilung Marketing und Kommunikation und Gründungsmitglied von Volkswagens neuem On-Demand-Mobilitätsdienstleister MOIA, lobend von ihrer Zusammenarbeit mit der Kreativagentur Khanna\Reidinga. Maarten Versteege, Design Director und Creative Partner bei besagter Agentur, beschrieb während des Vortrags die Ideenfindung für die Identität von MOIA. Während MOIA mit dem Bestreben zum weltweit führenden Mobilitätsdienstleister sich mit der grundsätzlichen Frage auseinandersetzt, wie die Menschheit sich in naher Zukunft fortbewegen wird, wollte die neunzehnköpfige Kreativ Agentur bei der Gestaltung der Brand-Identity besonders auf eine hintergründige Story setzen. Begriffe wie Mobilität, Entwicklung und Technologie führten die Agentur zu dem Begriff Magie, der zu dem Markennamen MOIA und wiederum als Inspiration für Logo und Design dienten. Dabei blieben sie der Futura, die bis vor wenigen Jahren die Hausschrift vom Volkswagen Konzern war, treu.
Den nächsten Vortrag hielt Dr. Jan Metzler, der Leiter der Abteilung Kommunikation und Marketing ist, zusammen mit Achim Heine von der preisgekrönten Agentur Heine/Lenz/Zizka. Die Kunsthalle wurde von 2014 bis 2016 modernisiert um sie architektonisch zu öffnen, wettbewerbsfähig zu bleiben und auf die digitale Omnipräsenz einzustellen. Dabei sollte das Museum trotz der Bauarbeiten durch Designkonzepte kommunizieren, dass es weiter geöffnet bleibt. Die Vortragenden berichteten von der Überarbeitung des Logos und des Erscheinungsbildes der Kunsthalle. Als neue Hausschrift kommt die Johnston zum Einsatz. Zudem wurde das sehr erfolgreiche temporäres Erscheinungsbild »Weiter Offen« vorgestellt, welches für die Umbauphase entwickelt wurde.
Nach einer Kaffeepause wurde der letzte Vortrag humorvoll von Matt Schoen, von dem Vice Magazin, eröffnet. Das Magazin engagierte, zur Entwicklung eines jungen und dynamischen Designs für den TV-Kanal Viceland, die Branding-Agentur Gretel. Greg Hahn, Entwickler von Markenstrategien und Corporate Identity, gründete 2005 die erfolgreiche Agentur in New York. Zusammen mit dem Creative Director Ryan Moore berichteten die beiden aus ihrer Perspektive auf die Zusammenarbeit mit Vice.
Die Vortragenden berichteten von Differenzen in dem Entwicklungsprozess, bis schließlich das überzeugende Design in nur einem Schriftzug, in der Helvetica und einer simpel gehaltenen Schwarz-Weiß-Farbpalette, vorgestellt wurde. Dabei wurde kühn auf ein Antidesign gesetzt, das bewusst ungestaltet und schlicht wirkt. Das Design ist auf einfache Elemente, die variabel zusammengesetzt werden können, fokussiert. Das Erscheinungsbild sollte den niemals anhaltenden und sich stets weiterentwickelnden Zeitgeist von VICE verkörpern. Dies wird durch eine sehr freie und experimenteller Anwendung der Schrift versinnbildlicht.
Nachdem Fahrgemeinschaften gebildet und die letzten noch freien Plätze in Autos vergeben waren, endete die Konferenz mit einem tosenden Applaus für die Organisatoren. Wir freuen uns schon auf die nächste CXI 2018.
Für uns waren Alessandro Sommer & Dorothea Geist auf der 9. CXI Konferenz und haben diesen Beitrag verfasst.