ALARMA! Heft Eins — Koka ist nicht Kokain
Im Rahmen ihrer Bachelorarbeit haben Johann Zimmer & Jonas Kakoschke sich den Weg der Droge Kokain von den Anbaugebieten in Südamerika über die Transitregionen Mexiko und Westafrika bis zu den KonsumentInnen in Europa und den USA genauer angeschaut. Es geht ihnen dabei nicht um die gesundheitlichen Aspekte für EndverbraucherInnen, sondern um die aus dem Handel resultierenden schwerwiegenden Probleme und Gewalttaten in den Anbaugebieten und den Herstellungs- und den Transitländern, sowie die daraus resultierende globale Verantwortung der Konsumenten.
Entstanden ist dabei die erste Ausgabe der ALARMA! — Revolverblatt für wichtige Nischenthemen — mit dem Thema »Koka ist nicht Kokain«. Die ALARMA! soll aufklären und Bewusstsein schaffen für Themen, die von großen MedienvertreterInnen gar nicht oder nicht ausreichend beleuchtet werden, in unseren Augen für an nachhaltigem Leben interessierten Menschen aber auf keinen Fall zu vernachlässigen sind.
Die erste Auflage von 100 Stück wurde von den beiden selbst finanziert — ein Crowdfunding soll nun eine zweite, größere Auflage finanzieren. Unterstützen kann man das Ganze noch für kurze Zeit hier: http://www.startnext.de/koka-ist-nicht-kokain
Wir haben Johann und Jakob ein paar Fragen gestellt:
»Revolverblatt für wichtige Nischenthemen« lautet der Untertitel von Alarma!. Eure erste Ausgabe beschäftigt sich mit Koka. Wie seid ihr auf das Thema gekommen und wie kam eure Idee als Bachelorprojekt bei euren Betreuern an?
Wir haben viel überlegt welchem Thema wir uns in der BA-Arbeit widmen könnten, waren aber beide der Meinung, dass es gesellschaftliche Relevanz haben sollte und wir nicht "nur" ein Märchen neu illustrieren wollen. Wir sehen Grafik-Design als Werkzeug um nachhaltig Veränderungen in der Gesellschaft zu bewirken und wichtige Aufklärungsarbeit zu leisten.
Der persönliche Bezug kam bei Jonas über ein halbjähriges Praktikum in Buenos Aires mit einer anschließenden Reise durch Südamerika, bei der er die Situation der Menschen vor Ort selber wahrnehmen konnte.
Ich selbst lebe seit Jahren Straight Edge, also komplett Drogenfrei. Dennoch haben wir nicht prinzipiell etwas gegen den Konsum von Rauschmitteln, sondern gegen die Unterstützung von Drogenkartellen durch bedenkenlosen Kauf von unfair gehandelten Substanzen. Den größten Widerspruch und damit auch größten Anreiz zur Auseinandersetzung mit dem Thema, sehen wir in der vermeintlich bewusst nachhaltigen Lebensweise vieler Menschen im westlichen Europa, welche sie beim Konsum von Drogen scheinbar völlig ausblenden. Bei den Mentoren kam die Idee sowie das Ergebnis durchweg positiv an.
Wie sah der Arbeitsablauf von der Idee bis zur fertigen Zeitung aus? Wie lange habt ihr für die einzelnen Etappen gebraucht? Gibt es skurrile Fakten, auf die ihr während eurer Recherchen gestoßen seid?
Da für Jonas und mich das Thema auch neu war, stand am Anfang erst einmal eine ausgiebige, 5-Monatige Recherche, welche für eine gestaltungsbasierte Abschlussarbeit, doch recht umfassend war. Parallel dazu haben wir die Thesis unserer BA-Arbeit verfasst. Einen Großteil der Informationen haben wir natürlich online gesammelt, da wir nur wenige Veröffentlichungen zum Thema gefunden haben, die jünger als 20 Jahre waren. Erschwert wird die Informationsgewinnung natürlich dadurch, dass es sich um einen Schattenwirtschaft handelt und offizielle Zahlen zum Umsatz mit Drogen und dessen Konsum auf Beschlagnahmungen beruhen. Das heißt, alles was die Fahnder nicht finden, wird auch in keiner Statistik erfasst.
Skurril ist natürlich die Verbindung von Coca-Cola und Kokain, eine urbane Legende die jeder kennt und der wir natürlich auch nachgegangen sind. Tatsache ist (auf Grund unsere Internetrecherche…), das Coca-Cola nach wie vor als einziger Konzern der Welt, eine Exporterlaubnis für Coca-Blätter hat, um daraus Geschmacksstoffe zu gewinnen.
Sonst war die Recherche eher von erschreckenden Fakten geprägt. Zum einen was die Konsummenge von Kokain hier in Europa betrifft, zum anderen wie viele Opfer der "War on Drugs" täglich fordert. In der Stadt Ciudad Juárez, im mexikanischen Grenzgebiet, werden täglich 8 Menschen im Zusammenhang mit dem Kampf gegen und um die Drogen ermordet.
Wie geht es mit Alarma! weiter und welche Themen erwarten den Leser in Ausgabe #2?
Da wir Momentan noch ein 2-Leute Team sind, ist derzeit ein halbjährliche Veröffentlichung geplant. Es ist aber denkbar oder sogar gewünscht, dass wir bei der Recherche und den Texten noch mehr interessiert Menschen an Bord holen und auch was die Gestaltung angeht sind Features mit andern Künstlern und Designern nicht ausgeschlossen. Crowdfunding biete uns die Möglichkeit die gewonnenen und aufgearbeiteten Informationen kostengünstig weiter zugeben, was natürlich dem aufklärerischen Aspekt zugute kommt.
Für die 2. Ausgabe der ALARMA! wollen wir und mit Coltan beschäftigen. Ein Mineral welches in nahezu jedem modernen Mobiltelefon oder Laptop verbaut wird. Der Abbau findet größtenteils und widrigen Bedingungen in Zentralafrika statt. Ohne uns dem technischen Fortschritt zu verwehren, wollen wir uns damit beschäftigen, welche Auswirkung die rasante Entwicklung vor allem auf dem Bereich der mobilen Kommunikation auf unsere Gesellschaft hat, parallel zur gesellschaftlichen Lage in den Abbau-Regionen des Konfliktminerals.
alarma-alarma.de
[email protected]
ALARMA!
Revolverblatt für wichtige Nischenthemen
Coca si, Cocaina no.
Koka ist nicht Kokain.
Inhalt, Konzept und Gestaltung: Johann Zimmer & Jonas Kakoschke
Studiengang Kommunikationsdesign Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin
Fachbereich Gestaltung - Sommersemester 2013
Mentoren: Birgit Bauer, Franz Zauleck, Gisela Matthes
Veröffentlichung: Juli 2013
Umfang: 36 Seiten
Format: 29 cm x 38 cm
Sprache: Deutsch
Ausführung: Zeitung, 2-farbiger Druck
Preis: 7 Euro, davon 5 Euro an die Künstler