»analog« – Magazin für Netzlese und Blogkultur
»analog« ist im Rahmen der Diplomarbeit von Svenja von Döhlen an der FH Potsdam entstanden. Pre-Release war am 16. 7. 2007. Svenja von Döhlen ist Mitbegründerin und Redakteurin von »echtzeit« – gestaltetes Magazin // www.echtzeit.org
KONZEPT
Digital wird analog. – In der Blogosphäre oder Netzwelt gefundene Beiträge bilden die inhaltliche Grundlage für das Printmagazinkonzept. Die redaktionelle Aufgabe besteht darin, bereits vorhandene Texte, Fotos und Informationen zu finden, nach Qualität und Relevanz zu filtern und diese Auswahl dann zu einem Thema pro Ausgabe zusammenzustellen. Wichtig dabei ist: Die Beiträge werden vom subjektiven Filter Mensch ausgewählt und nicht von digitalen Algorithmen, wie bei Suchmaschinen. Das visuelle Vokabular des Magazins entlehnt sich einer typischen Blogästhetik und verknüpft somit assoziativ das »analoge« Magazin mit dem digitalen Weblog. Digitale Eigenschaften wie Scrollen und Verlinken werden ebenso als Stilmittel adaptiert, wie Kommentare, die wohl deutlichste Charaktereigenschaft von Blogs.
Mit einem viertel- bis halbjährlichen Erscheinungsrhythmus ist jede Ausgabe von »analog « nicht in erster Linie aktuell, sondern vielmehr eine Art Best-of-Magazin zu einem ausgewählten Thema.
Des Weiteren bricht das »analog«-Konzept den gängigen Prozess, Print-Inhalte ins Internet zu verlagern, stattdessen werden Netzinhalte in einem Printmagazin präsentiert. Das Print-Medium an sich bringt dabei Qualitäten wie Archivierung, Linearität, Entschleunigung, Materialität und Lesen auf Papier und ohne Strom mit sich. Die Besonderheit des Konzeptes liegt aber darin, die für die digitale Welt der Blogosphäre und des Internets erzeugten Bilder und Texte in ein analoges Medium zu übertragen und diese Inhalte über das Format Printmagazin einer erweiterten Leserschaft nahezubringen. Die Beiträge der Blogosphäre und daran potenziell interessierte Leser, die keine oder nicht regelmäßig Blogs lesen, werden somit verknüpft. Die in der Blogosphäre entstandene Gegenöffentlichkeit erhält außerdem eine zusätzliche Plattform in der Welt des gedrucktes Wortes.
LOGIN // Vorwort Ausgabe #01
»analog« ist ein Print-Magazin, das dem Verzetteln in der Netz- und Blogwelt ein Ende bereitet, indem es Blogboutique spielt: wir bieten Ausgewähltes aus Blogosphäre und Internet.
»analog« betreibt Bloglese, sammelt wertvolle Gedanken, Bilder und Texte zu einem Thema pro Ausgabe. »analog« filtert und archiviert Relevantes, entschleunigt Digitales, schwelgt in Standpunkten und verschreibt sich nimmersatt der Gesprächskultur.
Die Blogosphäre ist »ein Ort voller Perlen in einem Meer von Irrelevanz«. Blogger sind unsere Autoren. Fotocommunities unsere Fotografen. »analog« filtert emsig Interessantes, Neues, Ungewöhnliches, Echtes, Innovatives, Alltägliches, Besonderes und stellt es monothematisch für jede Ausgabe zusammen.
Dabei ist »analog« nicht topaktuell, sondern viel langsamer als die Blogs dieser Welt. Außerdem: »analog« ist nicht mehr editierbar,
einfach fertig – zack boom. »analog« darf im Regal verstauben und wird dabei aber »für immer« – sogar ohne Strom – lesbar bleiben. »analog« druckt digitale Gesprächskultur, um über die digitale Welt des Internet hinaus, ebenso in der »analogen« Welt, Ideen und Assoziationen zu verbreiten und damit neue Gesprächsgrundlagen zu bieten. Gemäß dem Motto: »Mehr eigenes Hirn für alle«.
PS: Gefiltert wird in »analog« von Menschen, statt von Algorithmen.
ENTER // Editorial Ausgabe #01 »privat«
Willkommen in »analog«.
Das Thema unserer ersten Ausgabe ist »privat«. Denn wir fragen uns im Online- und Internet-Kontext immer öfter: Was ist hier eigentlich privat und was öffentlich? Wo sind die Grenzen?
Wir schreiben unsere privatesten Dinge und veröffentlichen sie auf unseren Blogs im worldwideweb, wir teilen unsere privatesten Fotos mit der flickr-Community und planen unsere persönlichen Termine mit einer Web-2.0-Anwendung, die unsere Daten – natürlich streng vertraulich – kinderleicht online verwaltet.
Wird unsere Welt bald gespickt sein mit Rfid-Chips, jenen kleinen harmlos anmutenden goldenen Metallrechtecken auf der Krankenkassenkarte? Welche – zum Schutze des öffentlichen Raums – installierte Überwachungskamera kann nebenbei ebensogut in mein Wohnzimmer zoomen und mich unwissentlich beobachten? Wer liest eigentlich meinen Blog und wer verwendet meine Urlaubsbilder weiter? Was ist überhaupt noch »privat«?
Diese Ausgabe ist privat: Wir öffnen private Türen, lesen in fremden Tagebüchern, fragen nach Passworten und verfolgen digitale Spuren. Zwischen Vorsicht und Leichtsinn, Passwort-Dschungel und Spam-Mail-Filter, Online-Tagebuch und Bonuskarten. Mit Neugier und kritischem Blick machen wir private Grenzen aus und entdecken den Raum der anderen. – Bleibt die Frage: Darf man das?
ZITATE AUSGABE #01
… und der allergrößte Teil der Konsumenten schert sich – mit Verlaub – einen Scheißdreck um das Problem Privatsphäre.
(su-she)
Wie sagte meine Deutschlehrerin einem tiefsinnigen Versprecher: » Die Regierung macht mit dem Volk, was es will.«
(classless)
Wenn Sie Google-Services nutzen, zeichnen unsere Server automatisch DAten auf, die Ihr Browser verschickt, wenn Sie eine Webseite benutzen.
(google inc.)
Meine Güte, über den Strichcode haben sich vor 20 Jahren auch alle aufgeregt und vorm » gläsernen Kunden« gewarnt. Was soll denn an RFID nun so anders sein?.
(Zitat o. N. auf www.foebud.de)
Wir alle sind in gewisser Weise vielleicht nicht »selbst Schuld«, aber doch durch die völlig kritiklose Nutzung entsprechender Werkzeuge zumindest beschämend willenlos im Angesicht dessen, was derzeit passiert.
(su-she)
Privatsphäre wird es immer geben. Meine Gedanken sind frei!
(simon columbus)
Anonymisiert wird hier gar nichts – und alles ist für die ganze Welt zu sehen.
(meredith-haaf)