AUZEICHNUNGEN – Zu den Schöpfern der fantastischen Welten: Illustratoren.
In diesem Diplom-Tagebuch geht es um ein persönliches Anliegen: Illustration.
Mir war es in erster Linie wichtig ein sowohl visuell, als auch inhaltlich
spannendes Werk zu schaffen. Die Idee das Thema in ein Tagebuch zu
verpacken ist rein zufällig entstanden. Zu Beginn, war es schlichtweg die
einfachste Art mich der Aufgabe anzunähern. Nach und nach fand ich diesen
Zugang aber auch den passendsten. Ich wollte meine Erfahrungen und Gefühle
nicht nur in den Illustrationen, sondern auch in den Texten wiedergeben. Dabei
schien mir die Umgangsprache am besten geeignet. Im Gegensatz zur
hochdeutschen Sprache schafft sie es meine Stimmung und meine Gedanken
genau auf den Punkt zu bringen – was nur logisch ist, denn ich denke ja auch
in Mundart.
Die Texte widmen sich im Grunde sieben Schlüsselfragen, wobei ich
Unterstützung von bereits erfahrenen österreichischen Illustratoren fand. So
entstanden sieben Interviews, die das Gebiet rund um die Illustration
beleuchten, die Situation am österreichischen Markt erklären und einen kleinen
Ausblick in die Zukunft der Illustration bieten.
Ich habe die Zeit genutzt um Techniken auszuprobieren, mit verschiedenen
Werkzeugen und Materialien zu experimentieren und bereits erfahrene
Illustratoren zu besuchen um ihnen ihr Fachwissen zu entlocken. Die
Illustrationen die dabei entstanden sind, sind zu meiner eigenen Verwunderung
sehr unterschiedlich geworden – war es doch ursprünglich mein Ziel, meinen
eigenen Stil zu finden. Das liegt einerseits daran, dass es mich langweilt
ständig mit demselben Werkzeug, derselben Bildsprache zu arbeiten,
andererseits finde ich bestimmte Werkzeuge für bestimmte Themen einfach
passend. Wenn ich zum Beispiel ein altes Kaffeehaus oder einen Bahnhof
illustriere, wo ich in erster Linie Licht und Atmosphäre einfangen möchte, werde
ich dafür keine digitale Illustration machen. Kugelschreiber, Bleistift, Kohle oder
Kreide erscheinen mir dafür am besten geeignet. Mache ich hingegen eine
Illustration, die vor allem plakativ und kräftig oder auch abstrakt sein soll, so
werde ich dafür nur eine Skizze von Hand zeichnen, um diese dann am
Computer umzusetzen.
Barbara im slanted Interview
slanted: Gib uns bitte ein paar Informationen über Dich und/oder die Firma, für die Du arbeitest.
Mein Name ist Barbara Rettensteiner. Aufgewachsen bin ich in einem 500-Einwohner-Dorf in Salzburg. Mit 14 Jahren ging ich dann nach Graz um dort die HTL Ortwein für Grafik und Design zu besuchen. Nach dem Abschluss arbeitete ich zwei Jahre lang in einer kleinen Werbeagentur. 2004 begann ich das Studium Informationsdesign an der FH Joanneum in Graz. Selbstständig bin ich seit 2004 mit "AOST - Konzept und Gestaltung".
slanted: Was ist Deine Grafikdesign Richtung? Wie würdest Du Deinen Stil bezeichnen? Wo liegen Deine Stärken?
Meine Stärke liegt in der Vielfältigkeit.
Das kann von Vorteil sein, weil man dadurch flexibel ist und möglicherweise viele
Jobs bekommt, es kann aber auch von Nachteil sein, weil ich dadurch bestimmt nicht für meinen individuellen Stil bekannt werde.
Das Problem ist, dass mir ganz schnell langweilig wird, wenn ich ständig im gleichen Stil arbeite. Was ich aber immer wieder gerne mache sind Illustrationen mit Kugelschreiber, da diese Illus eine ganz eigene Ästhetik bekommen, die mir persönlich sehr gut gefällt.
Bei Auftragsarbeiten bemühe ich mich meine Grafiken und Illustrationen bestmöglich an die Anforderung des Kunden anzupassen. Dabei geht es mir weniger um persönliche Verwirklichung. Vielmehr stehen für mich die Anforderungen des Kunden und Benutzerfreundlichkeit in Vordergrund.
slanted: Wo arbeitest Du am liebsten?
Am liebsten arbeite ich mit mehreren Menschen zusammen. Das war auch problematisch während meiner Diplomarbeitszeit, weil ich dort von zu Hause aus gearbeitet habe. Mir ist es wichtig jemanden um mich zu haben. Jemanden der mir Feedback gibt, mit dem ich mich austauschen kann und so weiter. Zudem finde ich es wichtig, dass Arbeitsbereich und Wohnbereich getrennt sind, um so Abstand zum Job halten zu können. Wenn ich mir den Arbeitsraum aussuchen könnte, wäre das wohl ein einziges riesiges Zimmer mit viel Platz für Arbeitsgeräte, Regale, Sofas und Gleichgesinnte.
slanted: Was inspiriert Dich?
Jedesmal wenn ich ein Grafik-Design-Buch oder einen Illustrationsband durchblättere bin ich natürlich inspiriert, begeistert, vielleicht auch ein bisschen neidisch. Mich inspirieren und interessieren aber auch Spielsachen oder Techniken aus anderen handwerklichen Berufen. Ich bin zum Beispiel begeistert von schmiedeeisernen Geländern und so weiter, von feinsten Fliesen-Mosaiken oder von alten Bahnhöfen mit den typischen Stahl-Glas-Dächern.
Slanted: Warum hast Du diese Arbeit gemacht? Wie bist Du auf die Idee gekommen? Was steckt dahinter?
Mich hat es gestört, dass von einer breiten Masse Grafik-Design nur selten wahrgenommen wird. Besonders am Land, wo ich aufgewachsen bin, ist das schwierig. Grafik-Design ist das praktische Vehikel zur Übermittlung von Information. Bei Typografie ist es noch schwieriger. Es kommt der Umstand hinzu, dass jeder Mensch in irgendeiner Form – sei es handschriftlich oder digital – mit Typografie umgehen kann. Das sind Gründe warum Grafik-Design oder Typografie kaum als künstlerische Fertigkeiten betrachtet und auch nicht als handwerklicher Aufwand empfunden werden. Bekommen Arbeiten einen illustrativen Charakter wird es leichter für die Menschen sie als gut oder schlecht zu bezeichnen, denn jeder weiß – auch aus eigener Erfahrung – dass die Fähigkeit zu zeichnen nicht jedem gegeben ist und dass hinter einer guten Illustration auch viel Arbeit stecken kann.
Das waren ausschlaggebenden Gründe, die mich dazu veranlasst haben diese Arbeit zu schreiben und zu illustrieren. Hinzu kam der Wunsch nach handwerklicher Betätigung, die im Laufe der Jahre durch den ständigen Umgang mit Grafik-Software für mich zu kurz geriet.
slanted: Was möchtest Du mit Deiner Arbeit erreichen/aussagen?
Für mich ist "AUFZEICHNUNGEN – Zu den Schöpfern der fantastischen Welten: Illustratoren" quasi ein Portfolio das ich dazu verwenden möchte um meine Kunden auf das Potenzial der Illustration aufmerksam zu machen. Ich möchte zeigen, dass sich Illustrationen durchaus auf vielen Gebieten anwenden lassen und dass sie oft mehr aussagen können als Fotos.
slanted: Wie/Wo wäre die ideale Anwendungsweise?
Illustration lässt sich in vielen Bereichen einsetzen. Medienspezifisch gibt es da keine Grenzen, glaube ich. Die Grenzen liegen am ehesten in der Anforderung an das Produkt. Wenn ich zum Beispiel einen Tourismus-Katalog für das Tiroler Zillertal gestalte, wird es besser sein Fotos zu verwenden als Illustrationen. Mache ich hingegen ein Musikplakat, wo es vor allem um Stimmungen geht die transportiert werden müssen, so kann ich durchaus eine illustrative Lösung finden, die dann vielleicht mehr aussagt als eine Fotografie.
slanted: Wie lange hast Du an Deinem Werk gearbeitet?
7 Monate habe ich daran gearbeitet. Leider habe ich die genaue Arbeitszeit nicht notiert – ich würde es selbst gerne wissen. Ich schätze aber, dass es so um die 800 Stunden sein müssen
slanted: Wer hat Dich betreut und wie hast Du davon profitiert?
Meine Betreuerin war Dipl.-Restauratorin Erika Thümmel, die Materialkunde und Szenografie an der FH Joanneum unterrichtet. Sie hat meinen ungewöhnlichen Zugang, nämlich ein Diplomtagebuch zu schreiben unterstützt und mich auch sonst in meinen Entscheidungen bekräftigt. Zudem hat sie mich auf die Idee gebracht, Interviews mit österreichische Illustratoren zu machen.
slanted: Hast Du Deine Arbeit handgemacht (gedruckt, veredelt etc.)?
Meine Arbeit sollte nicht nur inhaltlich, sondern auch optisch an ein Tagebuch erinnern. Aus diesem Grund ist der Bucheinband aus besticktem Leder. Hinten gibt es ein Fach, das ausgewählte Arbeiten meiner Interviewpartner in Form von Karten beinhaltet. Der Kern wurde auf drei unterschiedlichen Papiersorten gedruckt: Ein ungestrichenes Naturpapier für den Hauptteil, ein gestrichenes, hochweißes Papier für die Quintessenz und Transparentpapier für Skizzen. Ein Bändchen dient als Lesezeichen, ein Gummiband sorgt dafür, das keine Karte aus dem Buch fallen kann.
slanted: Hast Du Vorbilder? Was interessiert Dich an dieser/n Person/en? Welche Arbeiten gefallen Dir?
Fast immer wenn ich ein Design- oder Illustrationsbuch durchblättere gefallen mir viele Arbeiten darin sehr, sehr gut. Trotzdem habe ich kein konkretes Vorbild. Wenn ich ehrlich bin will auch gar keines haben, denn ich finde das persönlich ein bisschen problematisch. Man läuft dadurch in Gefahr genau dasselbe zu machen wie dieser Mensch, dem man eben nacheifert. Ich finde es besser an sich selbst zu arbeiten und das zu tun was am besten der eigenen Persönlichkeit entspricht.
slanted: Was sind Deine Pläne für die Zukunft?
Ich bin gerade dabei eine Bürogemeinschaft mit zwei Studienkollegen zu gründen. Die beiden haben sich auf die Programmierung von Websites (Flash, php, mysql, javascript) spezialisiert und ich denke, dass wir uns gegenseitig sehr gut ergänzen können. Mit deren Hilfe würde ich mich nun gerne mit animierten Illustrationen beschäftigen. Außerdem ist es mein Wunsch Grafik-Design sehr stark mit Illustration zu verbinden.
Danke für das Interview!