cxi_13
Am Montag fand die cxi_13 in Mainz statt. Zu dieser Konferenz möchten wir euch ein paar Impressionen und Einblicke geben.
Unter den einleitenden Worten von Prof. Petra Eisele, Professorin für Designgeschichte an der FH Mainz, eröffnete die diesjährige, fünfte cxi-Konferenz über Corporate Identity. Im Hinblick auf den globalen Wandel, den wirtschaftlichen, politischen und sozialen Umwälzungen unterstrich sie die zunehmende Wichtigkeit von Authentizität in der öffentlichen Performance von Unternehmen. Das sogenannte “Trust Design” war deshalb auch Gegenstand bei allen fünf folgenden Präsentationen zur Entwicklung eines zeitgemäßen und erfolgreichen Corporate Designs.
Dieser Herausforderung stellten sich Factor Design mit der evangelischen Organisation Brot für die Welt. Wie kann eine Hilfsorganisation das Thema der Ernährungsarmut würdevoll für die Opfer nach Außen kommunizieren, ohne durch überspitzte Darstellungen zu polarisieren? Welchen Werten bleiben sie nach jahrzehntelanger Tätigkeit treu und in welchen Bereichen müssen sie sich neu positionieren? Dabei war es wichtig gestalterische Wildwüchse vergangener Zeiten abzuschütteln und ein klares, ehrliches Erscheinungsbild zu entwickeln, das nach Außen strahlt und bewegt.
Mit Wildwüchsen plagte sich auch Norbert Möller von der Peter Schmidt Group, als er sich des Redesigns von The Linde Group annahm. Der globale Gaskonzern mit seinen zahlreichen untergeordneten Unternehmen brillierte eher durch ein Logo-Wirrwarr als durch ein homogenes Erscheinungsbild. Mit der konsequenten Einführung einer Markenarchitektur und der Präsenz auf Social Media Plattformen geben sie dem Unternehmen Charakter und suchen den direkten Kontakt zum Endverbraucher. Durch dreidimensionale Renderings und Soundscapes, die auf der jeweiligen chemischen Struktur der Gase basiert, haben sie dies erfolgreich geschafft und dem Unsichtbaren ein Gesicht gegeben.
Ein hitziges und äußerst amüsantes Wortgefecht lieferten sich Andreas Weber von Stan Hema und Klaus-Peter Siemssen von Selux, wie man ein traditionelles, familiengeführtes Unternehmen zu einem zukunftsfähigen Marktplayer macht. Ihre Zusammenarbeit für die Beleuchtungsfirma ließ viel vom kontinuierlichen Diskurs zwischen Kunde und Designer durchblicken. Der Dialog und die Auseinandersetzungen förderten das Zustandekommen eines qualitativ hochstehenden Endprodukts. Die Kommunikationsmittel von Selux bestechen nun durch eine explizit reduzierte Formsprache und legen den Fokus auf Qualität und Innovation.
Ebenfalls durch Innovation führen Dr. Florian Kaps und das Designstudio Heine, Lenz, Zizka mit The Impossible Project den Polaroidfilm in die Zukunft. Sie versuchen die in Konkurs geratene Polaroidfirma wiederzubeleben und haben in Zuge dessen die alten Maschinen aufgekauft und die Produktion wieder aufgenommen. Ihr Vorhaben wurde oft als »unmögliches« Projekt abgetan oder eben als “impossible project”. Durch die große Verantwortung, die einhergeht mit der Übernahme eines Kulturguts, stellte sich auch die Frage, inwieweit sie das bisherige visuelle Erscheinung zitieren können und wann es sinnvoll ist, sich davon zu emanzipieren. Den analogen Nostalgiewert des Instantfilms und die Vorzüge der digitalen Revolution verschmelzen sie gekonnt in ihrer durchdachten Marketingstrategie und schlagen so eine Brücke zwischen damals und heute.
Schlussendlich wirft das Projekt von Edenspiekermann mit Getyourguide einen Blick in die Zukunft der Designkompetenzen. Die peer-to-peer Webplattform Getyourguide widmet sich der Reiseplanung und erweitert sie durch persönliche Empfehlungen von anderen Usern. In Abstimmung auf das Nutzverhalten der digitalen Gesellschaft ist vom Designstudio eine agile Arbeitsweise gefordert, die auf aktuelle Trends schnell reagieren muss. Da die Rolle des Internets immer wichtiger wird, muss sich auch die Designwelt bald den neuen Herausforderungen stellen und flexibler zu werden. An der cxi-Konferenz hat sich auf jeden Fall eine Aufbruchsstimmung eingestellt, die sich durch den gegenseitigen Austausch befruchtet hat und zuversichtlich stimmt.