Der neue stern
Am 14. März erschien der stern in neuem Design: Moderner, neuer Look, neue Struktur, neue Haltung – so die Schlagworte auf www.stern.de/derneuestern.
»Wenn man ein Magazin wie den stern modernisiert, muss man überlegen, wie Deutschland sich verändert hat. Eine Zeitschrift muss die Zeit abbilden, in der sie existiert.« Dominik Wichmann, stern Chefredakteur
Nachdem es in den letzten Tagen bereits einige positive sowie negative Reaktionen auf den neuen Look gab, haben wir Johannes Erler, Art Director des Sterns (seit 2012), direkt um ein kleines Statement zum Redesign gebeten, das wir euch 1 zu 1 an dieser Stelle präsentieren dürfen:
Heute ist Samstag Abend und langsam komme ich nach ziemlich aufregenden Tagen ein wenig zur Ruhe. Donnerstag kam der neue, »neue« stern, aber schon die Tage davor waren hektisch. Der stern wird ja in der Nacht von Montag auf Dienstag gedruckt. Seit Dienstag also Alarm.
Ich bin froh, dass die Zeit der Planung und der Entwürfe endlich vorbei ist und wir jetzt anfangen können, mit dem neuen Heft zu arbeiten. Hat insgesamt fast ein Jahr gedauert, von den ersten Überlegungen bis zur Einführung. Und das im Umfeld eines großen Verlages, der natürlich nervös ist, weil die Gesamtlage nicht wirklich rosig ist (das gilt für alle Verlage, die in dieser Liga spielen), und mit einer großen Redaktion im Hintergrund, die zwischen Hoffen und Bangen schon eine ganze Weile loslegen wollte und die wir immer wieder vertrösten mussten, weil so was eben dauert.
Ich bin trotzdem sehr froh und stolz, dass ich so was mal mitmachen durfte. Und kann nach diesem ersten Jahr beim stern sagen, dass fast alles, was ich vorher gehört hatte (»geh da bloß nicht hin, da ändert sich nie was, der Verlag ist so gut wie tot und die Redaktion ist ein Haifischbecken!«) nicht stimmt. Ich habe eine große Lust an der Veränderung und unheimlich viel Unterstützung erfahren und ich glaube, wir können mit dem Ergebnis ganz zufrieden sein.
Natürlich ist der neue stern nicht die Neuerfindung des Editorial. Das war aber auch gar nicht unsere Absicht. Wir wollten eine klassische Illustrierte liebevoll wiederbeleben. Wir haben versucht, einen stern zu machen, der die vielen, treuen Stammleser ebenso abholt, wie hoffentlich ein paar neue Leser dazu holt, die gern klassischen Print lesen und nun merken werden, dass es im stern wieder viel mehr zu entdecken gibt. Das war nötig. Denn der stern war doch ein wenig langweilig geworden. Und liebevoll gemacht in Struktur und Typografie war er zuletzt auch nicht mehr.
Wir haben uns bei unserer Arbeit sehr am guten alten stern orientiert. Es gab eine Zeit Mitte/Ende der 80er-Jahre, die uns typografisch gut gefiel. Auf die haben wir referiert. Und ein typografisches Repertoire geschaffen, dass nun wieder klassisches Storytelling möglich macht. Vier Schriften kommen zum Einsatz: Tundra als Textschrift, Softpress und NImbus für die Headlines und Metric für die Kleintexte. MIt diesem Mix kann man nun wieder richtig gestalten. Laut und leise, lustig und dramatisch. Und mit diesem Repertoire werden vor allem auch die Standards jetzt wieder eigenständiger und wiedererkennbarer. Ich bin mir sicher, dass man der stern jetzt auf jeder einzelnen Seite als stern erkennen wird, auch wenn man das Logo nicht sieht.
In sofern ist alles neu und vieles ist dennoch gut bekannt. Wir haben es »das Mini-Prinzip« genannt, womit wir den Mini als Auto meinen: die ältere Generation erkennt im neuen Mini den alten wieder und mag ihn deshalb. Aber die Jüngeren, die den alten Mini gar nicht mehr so richtig kennen, halten den neuen Mini dennoch für ein zeitgemäßes Auto.
Jetzt haben wir diesen Gestaltungsbaukasten erst mal an den Start gebracht und schauen, wie er sich entwickelt. Aber in Wahrheit kommt es ab jetzt natürlich auf die Geschichten an, die wir damit gestalten. Der stern soll schön anzuschauen sein. Aber vor allem soll er natürlich spannend zu lesen sein. Und da müssen wir jetzt liefern.
Die erste Resonanz ist überwiegend freundlich. Wer eine Revolution erwartet hat, ist nun natürlich enttäuscht. Das hatten wir aber auch nie vor. Den Lesern gefällt es offensichtlich, denn die erste (allerdings auch deutlich günstigere) Ausgabe hat sich bis heute gut doppelt so häufig verkauft, wie an »normalen« Wochen. Und über die Abo-Aktion haben wir bereits über 5000 neue Abonnenten gewinnen können. Auch die Branche ist erstaunlich gnädig. Erik Spiekermann z.B. hat mir eine sehr nette Mail geschrieben, in der er sagt, dass »der stern damit endlich wieder ein Magazin ist, dass den Namen verdient«. Von solchen Mails habe ich einige bekommen. Es gibt auch Kritik. Viele hatten einfach mehr erwartet, aber der stern ist und bleibt Mainstream und dazu stehen wir auch. Trotzdem wollen wir jetzt vorankommen. Aber die Grundlagen sind gelegt und ich habe große Lust, ab Montag das allerbeste daraus zu machen. / Johannes Erler, Art Direktor stern
Der neue stern ist diese Woche als eMagazin im Übrigen gratis – so kann sich jeder seine eigene Meinung bilden. Oder die neue Ausgabe am Kiosk kaufen. Wer sich einen ersten Eindruck verschaffen will, kann auch bei issuu ausgeählte Doppelseiten blättern.
Einige Stimmen aus dem Netz:
www.grafiker.de
www.horizont.net
www.spiegel.de
www.typografie.info