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Die Eric Gill-Serie – Gill Sans Nova, Joanna Nova und Joanna Sans Nova

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Mit der Eric Gill-Serie präsentierte Monotype am 4. November eine der bislang umfassendsten Schriften-Neuauflagen. Das Paket besteht aus 77 Fonts und gliedert sich in die drei Familien Gill Sans® Nova, Joanna® Nova und Joanna® Sans Nova. Es umfasst Überarbeitungen und Erweiterungen der in den 1920er und 30er Jahren vom Künstler und Schriftentwerfer Eric Gill geschaffenen Gill Sans – einer der weltweit beliebtesten Schriften aller Zeiten – sowie der Buchschrift Joanna. 

 

Monotype Newsletter No. 5 (1932)

Die vier Monotype Schriftdesigner Steve Matteson, George Ryan, Ben Jones und Terrance Weinzierl arbeiteten aus verschiedenen Teilen der Welt an der Eric Gill-Serie, um Gills Arbeiten für das 21. Jahrhundert neu zu beleben und sein Schaffen sowohl für digitale Komunikationsmittel als auch für anspruchsvolle Print-Anwendungen fit zu machen. 

 
1929 drawings for Gill Sans Italic

Die neuen Schriften sowie Archivmaterial zu Eric Gills Werken werden in einer umfassenden Ausstellung präsentiert, die am 4. November in der Londoner Truman-Brauerei eröffnet wurde und bis zum 10. November ihre Türen für Besucher geöffnet hat. 

 

Ähnlich wie bei Neuauflagen von Filmklassikern, bei denen Licht, Farbe, Sound und verlorene Szenen für heutiges Publikum digital wiederhergestellt werden, ist auch die Eric Gill-Serie ein Remastering bewährter Schriften – ergänzt um neue Strichstärken und Glyphen für die internationale digitale Verwendung. Zu Eric Gills Zeiten kommunizierten Marken und Werbetreibende in Zeitungen und Magazinen. Heute ist die Welt digital und reicht mit einer Vielzahl vernetzter Touchpoints – wie Smartphones, Laptops und Tablets, e-Readers, Fahrzeug-Displays und anderer Geräte – weit über Print hinaus. Die neue Eric Gill-Serie macht die Schönheit und den einzigartigen Charakter von Gills originalen Designs für eine Vielzahl digitaler Einsatzmöglichkeiten verfügbar.

 

Gill Sans Nova

Dank Original-Zeichnungen und -Material aus Gills Hinterlassenschaft, aufbewahrt in Monotypes historischem Archiv, sind viele Neuerungen von Gill selbst vorbereitet. Teil der Serie ist außerdem eine völlig neue, von Gill inspirierte Schrift des Monotype Designers Terrance Weinzierl, die speziell für den Einsatz und die Lesbarkeit in digitalen Umgebungen entwickelt wurde. Joanna Sans Nova setzt als Sans-Version mit einem frischen Look-and-Feel die humanistische Tradition der Joanna fort. Vier Grundschnitte der Joanna Sans wurden gerade wegen ihrer vorzüglichen Lesbarkeit in das neue e-Book-Reader-Modell NOOK GlowLight von Barnes & Noble integriert, dem größten US-amerikanischen Buchhandelsunternehmen und führenden Anbieter elektronischer Medien und Schulmaterials.

 
Gill Sans Detail

Wir haben Steve Matteson ein paar Fragen zur Eric Gill Serie gestellt:

Warum hat sich Monotype entschieden, Schriften von Eric Gill zu überarbeiten?

Eric Gills Werk ist seit vielen Jahrzehnten ein wichtiger Bestandteil des typografischen Erbes Monotypes und hat die Kulturwelt durch die Verwendung in Markenidentitäten, Werbung, Büchern, Beschilderungen, Filmtiteln und mehr visuell geprägt. Die originale Gill Sans wurde beispielsweise in populären Filmtiteln wie „Toy Story“ und „Findet Nemo“ sowie in den Markenidentitäten von BBC, British Railways und Penguin Books eingesetzt. Der Erfolg und die Persönlichkeit von Schriften wie Gill Sans, aber auch der Buchschrift Joanna haben sie zu markanten Designs des letzten Jahrhunderts gemacht. Unser Ziel war es, Gills Arbeiten – die ursprünglich für Printanwendungen im 20. Jahrhundert entwickelt worden war –zu überarbeiten und sowohl für digitale Kommunikationsmittel als auch für anspruchsvolle Print-Anwendungen im 21. Jahrhundert neu zu beleben. Wir wollten von Gill-inspirierte, zeitgemäße Familien schaffen, die Gills Design-Erbe treu bleiben.


By 1967, the Monotype Newsletter was featuring versions of Gill Sans

Wieviel Gestaltungsspielraum hatten die Designer bei der Entwicklung „ihrer“ Gill-Schriften?

Erfahrungen eines Designers und seine eigenen Vorstellungen prägen den Look einer Schrift. In die Eric Gill-Serie sind jede Menge Ideen der Monotype-Designer eingeflossen, zum Beispiel durch ihre eigene Auffassung, wie Schrift in der heutigen digitalen Umgebung bei Lesern und Designern ankommt. Sie konnten auch Schriftstile und Zeichen wiederbeleben, die Eric Gill designt hat, die aber nie digitalisiert wurden. Dass alle beteiligten Designer das Werk Eric Gills sehr schätzen und Freude am Entstehungsprozess hatte, war für den Launch der Schrift-Serie ebenfalls wichtig.


Copper pattern plates for Joanna

Inwiefern hat Gills Werk die neue Gill-Serie beeinflusst?

In einem historischen Archiv bewahrt Monotype viele Originalzeichnungen aus Eric Gills Hinterlassenschaft auf. Von diesem Material ließen sich die Designer bei der Entwicklung „ihrer“ Gill-Schriften inspirieren. Ben Jones etwa lieferten einige der ursprünglichen Gill Sans-Schnitte Ideen zur Erweiterung der Joanna. Die Eric Gill-Serie greift aber auch Elemente auf, die bereits in den vordigitalen Versionen der Gill Sans und der Joanna beliebt waren, wie beispielsweise von Gill gezeichnete Zeigehände. Ein anderes Beispiel ist die Gill Sans Nova Deco. Für diesen Schriftschnitt wurde auf die Gill Sans Shadowline zurückgegriffen, die 1931 veröffentlicht, aber schließlich aus der Monotype-Bibliothek entfernt worden war. George Ryan hat das Design von Grund auf neu gezeichnet und robuster gestaltet, indem er neue Schriftzeichen ergänzt hat.


An early test proof of Gill Sans Shadow No 3

Die Joanna wurde redesignt und um eine komplett neue Sans-Version erweitert. Was war die besondere Herausforderung bei der Arbeit an dieser Schrift?

Die Herausforderung bestand darin, Gills Werk zu würdigen und ihm treu zu bleiben, sich davon aber nicht einschränken zu lassen – und das ist den Designern gelungen! Bei den kräftigen Strichstärken der Joanna Nova beispielsweise hat Designer Ben Jones Ansätze der Gill Sans Ultra Bold übernommen, und so eine robuste Headline-Version für die Text-Schnitte der Joana Nova entwickelt. Terrance Weinzierl hat den Geist der Joanna bewahrt, die Schrift aber mit seinem eigenen Stil abgerundet und für den Einsatz in digitalen Umgebungen optimiert.


Joanna Nova

Was war den Designern bei ihrer Arbeit an den Gill-Schriften besonders wichtig, welche Ziele verfolgten sie?

Ein Ziel hatten alle Designer bei der Entwicklung der neuen Eric Gill-Serie gemeinsam: auf Basis von Gills Werk etwas Neues kreieren und seine Designs zu zeitgemäßen Familien zu erweitern. Wir wollten keine uninspirierten Kopien der Originale schaffen, sondern etwas, das Designern und Lesern einen echten Mehrwert bietet und den Anforderungen der Jetztzeit gerecht wird.


Joanna Sans Nova

Was zeichnet die Gill Sans Nova, die Joanna Nova und die Joanna Sans Nova jeweils aus?

Alle Schriften sind sehr umfangreich, mit einer Vielzahl an Strichstärken, Zeichen und Sprachunterstützung, einschließlich kyrillischer und griechischer Glyphen. Gill Sans Nova erweitert den beliebten Klassiker Gill Sans von 18 auf 43 Schnitte, von Ultra Light bis Ultra Bold. Sie umfasst zusätzlich eine komplette Serie an Condensed-Schnitten, Display-Schriftschnitte sowie OpenType-Features, wie etwa Stilvarianten aus verschiedenen Phasen der Sans-Historie. Die Joanna Nova, Nachfolger der serifenbetonten Buchschrift Joanna, umfasst mit 18 Schriftschnitten mehr als doppelt so viele, wie das Original – von Thin bis Ultra Black – uns unterstützt darüber hinaus OpenType-Features für typografische Feinarbeiten, einschließlich Kapitälchen, diverse Ziffernarten und kontextbedingte Ligaturen. Die Joanna Sans Nova wurde speziell für den Einsatz und die Lesbarkeit in digitalen Umgebungen entwickelt, umfasst 16 Schnitte von Thin bis Black und bietet OpenType-Features für anspruchsvolle Typografie, einschließlich Kapitälchen, diverse Ziffernarten und Ligaturen. 

 

 

Gill Sans Nova

• Designer: George Ryan, Monotype

• Anzahl der Schriftschnitte: 43 (gegenüber 18 im Original Gill Sans), von Ultra Light bis Ultra Bold, zusätzlich eine komplette Serie an Condensed-Schnitten

• Neue Display-Schriftschnitte: sechs Inline-Schnitte sowie schattierte Outline-Schriften, inspiriert vom nie digitalisierten Original-Design und von der Gill Sans Nova Deco-Schrift, die einst aus der Monotype-Schriftbibliothek entfernt wurde

• Sprachunterstützung: Lateinische Sprachen (nur für Display-Schriftschnitte), Griechisch und Kyrillisch

• OpenType-Features mit typografischen Leckereien sowie für Stilvarianten aus verschiedenen Phasen der Sans-Historie

 

Joanna Nova

• Designer: Ben Jones, Monotype

• Anzahl der Schriftschnitte: 18 (gegenüber 6 im Original Joanna), von Thin bis Ultra Black

• Sprachunterstützung: Lateinische Sprachen, Griechisch und Kyrillisch

• OpenType-Features für typografische Feinarbeiten, einschließlich Kapitälchen, diverse Ziffernarten und kontextbedingte Ligaturen

 

Joanna Sans Nova

• Designer: Terrance Weinzierl, Monotype

• Anzahl der Schriftschnitte: 16, von Thin bis Back

• Sprachunterstützung: Lateinische Sprachen, Griechisch und Kyrillisch

• OpenType-Features für anspruchsvolle 

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Und hier noch ein paar Eindrücke der Ausstellung in London:

 

 

 

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