Die neue DIN
Robin Coenen, Student der FH Aachen entwickelte eine Schrift, die mathematisch aus den Vorgaben der neuen DIN-Norm 1450 Schriften-Leserlichkeit errechnet ist.
Hintergrund: Im April 2013 ist die neue DIN-Norm 1450 Schriften-Leserlichkeit erschienen. Verschiedene Type-Designer und Typographen haben in dieser Norm Regeln und Standards für die Kriterien Leserlichkeit und Lesbarkeit festgehalten und als Empfehlungen ausgeschrieben. Unter anderem gibt sie – immer in Relation zur Mittellänge einer Glyphe – konkrete Prozentwerte für die wichtigsten Verhältnisse der Merkmale einer Schrift, wie etwa der Laufweite oder Strichstärke.
Diese Prozentwerte hat Robin Coenen als Ausgangspunkt für sein Projekt »Die neue Din« benutzt und eine Schrift entworfen, deren Architektur aus den Angaben der neuen DIN Norm 1450 errechnet wurde. Trotz der mathematisch-konstruierenden Arbeitsweise im ersten Schritt, hielt er es für wichtig, das Schriftbild nicht zu konstruiert wirken zu lassen. Dabei helfen die offenen Buchstabenformen, die wiederum zur bessern Leserlichkeit des Wortbildes führen. Im nächsten Schritt wurden vor allem Kriterien bezüglich der Unterscheidbarkeit der Glyphen hinzugezogen, um optisch ähnliche Buchstaben besser voneinander zu unterscheiden. Die Schrift ist mit all ihren Eigenschaften bestens für Signalisationstext geeignet, zum Beispiel für Orientierungssysteme und Beschilderungen.
Statement zum Projekt von Typedesigner Kai Oetzbach, der Robin im Projekt betreut hat:
»Über das Pro und Contra zu den existierenden DIN-Normen, gerade was die typografie-spezifischen Normen-Veröffentlichungen angeht, kann man im Detail geteilter Meinung sein. Im besten Falle begreift man sie als ein Statement, welches man durch eigene Studien zu differenzieren versucht. Interessanterweise war gerade die starke Anlehnung an die neue »DIN-Norm 1450« in der Entwicklung des Schriftprojektes von Robin Coenen ein willkommener Aufhänger, eine Schrift mit einem anwendungs-spezifischen Hintergrund zu gestalten und hierbei die eigene praktische Arbeit auch für den theoretischen Erkenntnis-Gewinn nutzbar zu machen. Will sagen: Man sieht direkt am Arbeitsergebnis, wie sich die einzelnen Normvorgaben in der Anwendung verhalten und kann eigene Schlüsse über deren Einsatz in der Praxis ziehen.
Ich nutze in meinen Kursen seit Jahren die Schriftgestaltung als Motivator und Katalysator, um den Blick der Studierenden auf Schrift(en), ihre formalen Erscheinungen, Qualitäten und auch Schwächen zu schärfen — mit der Zielsetzung, den Entscheidungshorizont in der typografischen Arbeit zu erweitern und zu vertiefen. Auch wenn mit Bezug auf das studentische Fortkommen das LERNEN in seiner Wertigkeit stets über dem Endergebnis steht, so ist es doch auch bemerkenswert wenn Arbeiten entstehen, welche man als Lehrender selber gerne gemacht hätte und welche auch den eigenen theoretischen Horizont erweitern.«