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»Durchdacht – Aspekte des menschlichen Denkens in der Kommunikation. Ein Lagebericht.«

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In der Diplomarbeit von Julia Kästle wird das menschliche Gehirn zur Produktionsstätte massenhaft produzierter Gedanken. Die Wahrnehmung als subjektiver Filter persönlicher Erfahrungen, wird durch kleine grafische Elemente angeregt, das Denken aus einer anderen Perspektive anzusehen.

Das Buch ist zweisprachig (englisch-deutsch), in zwei Teilen (ähnlich der Hirnhälften), aufgebaut und beginnt jeweils von dem äusseren Buchdeckel. Der Text und die Grafiken korrespondieren durch das Buch hindurch. Es finden Verlinkungen ähnlich neurologischer Netzwerke statt. Kleine Icons leiten durch den Text, während feine Grafiken, als Infodiagramme (in Anlehnung Rorschach), die Flüchtigkeit der Gedanken und die Marktsegmente des Gehirns beschreiben. Viel Weißraum im Buch lässt Platz für eigene Interpretation. (Pressetext)

Diplomarbeit von Julia Kaestle 2007
Hochschule Mannheim
Fakultät für Gestaltung

INTERVIEW MIT JULIA KAESTLE:

Slanted: Gib uns bitte ein paar Informationen über Dich und/oder die Firma, für die Du arbeitest.
Julia: Mein Name ist Julia Kästle (25). Ich studierte in Mannheim, an der Hochschule für Technik und Gestaltung und schloss mein Studium im Oktober 2007 mit einem Diplom ab. Bisherige Arbeits- und Praxiserfahrungen habe ich bei Raum Mannheim, www.raum-mannheim.de und bei www.fileclub.org in Kairo gesammelt. Zur Zeit halte ich mich erneut in Kairo auf und arbeite ich mich in Arabische Schriftformen und Kalligrafie ein.

Slanted: Was ist Deine Grafikdesign Richtung? Wie würdest Du Deinen Stil bezeichnen? Wo liegen Deine Stärken?
Julia: Ich beschäftige mich gerne mit Schriftformen, Buchdesign, Print, Illustration, Gestaltung im Allgemeinen. Dabei ist es mir wichtig spielerisch Informationen zu verarbeiten. Meine Stärken liegen im visuellen Erforschen und Kombinieren, was sich zur Zeit eher im Printbereich ausdrückt.

Slanted: Wo arbeitest Du am liebsten?
Julia: Am liebsten arbeite ich im Bereich der Typografie und des Informationsdesigns.

Slanted: Was inspiriert Dich?
Julia: Meine Umgebung (Reisen), Bücher, Musik, Gespräche mit Freunden, das Internet, andere Designer.

Slanted: Welche Bedeutung hat für Dich Design?
Julia: Alan Flechter sagte einmal „Design is intelligence made visible“. Dieses Zitat war lange Zeit ein wichtiger Motivationsmoment. Heute ist Design für mich der Umgang mit Information. Dabei ist stets zu beachten, dass Information etwas sehr Persönliches ist. Um Informationen zu präsentieren kann man also nicht umhin, eine emotionale Komponente mit aufzubereiten um den individuellen Kommunikationsweg zu dem Nutzer zu erreichen. Trotzdem ist das eigentliche Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. Design ist in meinen Augen kreatives, nutzenorientiertes Gestalten – keine Kunst.

Slanted: Warum hast Du diese Arbeit gemacht? Wie bist Du auf die Idee gekommen? Was steckt dahinter?
Julia: Das menschliche Denken bestimmt unsere Wahrnehmungen. Unsere persönlichen Erfahrungen bestimmen jedoch unser Denken. Wenn ich als Designer die Wahrnehmung der Menschen erreichen möchte, komme ich nicht umhin mich mit ihren Denkweisen zu beschäftigen. Dabei ist natürlich der Alltag, die Lebenssituation und die soziale Einbindung von bedeutendem Einfluss. Auch diese vorgegebenen Bedingungen sind Teil unserer Wahrnehmungen, die wir mit unseren Denkweisen beeinflussen können.

Slanted:Was möchtest Du mit Deiner Arbeit erreichen/aussagen?
Julia: Ich möchte Perspektivwechsel bieten, die es ermöglichen, unsere (manches Mal eingefahrenen) Denkweisen spielerisch, ironisch und selbst prüfend zu thematisieren. Erreichen möchte ich ein Lächeln und ein paar Denkpausen.

Slanted: Wie/Wo wäre die ideale Anwendungsweise?
Julia: Da das Buch wie ein Geschäftsbericht gestaltet ist, wäre die ideale Anwendung voraussichtlich die kostenlose Zusendung bzw. kostenloser Download auf Anforderung.

Slanted: Arbeitest Du eher darauf los oder gibt es lange Konzeptionsphasen?
Julia: Diese Arbeit hatte eine lange Konzeptionsphase und bedurfte viel Recherchearbeit. Über 12 Bücher wurden gewälzt, Notizen füllten einen ganzen Ordner und das galt nur der theoretischen Konzeptions- und Texterarbeitung. Da dieses Projekt jedoch auch erhebliche journalistische Arbeitsweisen erforderte, war es durchaus zu erwarten, dass die Theorie hinter dem Projekt einiges an Zeit in Anspruch nahm. Je nach Auftrag kann ich aber auch spontan an die Sache gehen.

Slanted: Wie lange hast Du an Deinem Werk gearbeitet?
Julia: Ich habe 113 Tage offiziell damit zugebracht, das eigentliche Buch zu gestalten.
Die Vorarbeit – das Bücherlesen hat bestimmt 6 Monate gedauert.

Slanted: Wer hat Dich betreut und wie hast Du davon profitiert?
Julia: Meine Ansprechperson war zunächst Frau Prof. Götz an der Hochschule Mannheim. Profitiert habe ich in erster Linie davon, dass ich süchtig nach Typografie wurde. Das Auge für Flattersatz und Feedback zum Layout haben meine selbstständige Arbeitsweise gestärkt und bestätigt. Prof. Friedrich, der für die theoretische Betreuung bereit stand, ließ mich erahnen wie viele Bücher und philosophische Werke noch unbekannt und zu recherchieren sind.

Slanted: Hast Du Deine Arbeit handgemacht (gedruckt, veredelt etc.)?
Julia: Ich habe viel vorgezeichnet und Handentwürfe gemacht. Das eigentliche Buch entstand jedoch im Computer. Gedruckt wurde es in sehr guter Qualität von Lithoart Mannheim.

Slanted: Hast Du Vorbilder? Was interessiert Dich an dieser/n Person/en? Welche Arbeiten gefallen Dir?
Julia: Ich habe keine Vorbilder im Sinne eines Fantums. Ich bin beeindruckt von starkem Design und kreativem Potential mancher selbständiger Designer, deren Energie und Leidenschaft sich ganz auf die Sache konzentriert.

Slanted: Was sind Deine Pläne für die Zukunft?
Julia: Ich würde gerne einen Master in Typografie machen.

Slanted: Vielen Dank und alles Gute!







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