Exkrementals
Paul Grabowskis Propjektarbeit aus dem 7. Semster, hat auf Anhieb gut gefallen. Das Thema hieß Attacke. Das Projekt wurde betreut von Prof. Christoph Barth an der FH Würzburg-Schweinfurt und wurde beim ADC Nachwuchswettbewerb ausgezeichnet.
"Kurz gesagt handelt es sich bei meinen Exkremetals um einen Baukasten zur Erstellung von professionellen Klosprüchen. Für mich stellen Klosprüche in ihrer bekannten Form immer einen gewissen Tabubruch dar. Sie sind frei von jeglichen gesellschaftlichen Förmlichkeiten, Höflichkeiten und Sitten und leben von ihrer völkischen Authenzität leben. Daher wollte ich jedem Klosprecher, mithilfe der Exkrementals, die Freiheit lassen, sein eigenes Werk zu erschaffen, jedoch in professionellen und auffallenden Erscheinen. Zudem wollte ich mit meiner Arbeit der Kultur des Klospruchs huldigen, falls diese überhaupt existiert. Das Freiheitgefühl, das eine Toilette dem Benutzer bietet, sollte die Motivation für meine Arbeit sein."
Natürlich sollte die vulgäre Sprache auch visuell nicht außer Acht gelassen werden.
Die Bauelemente der Sammlung bestehen hierbei aus:
1. Klotype: Das Alphabet als Buchstabenaufkleber, die aus fein gezeichneten Symbolen das Thema kommunizieren.
2. WC-Schablonen: filigran ausgelaserte Schablonen aus Edelstahl.
3. WC-Rahmen:Aufkleber, die man als kleine Rähmchen für Klosprüche benutzen kann.
4. Sitzringe: Kleine Aufkleber von Gesichtsmerkmalen zum Bekleben der WC-Brille.
5. WC-Charakter: Stickerbögen von Körperteilen, zum Erstellen einer Klofigur.
6. Zuzsatzaufkleber: Zusätzliche Sticker zur Unterstützung des Klotextes.
7. Exkrementlogos: Verschiedene Logos für Kot und Urin.
8. CD-Rom: CD-Rom mit dem Inhalt der Exkrementals zum Vervielfältigen.
Im Interview mit Paul Grabowski
Slanted: Gib uns bitte ein paar Informationen über Dich und/oder die Firma, für die Du arbeitest.
Ich heiße Paul Grabowski, bin 25 Jahre alt und zurzeit noch Student an der Fachhochschule Würzburg-Schweinfurt. Bin jedoch gerade im Diplomsemester. Werde mich also ab Februar nächsten Jahres anfangen bei Agenturen zu bewerben.
Slanted: Was ist Deine Grafikdesign Richtung? Wie würdest Du Deinen Stil bezeichnen? Wo liegen Deine Stärken?
Ich würde sagen, meine Stärke liegt in der Illustration. Ich würde mich im späteren Berufsleben jedoch nur ungern für genau eine kreative Richtung entscheiden. Ich liebe es typografisch und grafisch zu arbeiten. Mehr oder weniger auch zu texten. Ebenfalls arbeite ich auch sehr gerne im Filmbereich. Vor allem Animationsfilm. Ich glaube nicht, dass ich in meiner „Hauptdisziplin“ Illustration bereits einen bestimmten Stil entwickelt habe. Vielleicht ändert sich das noch. Anderenfalls möchte ich immer so viel wie möglich herumprobieren, meine Sachen weiterentwickeln und mich nicht in einen bestimmten Stil festfahren.
Slanted: Wo arbeitest Du am liebsten?
Egal. Hauptsache mir fehlt es an nichts.
Slanted: Was inspiriert Dich?
Rein künstlerisch fallen mir gerade David Shrigley, Don Hertzfeldt, Spike Jonze, Charlie Kaufman, Wes Anderson, Adam Benjamin Elliott, Sagmeister, Madlib, Matthew Herbert, Daedelus, Kieran Hebden, Coltrane, Jeremyville, Martin Haake, Robert Crumb, Bill Plympton ein. Sicherlich habe ich viele vergessen. Ach ja! Um meiner Arbeit treu zu bleiben, muss ich wahrscheinlich schreiben, dass es mich inspiriert auf dem Klo zu sitzen, oder?
Slanted: Welche Bedeutung hat für Dich Design?
Kannst Du uns eine kleine Beschreibung Deiner Arbeit geben?
Bei Exkrementals handelt es sich um einen Baukasten für (frische) professionelle Klosprüche. Die Bogensammlung enthält verschieden Werkzeuge, wie z. B. filigrane Schablonen, Buchstabensticker, Sitzringenaufkleber usw. Der Inhalt des Klospruchs muss jedoch trotzdem vom jeweiligen Autor kommen. Die Exkrementals dienen nur zur optischen Aufmachung.
Slanted: Warum hast Du diese Arbeit gemacht? Wie bist Du auf die Idee gekommen? Was steckt dahinter?
Die Arbeit entstand als Semesterarbeit zum Thema „Attacke“ im Wintersemester 07/08 bei Prof. Christoph Barth. Ziel des Projektkurses war es in erster Linie, sich gestalterisch mit einer Sache auseinandersetzten, die einem nicht passt. Und eben gegen diese anzugehen. Bei meiner Lösung ging es mehr um die Sprache einer Attacke. An sich könnte man jedoch dennoch begründen: „Das jetzige Erscheinungsbild von Klosprüchen ist daneben. Es gibt viele geistreiche Klosprüche, die es nicht verdient haben, so herzlos angebracht zu werden. Deswegen der Baukasten.“ Vielmehr wollte ich jedoch der Klospruchkultur huldigen, die einem Benutzer den unangenehmen Aufenthalt in einer öffentlichen Toilette erleichtern können. Auch wenn ich das oft als Alibi benutzt habe, um mich einfach hirnlos auszutoben.
Slanted: Was möchtest Du mit Deiner Arbeit erreichen/aussagen?
Eine Veröffentlichung wäre natürlich ein Traum. Mal abgesehen von den utopischen Produktionskosten. Wäre doch zum Kaputtlachen, in einer öffentlichen Toilette einen (bestenfalls guten) Klospruch zu lesen, der mit den Exkrementals erstellt worden ist.
Slanted: Wie/Wo wäre die ideale Anwendungsweise?
Die öffentliche Anstalt für menschliche, allzu menschliche Bedürfnisse, logischerweise (Schade, dass mir diese Bezeichnung nicht schon während der Arbeit an dem Projekt eingefallen ist).
Slanted: Arbeitest Du eher darauf los oder gibt es lange Konzeptionsphasen?
An sich gibt es im Studium immer sehr lange Konzeptionsphasen. Die dauern in meinem Fall eigentlich erheblich länger als die Realisation. Bei meinem Projekt habe ich mehr als zwei Semestermonate gebraucht, um erstmal auf mein Thema zu kommen. Danach habe ich die Struktur und den Aufbau festgelegt, also welche Bauteile es beinhalten wird. Viele Motive sind mir jedoch auch während der Realisation eingefallen.
Slanted: Wie lange hast Du an Deinem Werk gearbeitet?
Wie gesagt, ca. zwei Monate Konzeption. Danach ca. 6 Wochen Realisation und Produktion.
Slanted: Wer hat Dich betreut und wie hast Du davon profitiert?
Betreut wurde das Projekt von Prof. Christoph Barth, dem ich für dafür sehr dankbar bin. Für ihn konnten die Motive eigentlich nicht provokant genug sein. Ich denke es hat ihm genau so viel Spaß gemacht, wie mir. Vor allem glaube ich nicht, dass ich bei manch anderen Professoren so eine Arbeit hätte durchsetzten können und eben auch so viel Freiheit bekommen hätte. Selbst meine engsten Freunde hatten mit mir schon Wetten am Laufen, wie lange die Arbeit die Semesterausstellung durchhält, ehe sie verbannt werden müsste.
Slanted: Hast Du Deine Arbeit handgemacht (gedruckt, veredelt etc.)?
Die Schablonen habe ich in Edelstahl filigran-lasern lassen, wodurch die Sammlung auch so schwer (und teuer) wurde. Für die Sticker habe ich teilweise transparente Selbstklebefolie und teilweise deckend weiße Selbstklebefolie benutzt. Mithilfe eines Schneideplotters, wurden die Konturen der Sticker erst einmal angeschnitten, um eben den benötigten Sticker einfach abziehen zu können. Danach habe ich alle angeschnittenen Stickerbögen direkt von meinem kleinen günstigen Tintenstrahldrucker bedrucken lassen. Hat super passgenau geklappt. Weiß nicht wie das hier mit Schleichwerbung geregelt ist, auf jeden Fall schwöre ich auf Canon! Die Bögen habe ich dann mit einer Buchschraube gebunden.
Der Schuber wurde von unserem internen Fachbereichsbuchbinder Herrn Pabst fertig gestellt, dem besten und nettesten Buchbinder, den ich kenne.
Slanted: Hast Du Vorbilder? Was interessiert Dich an dieser/n Person/en? Welche Arbeiten gefallen Dir?
Siehe Inspiration.
Wichtig zu erwähnen wäre, dass ich in verschiedensten kreativen Tätigkeitsfeldern meine Vorbilder habe. Nicht nur im Bereich Grafikdesign. Überall, wo es um Ideen geht, kann man sich inspirieren lassen. Bill Plympton z. B. bietet in seinen kurzen oder langen Animationsfilmen so einen großen Pool an unglaublich witzigen Ideen, die natürlich ebenso gut in anderen Kreativbereichen funktionieren würden. Ebenso Michel Gondry. Dies sind nur zwei Namen, die mir gerade eingefallen sind. Natürlich gibt es da auch andere, die ich für ebenso wichtig empfinde.
Slanted: Was sind Deine Pläne für die Zukunft?
Im Moment kümmere ich mich nur um meine Diplomarbeit.
Wo ich mich bewerben werde, will ich erst danach festlegen. Auf jeden Fall möchte ich zumindest in den ersten Jahren angestellt sein, da mir das Risiko als Selbstständiger einfach zu hoch ist. In späterer Zukunft kann ich mir das eher vorstellen. Wäre natürlich ein Traum, selbstständig so erfolgreich zu sein, dass man nebenbei noch Zeit für eigene Projekte hat.
Slanted: Danke für das Interview. Alles Gute.