ff. Erinnerung
ff. Erinnerung ist ein multiperspektivisches Design-Magazin, das nun zum dritten Mal erschienen ist. Auf 40 Seiten hellblauem Zeitungspapier nähern sich Autoren unterschiedlicher Fachrichtungen den Themen Nostalgie, Retro, Vintage und Patina und denken über Geschichtsvergessenheit im Grafik-Design nach oder befragen Gegenstände nach ihrem Erinnerungswert.
Neben im Kontext Design hinlänglich bekannten Autoren wie René Spitz, Gert Selle und Steven Heller kommen u.a. der Fotohistoriker und documenta-Mitorganisator Klaus Honnef sowie die neue Kuratorin des Vitra Design Museums Amelie Znidaric und zahlreiche junge Designer, Designtheoretiker und (natürlich) Designhistoriker zu Wort.
Darüber hinaus fürchtet der SZ-Autor Paul-Philipp Hanske den ›Angriff der Vergangenheit auf die übrige Zeit‹ – u.a. durch GuidoKnoppisierung –, gesellschaftskritisch wird der Einfluss der digitalen Revolution auf unser Gedächtnis befragt, skeptisch der Erinnerungswert der Stolpersteine hinterfragt, provokant die Aktualität von Designklassikern in Frage gestellt und amüsiert über Rituale und volle Keller berichtet.
Wie schon bei den ersten Ausgaben des ff. Magazins wurden Titel- und Rückseite vom renommiert-unprätenziösen Wolf Erlbruch illustriert, im Innern des Heftes visualisieren junge Illustratoren und Fotografen unabhängig von den Texten eigenständige Positionen zu verschiedenen Facetten von »Erinnerung«.
Das Magazin im Zeitungsformat ist mit nur 4 Euro Verkaufspreis extrem günstig. Der Inhalt überzeugt, ist sehr lesenswert und fein gestaltet. Kaufen!
ff. Erinnerung
Gestaltung: Sebastian Glück, Julia Meer
Herausgeber: meer | glück – Büro für visuelle Kommunikation
Konzept, Redaktion: Julia Meer
Lektorat: Christiane Gibiec
Veröffentlichung: Juni 2012
Umfang: 40 Seiten
Format: 29,7 x 42 cm
Sprache: Deutsch
Specials: hellblaues Zeitungspapier
Preis: 4 Euro
www.fortlaufendfolgende.de
Artikel & Autoren
Der Angriff der Vergangenheit auf die übrige Zeit
Von Heinrich Geiselberger, geb. 1977, arbeitet als Verlagslektor in Berlin und Paul-Philipp Hanske, geb. 1975, arbeitet als Journalist in München. Die beiden kennen die von ihnen beschriebene Übermacht der Vergangenheit nur zu gut. Treffen sie sich auf ein Bier, können sie stundenlang über den Falklandkrieg oder längst untergegangene isolierte Sprachen plaudern.
Alt ist das neue Neu. Oder: Was ist ›nostalgiefähig‹?
Von Florian Walzel. Er arbeitet als Kommunikationsdesigner und unterrichtet derzeit Geschichte und Theorie des Design an der Hochschule Darmstadt. Verbunden ist er dem ›ff.‚Magazin‹ durch eine gemeinsame Leidenschaft: der notorischen Freude an kleinen, feinen Publikationen. Zusammen mit Eva Kristin Stein hat er 2010 ›Neuwerk – Zeitschrift für Designwissenschaft‹ gegründet.
›Retro Rocks On‹.
Oder: Wie ein alter Trend mit multipler Generationendynamik ins neue Jahrzehnt rollt
Von Lutz Hengst. Er schloß sein Kunst- und Kulturwissenschaftsstudium in Bonn mit einer Magisterarbeit über Retrotrends ab. Anschließend war er mit einem Projekt zu Spur- und Erinnerungskunst Stipendiat des Exzellenzzentrums GCSC in Gießen. Von 2010 bis 2012 arbeitete er als Assistent im Bereich Kunst- und Designgeschichte der Universität Wuppertal; aktuell an der School of Education der documenta 13.
Hommage, Retro, Tradition Oder Plagiat?
Über Geschichte und Geschichtsvergessenheit im Grafik-Design
Von Steven Heller, Art Director, Journalist, Kritiker und Autor in New York, gab mehr als 120 Bücher heraus, u.a. ›Genius moves‹ und ›Anatomy of Design‹, auf denen dieser Artikel basiert. Er forscht und schreibt über aktuelle und historische Fragen des Grafikdesign – zur Zeit täglich im ›Daily Heller‹ – und lehrt an der New Yorker School of Visual Arts.
Stühle, wollt Ihr ewig leben?
Von Dr. René Spitz. Er hat seit 1998 im WDR mehr als 250 Designkritiken veröffentlicht. Er wurde über die politische Geschichte der Hochschule für Gestaltung Ulm an der Universität zu Köln promoviert und hat danach Lehraufträge für Designtheorie und -geschichte in Wuppertal, Köln und Düsseldorf übernommen. www.wortbild.de
Patina. Der Mythos vom Gedächtnis des Objekts
Von Eva Kristin Stein. Sie ist studierte Industriedesignerin und Designwissenschaftlerin. Derzeit lebt, arbeitet und promoviert sie in Berlin. Sie interessiert sich für materielle Wissens- und Erinnerungskulturen und untersucht Handlungs- und Kommunikationspraktiken von DesignerInnen.
Der Wert der Nutzlosigkeit
Von Amelie Znidaric. Sie ist Kuratorin im Vitra Design Museum und freie Autorin u.a. für ›Stylepark‹, die österreichische Tageszeitung ›Die Presse‹ und das US-Magazin ›Metropolis‹. Bis Mai 2011 hat sie in New York Designkritik studiert, ihre Diplomarbeit trägt den Titel ›Listen to Your Chair. Design and the Art of Storytelling‹.
Bodenloses
Von Judith Genske. Sie ist Sängerin, Schauspielerin, Literaturwissenschaftlerin, Kabarettistin und undiplomierte Fachfrau für ungestaltete Erinnerungen und unaufgeräumte Keller.
Stolpern Fördert.
Ein Augenblick des Erinnerns in ›Auf der Suche nach der verlorenen Zeit‹
Von Prof. Dr. Matei Chihaia. Er ist in Rumänien geboren, erinnert sich aber nicht mehr an seine ersten Schritte und folglich auch nicht an das erste Stolpern. Sein Weg hat ihn an die Bergische Universität Wuppertal geführt, wo er seit April 2010 Seminare und Vorlesungen über französische und spanische Literatur anbietet. Das Werk Marcel Prousts ist einer seiner Forschungsschwerpunkte.
Fotografie als erstarrte Erinnerung
Von Prof. Klaus Honnef. Er ist freier Kurator und Publizist. Er war 25 Jahre lang Ausstellungschef des Rheinischen Landesmuseums Bonn, Mit-Organisator der Documenta 5 und 6 sowie Kurator von über 500 Ausstellungen in Europa, Asien und den USA. Er ist Autor und Herausgeber zahlreicher Bücher und Kataloge zu Kunst und Fotografie.
Überlegungen zum Bild
Von Heinrich Hüni. Er war Professor für Philosophie an der Universität Wuppertal und ist passionierter Ausstellungsbesucher.
Zur Nostalgie von Photographie. Variationen über Gedanken Jean Baudrillards
Von Martin Seidensticker, Philosoph. Lebt in Wuppertal.
Stupsnasigkeit.
Oder: In Erinnerung an Aristoteles und die Form der Materie
Von Sean D. Kirkland. Er ist Professor im Department of Philosophy der DePaul Universität, Chicago, USA. Schwerpunkte seiner Arbeit sind die antike Philosophie sowie das europäische Denken des zwanzigsten Jahrhunderts.
Der Schatten des Körpers des Malers.
Zerstörung und Erinnerung in der ›Studie für ein Selbstbildnis‹ (1981)‚ von Francis Bacon
Von Carmen Klement, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Von der Heydt-Museum Wuppertal, leitete internationale Künstleraustausch- und Ausstellungsprojekte für das Kultursekretariat NRW und arbeitet auf den Gebieten Ästhetik, neuere Literaturwissenschaft und zeitgenössische Kunst.
Die ›Stolpersteine‹
Oder: Von der Leichtigkeit des Gedenkens. Einige kritische Anmerkunge
Von Dr.Ulrike Schrader. Sie ist seit 1994 Leiterin der Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal. Sie interessiert sich besonders für Fragen der Erinnerungskultur in Gesellschaft und Schule sowie für eine Kritik der Vermittlung von jüdischer Geschichte und der Geschichte des Nationalsozialismus.
Streitpunkte der Geschichte.
Ansichten einer städtischen Erinnerungskultur
Von Michael Okroy. Er hat Literatur- und Sozialwissenschaften an der Bergischen Universität Wuppertal studiert. Seit 2000 freiberufliche Tätigkeit im Bereich zeitgeschichtlicher Dokumentation und Recherche, seit 2010 auch als Lehrbeauftragter am Historischen Seminar der Bergischen Universität. Schwerpunkte der Arbeit sind die Lokal- und Regionalgeschichte des Nationalsozialismus und kulturgeschichtliche Themen.
Vielleicht funktionslos, vielleicht nutzlos, aber nicht sinnlos.
Theaterspiel und Theaterrequisiten als Erinnerungsbrücken für demente Menschen
Als Rezitator entwickelt und präsentiert Joachim Henn, geboren 1952, literarische Leseprogramme zu verschiedenen Themen und Autoren, als Dramaturg begleitet er nach zwanzig Jahren Theaterarbeit in festen Engagements nun auf freiberuflicher Basis Theaterprojekte, hält Vorträge, u.a. über eines seiner Schwerpunktthemen ›Theater und Demenz‹. www.joachimhenn.de
Die Geste
Von Prof. Gert Selle. Von Prof. Gert Selle. Er publiziert zu kunstpädagogischen, kulturhistorischen und designtheoretischen Themen. Zu seinen bekanntesten Werken gehören ›Ideologie und Design‹ sowie das Standardwerk ›Designgeschichte in Deutschland‹. Der vorliegende Text wurde 1997 in ›Siebensachen‹ abgedruckt.
Im Labyrinth der Erinnerungen
Von Denise Wilde, Diplom-Pädagogin, promoviert zurzeit im Fach Erziehungswissenschaft an der Bergischen Universität Wuppertal über das Phänomen des Sammelns von trivialen Objekten. Sie schreibt seit ihrer Kindheit und fotografiert.
Wie Immer.
Rituale – Zwei Gedankengänger bei der Arbeit
Von Volker K. Belghaus. Er lebt und arbeitet in Essen und im Ruhrgebiet. Er ist freier Journalist, Autor, Kulturarbeiter, Chefredakteur des Heimatdesign-Magazins und schreibt über Kultur, Design, Kunst, Literatur, Menschen. Undsoweiter.
Mein Hirn ist ja nicht blöd
Von Dagny Riegel. Sie hat Germanistik und Medienwissenschaften studiert und einige Jahre am Institut für Kultur und Medien der Düsseldorfer Heinrich-Heine-Universität gearbeitet, Schwerpunkt: Film und Gedächtnis. Sie lebt als freie Journalistin und Lehrbeauftragte in Düsseldorf
Wie war das nochmal?
Von Guido Halfmann lebt und arbeitet als Texter und Musikjournalist in Wuppertal. Er ist Redakteur der Musikzeitung ›Jazz thing‹ und Gelegenheits-DJ. Sein offizielles Twitter-Profil: @GHalfmann
Kurzzeiterinnerungen – Auszüge aus einem Blog
Von Narcisse v. Versuz. Das ist das prätentiöse Pseudonym der Autorin, die sich, aus praktischen Gründen, nicht an ihren bürgerlichen Namen erinnert. Außerdem der Titel des Blogs, aus dem die Texte auszugsweise stammen: www.von-versuz.blogspot.de
Illustratoren und Fotografen
Prof. Wolf Erlbruch wollte mit 12 Jahren Trapper werden, wurde dann aber Zeichner und lehrte das Fach Illustration zunächst 1990–1997 an der FH Düsseldorf, danach von 1997–2010 an der Bergischen Universität Wuppertal, wiederum danach bis 2012 desgleichen an der Folkwang Universität der Künste in Essen. Er erinnert sich noch gut (und nicht ungern) an den nussigen Geschmack des ersten und bislang einzigen Eichhörnchens, das er mit 12 gefangen, gehäutet, ausgenommen, über offenem Feuer geröstet und verspeist hat.
Jens Oliver Robbers älteste Erinnerung ist das erstmalige Überwinden des niedrigen Zauns seines Kindergartens. Bis zu jenem Tag musste er ihn immer bis zum Tor entlang laufen. Das ist ungefähr dreißig Jahre her.
www.jensrobbers.de
Anna Blombach, 1984 in Wuppertal geboren, studierte Kommunikationsdesign an der Bergischen Universität Wuppertal, unter anderem bei Illustrator Wolf Erlbruch. Sie lebt und arbeitet als freie Illustratorin und Grafikerin in einem roten Haus am Stadtrand von Köln.
www.annablombach.de
Philipp Wülfing erinnert sich an den Dackel seines Opas, der auch immer ein Vanilleeis bekam. Das Foto ist Teil seiner Diplomarbeit ›Alzheimer‹.
www.philippwuelfing.de
Sarah Pelikan sammelt seit 1983 Zeitungsbilder und nennt dieses Archiv ›Kulturbibliothek‹. Als Malerin hat sie seit 1976 in zahlreichen Ausstellungen ihre Arbeiten über Farbe und Raum gezeigt und ist in namhaften Sammlungen vertreten.
Jeannette Corneille, 1978 in Köln geboren. Studierte an der Bergischen Universität Wuppertal Illustration und Grafikdesign. Seit Jahren beschäftigt sie sich mit Mischtechniken von Garn, Stoff und Papier. Sie ist seit 2007 Mitglied des Netzwerks luxsiebenzwoplus in Köln, das vor allem im kulturellen und sozialen Bereich tätig ist.
www.jcorneille.de, www.lux72plus.de
Peter Frommann, aka Pedro Avella, wurde geboren in Bogotá und gedieh bei Düsseldorf. Erinnerungswürdig sind seine Stationen als Blumengrußlieferant, Fotoassistent, Tellerwäscher, Pixelstudent und Flugkurier. Heute arbeitet er als freier Illustrator, Grafiker und Dozent in Köln.
www.peterfrommann.de
Kristine Löw erinnert sich. Das Foto ist Teil ihrer Diplomarbeit ›Kinder des Schlafs‹. Eine Fotografische Inszenierungen von Traumerinnerungen verschiedener Personen.
www.kristineloew.de