Gemma O’ Brian: Satz jenseits des Körpers
»Mrs Eaves« oder Gemma O’ Brian, wie die Australierin eigentlich heißt, war mit 21 Jahren die jüngste Referentin auf der Typo und überhaupt eine der wenigen weiblichen Sprecherinnen. Aufmerksam auf sich machte sie mit folgender Aktion: Sie beschrieb ihren kompletten Körper mit Edding und dokumentiere dies mit einem Film. Dieser wurde im Juni 2008 auf youtube gestellt und verzeichnet inzwischen mehr als 150.000 Besucher.
Die Liebe zur Typo ist bei der Australierin noch recht jung: 2007 verliebte sie sich in sie und seitdem experimentiert sie viel mit Schriften. Auf ihrem im gleichen Jahr gegründeten Blog »for the love of type« dokumentiert und archiviert sie ihre Entdeckungsreise rund um Schriften (Sie backte Typo Cakes mit der Gill Sans drauf, legte Rosenblätter im Stil der Swift nebeneinander oder schrieb das Wort »Milk« mit flüssigem Milchkaffee … .)
Eine wichtige Information zum Verständnis: Typo ist generell kein Thema in Australien, so existiert dort auch keine richtige Typo-Szene. Beispielsweise besuchte sie in Melbourne das Museum of Printing und lernte dort die Regeln der Typografie.
Ein dann folgendes Sommerprojekt war ein Buch über die neue Typo der 20er und 30er Jahre. Passend zum Thema war das Format 20 mal 30 Zentimeter. Dieses Projekt wollte die Grafik Designerin mit FedEx nach England schicken; nach einer Woche stand das Paket noch immer bei dem Logistik-Unternehmen. Gemma war »FedUp with FedEx« und bemalte eine ganze Nacht die zum Versand gedachten Pakete.
Die »Write here, right now«-Kampagne machte die Australierin schließlich international bekannt: Gestartet mit dem Bemalen der Hände weitete Sie das Bemalen auf ihren ganzen Körper aus; malte erst vier Stunden abends, ging ins Bett und setzte ihre Arbeit am nächsten Tag fort und ging auch so auf die Straße. Für die Pressekonferenz auf der Typo bemalte sie sich erneut 28 Stunden lang (so lange dauerte ihre Anreise nach Berlin).
Eher zufällig setzte sie ein Poetry Buch in der Schrift Mrs Eaves und erstellte auch viele Linolschnitte für das Buch. Art und Illu sind neben der Typo weitere Leidenschaften der Grafikerin.
Ein Auftragsprojekt als Grafik Designerin war die Art Direktion bei dem Magazin Tharunka. Hier hatte sie kein Budget um beispielsweise Schriften zu kaufen und daher machte sie alles selbst (zusammen mit einer Designerin). Alle zwei Wochen entstand so ein Magazin mit 40 Seiten – häufig auch mit handgemachten Schriften. Weitere Projekte: ein Poster für eine Letter-Exhibition, eine Illustration für einen Nachwuchswettbewerb oder eine Type-Gun (sh. Foto).
Zum Abschluss zeigte sie einen Film, der die Frage beantwortete, was die Leute in Australien über Typografie denken. Hierzu reiste sie zwei Monate mit einem kleinen Team durch das Land und befragte 26 Grafik Designer, die Typo machen oder Historiker – ihr bislang umfangreichstes Projekt.
Für mich zählt die attraktive Mrs. Eaves, die souverän und charmant präsentierte, zu den heißen Kandidaten, wenn es um die Abstimmung der besten Sprecher 2009 geht. Eines ist klar: Von ihr wird man noch einiges hören!