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Golden Cosmos im Gespräch

Seit ihrem Diplom 2010 haben Doris Freigofas und Daniel Dolz einiges auf die Beine gestellt. Das Berliner Illustratorenduo Golden Cosmos macht Zeitungsillustrationen für die New York Times, Bloomberg Business News und DIE ZEIT. Die beiden jungen Grafiker (Jahrgang 1983) gestalteten schon Bücher von Mark Twain, Adalbert von Chamisso und den Gebrüdern Grimm. Art Direktoren internationaler Zeitungen schätzen sie, Herstellungsleiterinnen kluger kleiner Verlage lieben die Arbeit mit ihnen. Mit dem Welt-Feiertags-Kalender 2014 für die Büchergilde eröffnet Golden Cosmos nun die Weihnachtssaison 2013. 

Der Wandkalender erklärt mit 24 großformatigen Grafiken Feiertage rund um die Welt. Kultur und Charakter der Länder schlagen sich womöglich in hellseherischen Murmeltieren (USA) und öffentlichen Tomatenschlachten (Spanien) nieder, auf jeden Fall gibt es unterschiedlichste Anlässe und skurrile Bräuche. Die Illustrationen zeigen Szenen vom St.-Knut-Tag (Schweden), Groundhog Day (USA), Mondfest (China), Enkutatash (Äthiopien), Día de los Muertos (Mexiko) und weiteren Feiertagen. Den Kalender gibt es mit denselben Bildern als Kalenderbuch in DIN A5. 

 

Golden Cosmos: Welt-Feiertage 2014 (Büchergilde)

Golden Cosmos haben eine fast bilderbuchartige Motivgestaltung, stilistisch sieht man Anklänge an die grafische Welt der 1960er. Ein britischer Design-Blogger ist begeistert von der “distinctly European looking illustration”. Während das Bachelor-Prinzip die deutschen Hochschulen verschult, haben Doris Freigofas und Daniel Dolz Visuelle Kommunikation an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee und an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin studiert. Doris ist Meisterschülerin an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig

Die beiden kommen aus Erfurt und Dresden und leben seit zehn Jahren in Berlin, unterbrochen nur von Praktika in London und Workshops in der Schweiz. Ihr Atelier haben Golden Cosmos in der Künstler-Kooperative Heikonaut in Friedrichsfelde, im Osten von Berlin, inmitten gut sanierter Plattenbauten und freundlicher Grünflächen. Sie selbst wohnen im Prenzlauer Berg unweit des Kollwitzplatzes und seiner Straßencafés. Zum Kaffeetrinken hat das vielbeschäftigte Paar aber wenig Zeit. Am Kollwitzplatz sieht man die beiden nur wenn sie in kreativen Pausen den Hund ausführen. 

Golden Cosmos: Paradiso 2013

Ihr produziert handwerklich sauber. War das an euren Hochschulen wichtig?

Doris: Meine Ausbildung in Weißensee war auf das Inhaltliche fokussiert. Man kann sein Studium da relativ stark selbst gestalten. Technische Sachen hat man sich freiwillig angeeignet. Man konnte Computer-Programme lernen, oder Siebdruck in den Werkstätten. Ansonsten war der Fokus auf dem Inhaltlichen. Wir haben bis kurz vor knapp an Konzepten gefeilt. Ich habe noch auf Diplom studiert. Es hat sich verändert seitdem sie Bachelor und Master eingeführt haben.

War das bei Daniel auch so?

Daniel: Ich habe an einer Fachhochschule studiert, inzwischen ist das eine Hochschule, die HTW in Oberschöneweide. Es war schulischer. Es wurde mehr darauf geachtet wie das Produkt entsteht, wie es handwerklich perfekt gemacht wird, praxisorientierter, so dass man besser in ein Unternehmen passt oder auch für die Selbständigkeit fit gemacht wird.

Habt ihr dort ein Gefühl dafür bekommen wie man Aufträge abwickelt?

Doris: Die Hochschule hatte relativ wenig mit dem Berufsleben danach zu tun. Rückblickend war das gut. Man muss einen geschützten Raum haben, wo man sich ausprobieren kann, wo man auch scheitern kann. Das ist undenkbar wenn du für einen Kunden arbeitest. Da musst du auf den Punkt genau funktionieren und produzieren. Ich finde, wenn man (als Bachelor-Student) nach drei Jahren auf den Markt geworfen wird, ist man überfordert.

Golden Cosmos: High Times (Nobrow 2012)

Ich sehe euch in der ZEIT und in der New York Times. Irgendetwas macht ihr richtig. 

Wir haben an der Hochschule auf jeden Fall etwas gelernt. Aber wir haben da nicht gelernt, wie man einen Auftrag herankriegt oder wie man mit einem Kunden umgeht. Das lernt man beim Machen. Viel wichtiger ist, dass man eine Sprache entwickelt, dass man weiß was man zu der Welt da draußen beitragen will.

Hattet ihr für die New York Times einen Agenten?

Nein. Die Assistentin der Artdirektorin hat uns angeschrieben ob wir das machen wollen. 

Golden Cosmos: New York Times 2013

Wie gut sind die Briefings für Zeitungsillustrationen?

Meistens geben sie uns einfach den Text des Artikels. Wir müssen dann mehrere Ideen entwickeln. Da kann abends gegen 22 Uhr die E-Mail kommen und man muss das in 24 Stunden abgeben. Zwischendurch hast du noch die Kommunikation. Aber es hat auch seine Qualität, weil man spontan sein muss. 

Golden Cosmos: New York Times 2013

Der Kalender für die Büchergilde kam schon im Mai heraus. Seid ihr schnell?

Wir wussten das in dem Falle relativ lange im voraus. Wir haben aber aufgrund anderer Sachen die Deadline schmerzlich nahe herankommen lassen und mussten das dann im Akkord durchziehen.

Wie viel Zeit braucht man?

Man kann in wenigen Stunden etwas machen, das Qualität hat. Es hängt von der Größe des Bildes ab, von der Technik, ob man in Farbe oder Schwarz-Weiß arbeitet. Aber um eine Idee zu finden braucht man immer gleich viel Zeit. Egal ob das eine Zeichnung fünf mal fünf Zentimeter ist oder eine Größe von DIN A4. Man ist so voll von Klischees, vorgefertigten Bildern, die muss man erst einmal aus seinem Kopf herausschütteln. 

Kreativität ist harte Arbeit.

Ja. Ganz klar. Es ist ein Klischee dass Kreativität leicht wäre. Es ist immer harte Arbeit. 

Golden Cosmos: Welt-Feiertage 2014 (Büchergilde)

Was war das Härteste am Wandkalender für die Büchergilde?

Die größte Herausforderung ist auf Stereotype zu verzichten. Man beschäftigt sich mit Kulturen von denen man gehört hat, aber man muss nicht das Erstbeste zeichnen was einem in den Kopf kommt. Wir haben uns Fotobände besorgt und mit Menschen gesprochen, die die Feste besucht haben. So erfährt man von Beobachtungen die man nicht auf Wikipedia nachlesen kann. Wir sind aber stolz dass der Kalender trotz der unterschiedlichen Kulturen stilistisch eine Einheit bildet.

Drei Jahre in die Zukunft gedacht – was wünscht ihr euch?

Doris: Dass unsere Arbeit nach wie vor gefragt ist. Andererseits: Wie kann man sein eigenes Feuer, sein eigenes Brennen dafür aufrechterhalten. Was mich persönlich interessiert ist das Thema Unterrichten. (Doris gibt einen Kurs an der Abendakademie der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig.) Das würde ich gerne mehr machen.

Daniel: Oder Bühnenbild. Die Gestaltung von Theaterstücken, das wäre eine zusammenhängende längere Aufgabe mit anderen. Das stelle ich mir spannend vor, denn unser Alltag findet im Atelier statt. Kommunikation läuft weitgehend per e-Mail. Man trifft den Kunden im Alltag fast nie persönlich, nur bei Buchmessen oder Ausstellungen. 

Habt ihr eine Botschaft?

Man muss sich Zeit nehmen. Du hast eine Idee, du machst den Entwurf, dann korrigierst du ihn zehn Mal und musst es am Ende vielleicht doch verwerfen. Du musst deine Arbeit immer noch einmal hinterfragen. Das ist das Gute dass wir zweit sind und uns darüber verbal austauschen können. Das Hinterfragen und im Notfall auch Verwerfen ist extrem wichtig.

 

Golden Cosmos: Das Magazin (2012)

Alle Illustrationen Copyright: © Golden Cosmos by Doris Freigofas and Daniel Dolz

 

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