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ILHAM

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Mit dem Thema Ideenfindung im Kreativbereich beschäftigen sich einige Bücher, da Ideen für uns Designer das Salz in der Suppe sind. Mustafa Çelikkaya kennt diese Bücher und hat daher in seiner Diplomarbeit Ilham (arabische Wort für Eingebung) bewusst einen anderen Weg gewählt indem er sich intensiv mit seiner Umgebung auseinandergesetzt hat. Es entstand eine sehr persönliche Arbeit die das Thema Eingebung bzw. Inspiration aufgreift.


















Gib uns bitte ein paar Informationen über Dich und/oder die Firma, für die Du arbeitest.
Ich bin Mustafa Çelikkaya, 26 Jahre jung, habe an der Fachhochschule Bielefeld Kommunikationsdesign studiert und im Februar 2010 diplomiert. Während meines Studiums habe ich in verschiedenen Bereichen Praktika gemacht, unter anderem bei der wirdesign communications ag im Bereich Corporate Design oder z.B. bei sport1.de, dem großen Online Sport Portal in der Produktionsabteilung. Daneben habe ich auch oft als Freelancer für verschiedene Kunden gearbeitet. Zur Zeit bin ich auf der Suche nach einer Festanstellung in vorzugsweise München und bin auch schon in Gesprächen mit einigen Agenturen diesbezüglich.

Was ist Deine Grafikdesign Richtung? Wie würdest Du Deinen Stil bezeichnen? Wo liegen Deine Stärken?
Ich glaube, dass ich ein detailverliebter Gestalter bin, der sich nicht unbedingt auf einen bestimmten Stil festlegt. Ich lasse mich von verschiedenen Dingen inspirieren um gute Ideen noch besser zu visualisieren. Eine Arbeit ist für mich erst gut, wenn sie über das oberflächliche hinaus, den Kern einer Sache, die Substanz, mit den Mitteln des Kommunikationsdesigns, auf den Punkt bringt.

Wo arbeitest Du am liebsten?
Ich schöpfe meine Ideen aus Allem, daher ist das „Wo“ sehr relativ. Eigentlich überall.

Was inspiriert Dich?
Mit einem Wort: Alles. Jeder Mensch ist im ständigen Wirkungskreis anderer Menschen und Objekte, wodurch wir als Mensch in der Lage sind, uns weiterzuentwickeln. Inspiration ist im Grunde ein sehr schwammiger Begriff, wie z.B. Zeit oder Liebe. Sie kann für jeden anders sein. Aber für mich ist es die ständige Kommunikation mit den Menschen und Dingen um mich herum. In meiner Diplomarbeit gehe ich auf das Thema Inspiration ja auch noch ein.

Welche Bedeutung hat für Dich Design?
Design ist überall. Ich fasse den Begriff so auf wie Leonardo Da Vinci. Er war nicht nur Gestalter, er hat auch Flugzeuge konzipiert und Ideen für verschiedene Erfindungen gehabt. Design ist für mich Substanz und ein Designer braucht Mut und Vision, um neue Wege zu gehen. Und das Wichtigste: Design ist nicht Kunst und Selbstzweck. Wenn ich als Designer für einen Kunden arbeite, möchte dieser, dass das Produkt einen bestimmten Zweck erfüllt und seinem Unternehmen hilft.

Kannst Du uns eine kleine Beschreibung Deiner Arbeit geben?
Ilham ist eine sehr persönliche Arbeit. Sie beschreibt meine Inspiration, meine Assoziationen aus der Umgebung und die darauf folgende Kreation. Die Arbeit ist ähnlich aufgebaut wie ein Journal mit Notizen, Scribbles, Fundstücken und Fotografien. Sie ist eine persönliche Dokumentation meiner Umgebung mit dem Blick auf das Detail, die mich immer wieder aufs Neue inspiriert. Ich denke, dass ich mich als Gestalter von all meiner Umgebung inspirieren lassen kann. Sie ist sogar unumgänglich. In dieser Arbeit möchte ich genau diesen Prozess visualisieren, der vielen schon vielleicht verloren gegangen ist. Es gibt so gesehen keinen inhaltlichen Rahmen, welche Themen ich behandle. Ganz im Gegenteil, der Rahmen der Arbeit bildet sich von selbst durch die Dinge, die ich sehe, die mich auf eine bestimmte Weise inspirieren und ich diese wiederum in eine kreative Arbeit kanalisiere. Der roten Faden hierbei sind kleine Textpassagen, die meine Beobachtungen und Ideen beschreiben und kleine Geschichten erzählen. Das Buch besteht aus den Kapiteln: Prolog, Ordnung Und Chaos, Identität, Rot, So wie immer, und Epilog.

Warum hast Du diese Arbeit gemacht? Wie bist Du auf die Idee gekommen? Was steckt dahinter?
Ich habe viele verschiedene Themen gehabt, über die ich eine Diplomarbeit machen würde, darunter auch Angewandtes, wie z.B. ein Corporate Design. Allerdings kam ich dann zu dem Punkt, dass ich doch etwas freier arbeiten möchte. Ich saß auf einer Bank im Park und wartete gerade auf eine Verabredung und beobachtete dabei meine Umgebung. Mir wurde klar, dass ich im Größeren Rahmen denken muss und mich nicht nur auf eine bestimmte Sache fixieren sollte. Ich wollte mich mit dem beschäftigen, das den Ursprung aller Ideen darstellt. Ich entschied mich für das Thema der Eingebung bzw. Inspiration. Allerdings ist das deutsche Wort hierfür meines Erachtens zu beschränkt, daher nannte ich meine Arbeit Ilham, das arabische Wort für Eingebung. Sie geht einen Schritt weiter und beschreibt fast schon eine Illumination.

Was möchtest Du mit Deiner Arbeit erreichen/aussagen?
Meine Arbeit ist kein Ratgeber und Guide für gute Ideen. Nein. Ich kritisiere solche Bücher in meiner Arbeit sogar. Gute Ideen sind nicht auf Knopfdruck verfügbar, aber es gibt auch keine To-Do Liste, mit der man plötzlich die tollsten Ideen hat, wie man in manchen Büchern liest. Inspiration ist das, was übrig bleibt, nachdem alles, was unsere Sinne aufgenommen haben, gefiltert und verpackt im Kopf hinterlässt. Ob wir dieses Paket abholen ist uns selbst überlassen. Ich möchte mit meiner Arbeit darauf aufmerksam machen, dass man nicht unbedingt eine Extremsportart anfangen muss, um auf grandiose Ideen zu kommen. Unser alltägliches Leben und unser Umfeld sind teilweise sehr absurd und gleichzeitig faszinierend, wenn man denn aus der Routine heraus dies erkennen kann. Ich glaube, dass ich als Mensch, der in zwei Kulturen aufgewachsen ist, vielleicht für diese Dinge etwas sensibler bin.

Arbeitest Du eher darauf los oder gibt es lange Konzeptionsphasen?
Ich habe am Anfang sehr viel fotografiert, skizziert und dokumentiert. Erst sehr spät fing ich mit der tatsächlichen Gestaltung an. Ein größeres Konzept vorher schon aufzustellen entspräche nicht meinem Thema der Eingebung. Ich habe mich vielmehr von meinen Sinnen und meiner Umgebung inspirieren lassen. Bei der Durchsicht meiner Arbeit wird man feststellen, dass oftmals seltsame Dinge passieren, die das Buch selbst in Frage stellen, wie z.B. Todesstatistiken im Kapitel Ordnung und Chaos, anstatt regulären Seitenzahlen. Dies sind hauptsächlich spontan entstandene Konzepte.

Hast Du Vorbilder? Was interessiert Dich an dieser/n Person/en? Welche Arbeiten gefallen Dir?
David Carson war für mich schon immer eine inspirative Quelle, mit seinen scheinbar chaotischen, grafisch-typografischen Arbeiten. Aber auch Menschen, die gar nicht viel mit Gestaltung zu tun haben. Ausserdem habe ich mir im Vorfeld meiner Arbeit viele Magazine angeschaut, deren Gestaltung sehr interessant für mich ist, wie z.B. das Dummy-Magazin.

Was sind Deine Pläne für die Zukunft?
Ich möchte mit dem was ich tue glücklich sein, beruflich und privat. Am liebsten würde ich in einer Designagentur arbeiten, die ebenfalls Wert auf Substanz und Idee legt. Aber ich bin auch offen für Neues. Darüberhinaus plane ich dieses Jahr meine Verlobte zu heiraten, die mich übrigens immer bei meiner Arbeit und im Leben unterstützt und hinter mir steht.

Kontakt: [email protected]

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