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L2M3 – leitsystem ksk lb

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L2M3 aus stuttgart haben ein interessantes leitsystem für die kreissparkasse ludwigsburg entwickelt.

dabei sind die gebäude- und etagenkodierungen zu optisch eindrucksvollen markierungen vergrössert, die von nur einem standort bzw. wahrnehmungspunkt im raum aus »richtig«, und dabei paradoxerweise flach aussehen.

aus der projektbeschreibung: »Die voneinander unabhängig agierenden Kreissparkassen suchen nach jeweils eigenständigen lokalen Bezügen. Für Ludwigsburg war einerseits das Thema »Barock« mit seinen architekturapplikativen Augentäuschereien und ein 140m langer Erschließungsflur, der die unterschiedlichen Neubauteile zusammenbindet, für die Gestaltungsidee maßgeblich. Die Stockwerks- und Treppenhausmarkierungen sind perspektivisch so vorverzerrt, daß sie von nur einem Punkt richtig wahrgenommen werden können und sich sonst in freie Formenspiele verwandeln.«

diese (auch typografischen) markierungen bieten sich also geradezu einem wahrgenommenwerden an, oder auch einem zum-bild-, zum-foto-werden. die perspektivische visuelle ausrichtung erfordert ja etwa in der fotografischen repräsentation – wie hier auch – mehrere ansichten. zudem ermöglicht das visuelle konzept sicherlich raum für eine zeitliche, phänomenologische erfahrung, ein wahrnehmungserleben, während sich die betrachtenden durch den physischen raum bewegen.

darüberhinaus gefällt mir die herleitung von den perspektivspielen im barocken (etwa bei den auf blickachsen hin angelegten gärten, oder spiegelkabinetten etc.) ausgezeichnet. hier scheint oben erwähnter lokalbezug gelungen und intelligent inszeniert zu sein, da ludwigsburg sich häufig über seine veritablen barockschlösser selbstdarstellt, stadtmarketingmassnahmen als »blühendes barock« stilisiert.

nun könnte man einwenden, dass solchermassen perspektivisches nicht gerade super/extra/high/double-neu ist oder ähnlichkeiten zu auch jüngeren perspektivspielen aufweist. damit ist ausser einer binsenwahrheit oder einem platten draufschlagargument aber nichts gesagt.

erstens empfinde ich «the new» sowieso als zumindest fragwürdige grösse (originalität, oder andere mythen der moderne .. ), zweitens besteht m.e. das überraschende, die eigentliche leistung von L2M3 im zusammenlesen von ortsspezifik/-bezug und dem dispositiv leit-/orientierungssystem. wobei die grossflächigen (orts-)markierungen durchaus auch in einen zusammenhang mit wandbespielungen im kunstfeld gestellt werden können (wand als leinwand, information als einschreiben in raum).

L2M3 machen hier also eine gerne vorgenommene grenzziehung zwischen design und kunst durchlässig, bzw. operieren genau innerhalb dieses grenzbereichs, thematisieren ihn. und überführen die funktion von information und orientierung in ein spiel. das wiederum geht den allermeisten leitsystemen so was von ab. und hat eine leichtigkeit, die ich ansonsten eigentlich eher von studentischen projekten kenne.

super also, aber dann auch doch nicht so überaus überraschend. L2M3 um sascha lobe sind für ihre feinen, eleganten und intelligenten arbeiten vollkommen zu recht mit zahlreichen awards ausgezeichnet worden. auf ihrer webpage finden sich viele interessante, teilweise phantastische projekte. gerade im bereich ausstellungsgrafik gehören L2M3 sicherlich zu den bemerkenswertesten, den besten teams der szene. sehr schön!

www.L2M3.de

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