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Learning from

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Inspiriert vom Buch "Learning from Las Vegas" war das Kursthema "Learning from Mainz" zu dem die beiden FH Mainz Studenten Nora Korn und Christoph Köhler eine interessante Arbeit auf die Beine gestellt haben. »Nach einer intensiven Recherchephase entschieden wir uns, von den vielen Sperrmüllhaufen dieser Stadt zu lernen.«

Sperrmüll – ständiger Begleiter städtischer Spaziergänger. Kleine und große Haufen sorgen wahlweise für leises Stirnrunzeln, lautes Schimpfen oder leuchtende Augen. Zu entdecken gibt es Kurioses und Banales, Appetitliches und Ekliges, Zeitloses und Zeitgeistiges. Und viele kleine Schätze. Immer aber begegnen wir im Sperrmüll auch dem Leben der Vorbesitzer. Die Objekte haben eine Patina und eine Geschichte. Mehr oder weniger dick, mehr oder weniger lang. All das macht sie interessant, inspirierend und wertvoll.

Wir haben Sperrmüll über einen Zeitraum von drei Monaten dokumentiert und gesammelt. Daraus entstanden zum einen eine Diaserie über 50 Sperrmüllhaufen und zum anderen elf Objekte aus neu kombiniertem, umgebautem und umfunktioniertem Sperrmüll – dokumentiert in einem Katalog.

Beide Arbeiten zeigen, dass in Zeiten schwindender Ressourcen, wachsendem Nachhaltigkeitsanspruch und dem Wunsch nach immer neuen Produkten, die Lösung manchmal sehr nah liegt. Vielleicht zu nah. Auf dem Gehweg um die Ecke.

Nora Korn und Christoph Köhler im Slanted-Interview

Gebt uns bitte ein paar Informationen über Euch und/oder die Firma, für die Ihr arbeitest.
Christoph: Ich komme aus einem 200 Seelen Ort mit der letzten Postleitzahl Deutschlands, der ältesten, noch erhaltenen Zisterzienser-Klosterkirche in Deutschland und dem zweit ältesten Baum Deutschlands, Volkenroda in Thüringen. Das müsste eigentlich schon alles sagen… Lebe seit vier Jahren in Mainz und studiere Kommunikationsdesign.
Nora: Okay, das kann ich jetzt nicht toppen… Ich studiere auch seit knapp vier Jahren Kommunikationsdesign in Mainz, war zwischendurch für ein Semester in Melbourne und mache derzeit mein Diplom.

Wie würdet Ihr Eure Design-Richtung bezeichnen, wie Euren Stil? Wo liegen Eure Stärken?
Wir versuchen beide sehr reflektiert, klar und reduziert zu gestalten.

Welche Bedeutung hat für Euch Design?
Nora: Design ist heute allgegenwärtig. Was einerseits gut ist, da es wirklich viele schöne Produkte, Magazine und Bücher gibt. Auf der anderen Seite haben wir dadurch das Problem, dass vieles der Form und nicht mehr dem Inhalt folgt. Durch Design tragen wir heute somit auch ein wenig zur Verblendung bei – was früher der Werbung vorbehalten war.
Christoph: Design ist wunderbar, aber dabei geht es mir vor allem darum, die richtigen Fragen zu stellen, etwas tieferes zu schaffen, produzieren zu können und nicht bloß das "Bling Bling", die Hülle.

Könnt Ihr uns eine kleine Beschreibung Eurer Arbeit geben?
Wir haben Sperrmüll gesammelt, kombiniert, umgebaut oder umfunktioniert und daraus neue Objekte gebaut.

Warum habt Ihr diese Arbeit gemacht? Wie seid Ihr auf die Idee gekommen? Was steckt dahinter?
Kursthema war "Learning from Mainz". Wir haben uns für die Stadt sensibilisiert und sind dabei auf dieses Thema gestoßen. Dahinter steckt, dass wir ein verändertes Konsum- und Müllverhalten haben. Dahinter steckt aber auch, die Frage nach dem Wert, den gewisse Dinge für uns haben. Wie gehen wir mit unseren Ressourcen um? Die Arbeit soll keinen Zeigefinger erheben, sondern vielmehr auf das Potential einer solchen Inspirationsquelle hinweisen.

Wer hat Euch betreut?
Betreut hat uns Stefan Hauser von "hauser lacour" und das mit viel positiver Direktheit.
Wir haben dabei nicht nur viel von Mainz, sondern auch von Ihm gelernt.

Wie/Wo wäre die ideale Anwendungsweise?
Hoffentlich nirgendwo, denn dieser Ansatz lädt gerade dazu ein, überall eingesetzt zu werden. Wir hoffen niemand außer uns kommt auf die Idee unsere städtischen Ressourcen derart zu nutzen :-)

Worauf an Eurer Arbeit seid Ihr besonders stolz? Was gefällt Euch persönlich am besten? Gibt es irgendein interessantes oder außergewöhnliches Detail? Oder was ist an Eurer Arbeit ganz besonders?
Wir sind besonders stolz, diese Arbeit überhaupt gemacht zu haben, denn es waren einige Hürden zu nehmen. Von der fehlenden Räumlichkeit bis hin zum fehlenden Auto. Natürlich sind wir auch auf die entstandenen Produkte sehr stolz.

Arbeitet Ihr eher darauf los oder gibt es lange Konzeptionsphasen?
Bei diesem Projekt gab es eine relativ lange Konzeptionsphase, aber wir würden das nicht verallgemeinern.

Wie lange habt Ihr an Eurem Werk gearbeitet?
Alles in allem waren es vier Monate.

Was inspiriert Euch?
Christoph: Wenn ich das so genau wüsste... ich denke mein tägliches Leben mit allem was darin passiert.
Nora: Alles und nichts. Wahrscheinlich sind es eher die alltäglichen Dinge, auf die man plötzlich aufmerksam wird.

Habt Ihr Vorbilder? Was interessiert Euch an dieser/n Person/en? Welche Arbeiten gefallen Euch?
Nora: Ja viele. Ich suche mir von allen das Beste raus – customise your Vorbild :-)
Christoph: Viele, vor allem Nicht-Designer.

Was sind Eure Pläne für die Zukunft?
Christoph: Klingt schwer nach einer versteckten "5 Jahres" Frage. Auf so etwas antworte ich nicht :-) Jetzt Diplom und danach bin ich offen für alles und jeden.
Nora: Erstmal ein gutes Diplom.

Vielen Dank für das Interview!

www.learningfrom.de
[email protected]

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