Lektüre für »Die Auswanderer«
Auf zu neuen Ufern! Wer sich schon immer einmal überlegt hat auszuwandern oder auch schon als Austauschstudent einige Zeit im Ausland verbracht hat, der wird sich sicher für die Abschlußarbeit von Franziska Emhardt, an der Hochschule Ulm interessieren:
»Survival Finland – The special guide for everyday life« heißt ihr Survival Kit, bestehend aus mehreren Broschüren, welche sich mit den Interessethemen der 18-28-jährigen Auswanderer beschäftigt. Die »Survival Box« soll dabei jungen Auswanderern eine Orientierung an die Hand zu geben, um im fremden Alltag nicht gänzlich auf sich allein gestellt zu sein. Das Konzept sowie das gesamte Corporate Design System ist auf eine Reihengestaltung angelegt und somit für jedes Land realisierbar, zusätzlich sind aufgrund der Internationalität alle Texte in Englisch gehalten. Die Anwendung ihres Projektes sieht Franziska Emhardt vor allem an Hochschulen, Universitäten oder auch Auswärtigen Ämtern sowie Au-Pair-Stellen. Im anschließenden Interview könnt ihr mehr über Franziska und ihrer Arbeit erfahren.
Gib uns bitte ein paar Informationen über Dich und/oder die Firma, für die Du arbeitest.
Ich heisse Franziska Emhardt, bin 24 Jahre alt und habe an der Hochschule Ulm Digitale Medien studiert und kürzlich mit dem Bachelor of Arts abgeschlossen. Während meines Studiums war ich ein Semester lang in Düsseldorf bei MetaDesign als Praktikantin tätig. Ein Semester vor meiner Abschlussarbeit habe ich im Interactive Media Programme an der University of applied Sciences in Tampere, Finnland, studiert.
Was ist Deine Grafikdesign Richtung? Wie würdest Du Deinen Stil bezeichnen? Wo liegen Deine Stärken?
Meine Stärken liegen im Bereich Markenbildung, Corporate Identity/Corporate Design. Generell bevorzuge ich klares, prägnantes und funktionales Design. Je nach Projekt oder Zielgruppe darf es aber auch gerne mal etwas wilder und chaotischer sein.
Wo arbeitest Du am liebsten?
Dort wo ich mich wohl fühle. Gerne jedoch bei Musik, Sonnenschein und in angenehmer Gesellschaft. Von Vorteil ist die unmittelbare Reichweite von Snacks oder Süßigkeiten für Pausen zwischendurch.
Was inspiriert Dich?
Persönliche Erlebnisse und Erfahrungen, interessante Menschen, die mir im Alltag begegnen, skurril komische Situationen, gutes/schlechtes Design jeglicher Art oder auch einfach nur banale Gegenstände.
Welche Bedeutung hat für Dich Design?
Die Welt kann manchmal so trist und langweilig sein, dass schon allein ein roter Fleck Tomatensoße etwas bewirken kann.
Kannst Du uns eine kleine Beschreibung Deiner Arbeit geben?
Meine Bachelor-Abschlussarbeit „Survival Finland – The special guide for everyday life“ richtet sich an kurz- oder längerfristig auswandernde junge Menschen, die an Auslandserfahrungen und fremden Kulturen interessiert sind.
Diese „Survival Box“ enthält mehrere kompakte Broschüren im A6-Format über konkrete Alltagssituationen in Finnland. Jedes Heft widmet sich dabei einem bestimmten Thema, das für die junge Zielgruppe von Interesse ist.
Neben den Printmedien (Box, Broschüren, Flyer, Postkarten, Infokarten) gibt es eine Website mit Blog, Forum sowie Bestellformular. Desweiteren dient dem Vertrieb der Box ein kurzer Werbe-Trailer, der z. B. über Mailverteiler versendet werden kann.
Der Vorteil gegenüber einem herkömmlichen Reiseführer ist ganz klar die Ausrichtung und Präsentation der Informationen. In Reiseführern finden sich oftmals Tipps für einen guten Urlaubsaufenthalt, jedoch nicht für ein langfristiges Zurechtkommen mit der Mentalität der Menschen, den Eigenheiten des Landes, den Feier- und Partygewohnheiten oder banalen Alltagssituationen wie z. B. Einkaufen gehen.
Warum hast Du diese Arbeit gemacht? Wie bist Du auf die Idee gekommen? Was steckt dahinter?
Da ich selbst ein Jahr lang als Austauschstudentin in Finnland war, haben mich persönliche Erlebnisse und Eindrücke dazu inspiriert, dieses Land in meiner Abschlussarbeit zu behandeln. Mir selbst hat ein solcher „Reiseführer“ mit alltäglichen Informationen, die speziell auf junge Menschen zugeschnitten sind, gefehlt. Aus diesem Mangel heraus entwickelte sich dann Schritt für Schritt meine Idee. Dabei war es mir wichtig, kein Projekt zu entwickeln, das einmal gesehen und weggelegt wird. Mir war die Funktion und Alltagstauglichkeit des Produkts sehr wichtig.
Was möchtest Du mit Deiner Arbeit erreichen/aussagen?
Ich möchte damit vor allem jungen Leuten zeigen, dass man auch Freude und Spaß daran haben kann, sich intensiv mit Etwas zu beschäftigen und Informationen zu holen. Mir selbst ist es oftmals zu mühselig mich durch seitenweise graue, langweilige Textblöcke zu quälen, um eventuell an eine benötigte Information zu gelangen. Daher habe ich vor allem auf viel Bildmaterial sowie kurze prägnante Textblöcke Wert gelegt. Ein weiterer Aspekt ist es, der jungen Zielgruppe die vielen Vorzüge eines Printmediums schmackhaft zu machen, da heutzutage der Trend in Richtung Onlinemedium geht.
Wie/Wo wäre die ideale Anwendungsweise?
Konzipiert habe ich meine Abschlussarbeit hauptsächlich für die Verwendung und den Vertrieb an Hochschulen, Universitäten, Auswärtige Ämter, Au-Pair-Stellen oder auch Work&Travel-Agencies. Überall da, wo jungen Menschen die Möglichkeit für einen Auslandsaufenthalt gegeben wird. Natürlich kann die „Survival Box“ auch in Buchhandlungen neben gewöhnlichen Reiseführern auftauchen.
Arbeitest Du eher darauf los oder gibt es lange Konzeptionsphasen?
Beides mehr oder weniger. Prinzipiell steht vor dem eigentlichen Gestalten eine Konzeptionsphase. Manchmal ist es aber nicht möglich diese beiden Komponenten strikt zu trennen. Wenn mir in der Designphase eine zündende Idee kommt, so wird das Konzept natürlich verfeinert und ausgebaut. Sollte ich in der Konzeptphase mal einen Hänger haben, so mache ich mir in der Zwischenzeit eben Gedanken über das Design.
Wie lange hast Du an Deinem Werk gearbeitet?
Ich hatte 10 Wochen Zeit inkl. Recherche, Konzeption, Dokumentation sowie Entwicklung und Ausarbeitung der Medien. In der Zeit war ich nochmals für ein paar Tage in Finnland, um vor Ort ein wenig zu recherchieren und noch benötigtes Bildmaterial zu fotografieren.
Wer hat Dich betreut und wie hast Du davon profitiert?
Betreut hat mich Prof. Dipl.-Des. S. P. Radtke. Sie hat mir sehr viel Freiraum gegeben und mich meine Idee in der ursprünglich geplanten Form verwirklichen lassen, wofür ich ihr sehr dankbar bin. Zudem gab sie mir Anregungen, die Idee noch weiter auszubauen und einen medienübergreifenden Markenauftritt zu realisieren.
Hast Du Deine Arbeit handgemacht (gedruckt, veredelt etc.)?
Da ich in meinem Konzept eine kostengünstige Produktion angedacht habe, habe ich meine Medien dementsprechend mit einfachen Mitteln sowie relativ kostengünstigem Papier digital drucken und binden lassen. Die Box sowie die Lesezeichen habe ich als Dummies selbst angefertigt.
Hast Du Vorbilder? Was interessiert Dich an dieser/n Person/en? Welche Arbeiten gefallen Dir?
Stefan Sagmeister. Ich finde seine Arbeiten faszinierend. Bei ihm wird alles erst auf den zweiten Blick erst richtig deutlich. Ich liebe seine Verpackungen, die jedes Mal einen besonderen Kniff mit sich bringen, der zum Entdecken einlädt. Sein Werk „Things I have learned in my life so far“ war unter anderem eine Inspirationsquelle für meine Abschlussarbeit.
Was sind Deine Pläne für die Zukunft?
Momentan bin ich dabei, alles vorzubereiten, um Anfang nächsten Jahres in die Medienstadt Köln umziehen zu können. Dort hoffe ich dann auf einen tollen Job im Corporate Design/ Branding-Bereich, wobei sich die Jobsuche sowie die Wohnungssuche momentan schwerer erweisen als die Ausarbeitung meiner Bachelorarbeit.