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Lygophobia

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In Kristina Köpfs Bachelorarbeit geht es um die Angst mit all ihren verschiedenen Formen. Der Titel »Lygophobia« stellt lediglich ein Fragment des Themas dar, um das herum dieses Buch entstanden ist .


Die Intention des Buches ist es weder, Angst zu verstehen, noch zu erklären. Noch hat es den Anspruch, der gesamten Tragweite dieses Gefühls, dieser grundlegenden Wesensart von Mensch und Tier, gerecht zu werden.
Es soll mit Einblicken in die unterschiedlichsten Bereiche der Angst – gesammelten Ängsten kranker und gesunder Menschen, kleinen Bruchstücken der geistigen, köperlichen, psychischen und sozialen Angst – selbst zur Angst werden, diese verkörpern und komprimieren. Denn auch das Gefühl der Angst ist unfassbar, unbeständig und nur bruchstückhaft zu erleben und wiederzugeben.

Warum beschäftigst du dich in deiner Arbeit mit dem Thema Angst?
Ich wollte in meiner Abschlussarbeit unbedingt ein Thema behandeln, dass alle Menschen betrifft und interessiert. Denn als Designer ist man ja immer auch ein bisschen Soziologe. Man beobachtet seine Umwelt, die Menschen und deren Gesellschaft und versucht etwas daraus zu schaffen, es zu kommentieren. Das Thema Angst ist gerade in der deutschen Gesellschaft ein ständiger Begleiter. Während meiner Recherche wurde mir erst richtig klar, wie »die Deutschn« mit dem Begriff »German Angst« verbunden werden. Das deutsche Wort »Angst« wird mittlerweile in weiten Teilen der Welt auch ohne Übersetzung verstanden. Das liegt unter anderem aber auch daran, dass gerade dieser Begriff eben mehr beschreibt als nur die objektbezogene Furcht vor etwas. Und gerade diesem Unbekannten, Diffusen wollte ich mit meiner Arbeit ein bisschen auf den Grund gehen.

In deiner Arbeit gibt es ein Kapitel das »Angst fressen Seele
auf« heißt. Was hat es damit auf sich?

»Angst essen Seele auf« ist zum einen ein somalisches Sprichwort, und zum anderen der Titel eines Filmes von Rainer Werner Fassbinder aus den 70er Jahren.
Ich fand dieser Begriff müsse unbedingt die Überschrift meines vierten Kapitels sein, indem es um den psychologischen Aspekt der Angst geht. Also die Angst vor der wir alle Angst haben. Diesem Schrecken, in dem man sich selbst zu verlieren glaubt - »Angst essen Seele auf« eben.
Dieses Kapitel beginnt mit einem Zitat aus dem »Tagebuch einer Schizophrenen« in der eine Patientin versucht ihre Angst in Worte zu fassen. Es folgt ein Interview mit Arnhild Lauveng, einer ehemaligen Schizophrenen die nach 10 Jahren Krankheit gesund wurde und nun selbst als Psychotherapeutin mit Angstkranken und psychisch Kranken arbeitet. Einen sehr wichtigen Teil meiner Arbeit stellt der folgende Abschnitt dar. Zwei Patientinnen des Maltherapeuten Georg Kress haben sich dazu bereit erklärt ihre Bilder, entstanden während ihres Aufenthaltes in der der Klinik, in meinem Buch zu präsentieren. Zwei Texte des Therapeuten erklären im Vorfeld das Wesen der Maltherapie. Die Bilder selbst sind dem Betrachter zunächst unzugänglich, da jedes einzelne mit einer japanischen Bindung verschlossen ist. Nur durch Aufreißen der Perforierung am rechten Rand werden diese, zum Teil krassen Offenbarungen öffentlich. Den Abschluss des vierten Kapitels bildet eine eher satirisch anmutenden »Phobien-Liste«, welche 400-500 medizinisch anerkannte Phobien von Menschen auflistet. Da ist wirklich alles dabei. Dazu habe ich alle fassbaren Gegenstände von Phobien unter ein Mikroskop gelegt und abfotografiert. Das erstaunliche war, dass dieses »Mosaik der Ängste« einen starken ästhetischen Reiz entwickelte.

Bist du seit deiner Arbeit weniger ängstlich bzw. wie hat sich
dein persönliches Verhältnis zum Thema Angst verändert?

Was mich überrascht hat war, dass dieses vermeintlich unerfreuliche Thema meine Stimmung niemals irgendwie negativ beeinflusst oder mich deprimiert hat. Ich habe »Angst« in dieser Zeit eher als etwas spannendes, mystisches begriffen und nicht unbedingt auf mich persönlich bezogen. Natürlich wurde ich mir durch viele Gespräche und Diskussionen meiner Ängste vielleicht bewusster als vorher. Aber es gibt eben so viele unterschiedliche Ängste, dass man die Gefühle die durch sie entstehen teilweise nicht einmal miteinander verbindet. Also, meine Ängste sind glaube ich gleich geblieben. Ich denke nur, dass ich sie jetzt vielleicht eher akzeptiere und auch die Motive mancher Menschen die aus Angst handeln besser verstehen kann.

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