»Mapping Identity – Die Biometrische Identifikation«
Wieviel Sicherheit braucht unsere Gesellschaft eigentlich? Wo liegen die Grenzen der staatlichen Gewährleistung von Sicherheit, der Wahrung der Privatsphäre? Das Zeitalter der biometrischen Identifikation und Vollüberwachung ist gerade erst angebrochen.
Johannes Baptista Ludwig von der Fachhochschule Mainz hat sich in seiner Diplomarbeit »Mapping Identity – Die Biometrische Identifikation« mit diesem höchst aktuellen Thema auseinandergesetzt. Es entstand eine Arbeit, die den Betrachter informiert, zur Reflexion anregt, und sogar Anleitungen und Hilfestellungen zur subversiven Agitation geben kann.
Abgeleitet von den vier Leitbegriffen »Vermessung«, »Normierung«, »Kollektivierung« und »Archivierung« entstand eine Kollektion von vier Printmedien in einer Normfaltschachtel. Diese Prinzipien äußern sich inhaltlich wie illustratorisch, konzeptuell im Layout und im Gestaltungsraster, im Format und der Farbgebung seiner Arbeit. Eine wirklich stringente und schöne Arbeit!
Gesamtbeschreibung
In unserer demokratischen Gesellschaft hat in den vergangenen Jahren eine enorme Veränderung stattgefunden. Seit dem elften September zweitausendeins sehen viele Regierungen der Industrienationen ihre Bürger mit anderen Augen. Die Einführung neuer Überwachungstechnologien ermöglicht ein immer tiefer gehendes Eindringen in unser Leben.
Durch den mangelhaften, öffentlichen Diskurs in den letzten Jahren und die fehlende Aufmerksamkeit der europäischen Bürger hinsichtlich der sich ereignenden, gesellschaftlichen Paradigmenwechsel, bietet diese Diplomarbeit einen höchst aktuellen Gesamtüberblick
zur Technik, Geschichte, Gesetzgebung und Nutzung der neusten biometrischen Erfassungsverfahren. Zeigt eine persönliche, interpretative, philosophische und ethische Auseinandersetzung in typografischer, grafischer und illustratorischer Art, in Form einer
genormten Kollektion von vier Printmedien in einer Normfaltschachtel. Als angehender Designer einen Standpunkt zur aktuellen Situation einzunehmen ist mir ein zusätzliches und wichtiges Anliegen.
Insgesamt lässt sich die Zielsetzung und Intention meiner Diplomarbeit auf folgende Punkte zusammenfassen. Sie vermittelt notwendige Information und Hintergrundwissen, regt eine thematische Ausinandersetzung und eine Reflexion beim Rezipienten an und bietet Hilfestellungen zur subversiven Agitation im konkreten Fall. Konzeptuell im Layout aufeinander abgestimmt, bauen alle Gestaltungsprinzipien auf vier Leitbegriffen auf. Der Normierung, der Vermessung, der Kollektivierung und der Archivierung. Dies Äußert sich inhaltlich sowie illustratorisch, konzeptuell im Layout und im Gestaltungsraster, sowie im Format und der Farbgebung. Das einheitliche Gestaltungs- und Ordungsprinzip, die subtil, leise und distanzierte Gestaltung, sowie der technisch-bürokratische Charakter interpretieren den aktuellen öffentlichen Diskurs.
Die Medien im Einzelnen
1. Enumeration
Ein DIN A2 Plakat, faltbar auf DIN A6.
Eine interpretative Kartierung der Identität. Als Auszug aus der Gesamtarbeit, informiert dieses Plakat den Leser in Form einer ersten thematischen Übersicht. Querverweise an Bild und Text führen zu den Leser zu den entsprechenden Stellen in den übrigen Medien.
2. Information
Ein DIN A5 Buchmedium, 103 Seiten, Softcover mit offener Fadenheftung.
Mit Information und Hintergrundwissen in fünf Kapiteln zur Biometrischen Identifikation.
Diese beinhalten im Einzelnen eine thematische Einführung für den Leser, Informationen zur technischen Erfassung, zur Nutzbarkeit und Anwendung, zu auftauchenden Problematiken und Schwierigkeiten und ein Glossar als Einführung in die Sprachwelt der biometrischen Vollkontrolle. Durch wissenschaftlich karikierende und überzeichnete Illustrationen, durch reflektierende und themenbezogene Zitate und durch typografische Kontraste wird der Inhalt unterstützt.
3. Subversion
Ein DIN A6 Buchmedium, 47 Seiten, Softcover mit offener Fadenheftung.
Im handlichen Passformat beinhaltet dieses Medium in sieben Kapiteln, Hilfestellungen, Tipps und Verhaltenweisen zur subversiven Agitation im konkreten Fall. Illustratorisch reduziert und typografisch klar strukturiert ist der Inhalt leicht und schnell erfassbar. So bietet dieses Buch unter anderem durch eine doppelseitig angelegte Fotostrecke, eine Anleitung zur Herstellung von Fingerabdruckattrappen mittels herkömmlicher Büromittel. Die Kopierästhetik unterstützt zudem den subversiven Charakter dieses Mediums in visueller Hinsicht.
4. Reduktion
Ein DIN A4 Buchmedium, 99 Seiten, Softcover mit offener Fadenheftung.
Dieser Teil der Diplomarbeit ist eine freie, illustratorische Interpretation der Reduktion von Identitäten in sechs Kapiteln. Die Verwerflichkeit der Reduktion von Persönlichkeiten auf die an Ihnen gemessenen biometrischen Datensätze ist konzeptuell in Materialität, Layout und illustrativer Gestaltung dargestellt. Der Leser erfährt durch das Umblättern der Folienseiten, auf denen sich illustratorisch umgesetzte Fragen und Antworten zur Persönlichkeit befinden, die Reduktion der Persönlichkeit auf den biometrischen Datensatz selbst. Sieht eine Gegenüberstellung des reichhaltigen Persönlichkeitsbildes und des reduzierten Datensatzes von fünf unterschiedlichen Probanten. So wird der Datensatz am Ende jedes Kapitels zur Normierung des jeweiligen Probanten. Vacatseiten im letzten Kapitel lassen den Raum für eine persönliche Eintragung des biometrischen Datensatzes des Lesers.
Die Faltschachtel
Eine beidseitig kaschierte Normfaltschachtel im Format DIN A4+ ermöglicht die Archivierung der Arbeit. Gestalterisch zurückhaltend greift sie dem Inhalt nicht vorweg.