NOTENPAPIER 4
Musikmarketing, das popkulturelle Image von »Klassikstars«, Chips, die nach Brahms tanzen, experimentelle Celloklänge, Liszt und die Pawlowna-Melodie, Schumanns Sinfonische Etüden, Šostakovics’ Chorsatiren sowie zwei berühmte Altistinnen des 19. Jahrhundert, das alles bietet die neue Ausgabe des Magazins NOTENPAPIER 4. Gestaltet ist das Heft mit exklusiven Artworks, in Kooperation von Studierenden der Musikhochschule und der Freien Hochschule für Grafik-Design und Bildenden Kunst, Freiburg.
Während die grafische Gestaltung von Musikzeitschriften bekannt sind, ist die grafisch-künstlerische Umsetzung von musikwissenschaftlichen Inhalten neu und bislang ohne Vorbild. Das NOTENPAPIER ist seit 2006 die einzige designorientierte Publikation einer deutschen Musikhochschule.
Janina Klassen, Professorin für Musikwissenschaft, hat Abschlussarbeiten ihrer StudentInnen für eine allgemein interessierte Leserschaft zusammengestellt. Die Gestaltung der ›Auftaktseiten‹ im NOTENPAPIER wurde von StudentInnen aus dem Semester Editorial Design und der Redaktion ZWIEBELFISCH der Freien Hochschule Freiburg realisiert.
Ziel der Zusammenarbeit ist es, für musikwissenschaftliche Inhalte eine zeitgemäße Wort- und Bildsprache zu formulieren. Sie ist – auch unter dem Aspekt des Marketing – nötig, um sich heute gültig zu präsentieren. Aus der Verbindung von Musikwissenschaft und Editorial Design ist ein Magazin hervorgegangen, in dem Wissensvermittlung und Gestaltung zusammenkommen.
Aus dem Editorial:
Die Frage, wie sich Kunst finanziert und wovon Kunstschaffende leben sollen, bleibt aus ästhetischen Diskursen gewöhnlich ausgeklammert. Kunst und Kommerz gelten dort als Antithesen. Trotzdem spielt das Thema auch an unserer Hochschule eine zentrale Rolle. Gleich mehrere Beiträge befassen sich damit.
Mit Empathie öffnet Andrea Lanfer die Welt des Musikmarketings. Wie stark sich inzwischen auch »Klassikstars« mit einem popkulturellen Image vermarkten, zeigt Ursula Plum an exklusiven Beispielen. Dass er einmal für Chips werben würde, hätte Brahms sich gewiss nicht träumen lassen. Priska Schöner führt es vor.
Einen anderen Akzent künstlerischen Schaffens thematisiert Corinna Mack. Sie verfolgt Šostakovics nicht bloß ästhetische, sondern existentielle Gradwanderung zwischen Verfolgung und Fügung. Johanna Rothaupts Frage nach dem Image der Altstimme ist mit den Biografien zweier berühmter Sängerinnen verknüpft: Pauline Viardot-Garcia und Amalie Joachim. Ein emphatisches Plädoyer für die Auseinandersetzung mit neuer und neuster Musik (ohne gleich an deren kommerzielle Verwertbarkeit zu denken) verficht Peter Schiemenz. Tibor Szász entdeckt einen intertextuellen musikalischen Dialog Liszts mit seiner Weimarer »Chefin« Maria Pawlowna. Auch bei den vielfachen Versuchen, Schumanns Sinfonische Etüden op. 13 in eine ideale Linie zu bringen, geht es zu allererst um die Kunst, wie Christine Goldstein aufrollt.
Ob Noten buchstabenadäquate Zeichen seien, musste in einem langen Rechtsstreit im 19. Jahrhundert erst geklärt werden. Hier wurden sie von Wolfgang Wick grafisch umgesetzt. Sie entstammen u.a. dem (Konzert für 12 Solisten und 1 Dirigenten (1984/85)) von Wolfgang Motz, dem ich sehr herzlich danke. Die Klassik Stiftung Weimar erlaubte großzügig die Abbildung autographer Manuskripte. Ohne die Autorinnen und Autoren gäbe es kein Magazin. Und ohne Susanne Keßler und Martin Danneck wären viele Fehler unentdeckt geblieben. Ihnen gilt daher ebenso ein Riesendank wie den Studierenden der Freien Hochschule für Grafik-Design & Bildende Kunst Freiburg, die, begleitet von Wolfgang Wick, die »Artworks« entworfen haben. Mit ihnen allen das neue Heft zu stemmen, war wieder mal eine (non-profit) Bereicherung.
Janina Klassen Professorin für Musikwissenschaft
NOTENPAPIER 2009
Ausgabe 4, Februar 2009, A4, 72 Seiten, viele Illustrationen, hochwertige Verarbeitung, Umschlag mit roter Tagesleuchtfarben und partieller Lackierung, Innenteil S/W. Verwendete Schriften: Emigré Dalliance, Emigré Oblong, Emigré Tarzana, Linotype Sabon.
Das NOTENPAPIER kann über die Buchhandlung Jos Fritz Freiburg bestellt werden
Das Magazin NOTENPAPIER ist auch im gut sortierten Buchhandel erhältlich:
ISBN 978-3-928013-51-2