Odyx – Magazin für eine positive Irrtumskultur
Das klingt widersprüchlich: Verirren lernen, Versprecher lieben, Fauxpas verehren, Täuschungen hinterfragen. Man ist doch immer darauf bedacht, Fehler zu vermeiden, möglichst alles richtig zu machen. Und jetzt taucht ein Magazin auf, das den »Irrtum zelebrieren« möchte.
Das Magazin heißt Odyx und ist die Umsetzung von Dominika Dobrzalskis Diplomarbeit, entstanden an der FH Dortmund. Es soll Platz bieten für einen positiven Umgang mit dem menschlichen Irrtum. Deshalb zeigt es, wie man sich am besten verirrt, regt zum Unperfekten an und erzählt natürlich auch, was hinter dem Ganzen steht.
Odyx ist in vier Kapitel unterteilt, die den räumlichen, optischen, kollektiven Irrtum und Fauxpas – den Irrtum auf dem gesellschaftlichen Parkett – behandeln. Mit Fotografien und Collagen und zum Herumirren einladenden Spielen wird hier der Irrtum gefeiert.
Welche Idee steht nun genau dahinter? Wir haben Dominika ein paar Fragen zu ihrer Arbeit gestellt:
Das Thema deiner Arbeit ist der Irrtum und alles, was mit ihm zusammenhängt. Warum hast du dich für eine Umsetzung in Magazinform entschieden?
Mich hat die Idee gereizt, gerade in Form eines Magazins eine Plattform zu schaffen, auf der man den Irrtum zelebriert, da Magazine doch oftmals als Format dafür genutzt werden, den Perfektionismus des Menschen anzustacheln und herauszufordern.
Die auflagenstärksten Magazine geifern die Gier des Menschen nach Perfektion an, sie spielen mit dem Verlangen des Menschen, alles richtig und noch besser machen zu wollen und leben den Schein des erreichbaren Perfekten vor.
Mir hat der Gedanke gefallen, einen Gegenpol dazu zu schaffen, der sich auf der inhaltlichen Ebene und in der Gestaltung davon abgrenzt. Diese Kontrastierung hätte in Buchform so nicht herausgearbeitet werden können.
Ich sehe dieses Magazin als einen Prototypen für weitere Ausgaben, die sich inhaltlich in einem ähnlichen nischenhaften Themenspektrum bewegen können.
Am Anfang meines Diploms stand außerdem fest, dass ich so frei wie möglich ganz viel ausprobieren und experimentieren wollte und die Wahl des Formats bat mir darüber hinaus dafür den grösstmöglichen Freiraum.
Deine Arbeit, und damit das Magazin, trägt den Namen »Odyx«. Woher kommt er und für was steht er?
Die »Odysee« ist in vielen Sprachen ein Synonym für Irrfahrten und stammt von der griechisch-mythologischen Erzählung des Helden Odysseus und seiner zehnjährigen Irrfahrt ab.
Ich habe diesen Begriff abgewandelt und mit dem Buchstaben X kombiniert (dem Zeichen für Unbekanntes und Unerforschtes), um ihn zu verkürzen und einen möglichst einprägsamen und kurzen Namen für das Magazin zu kreieren. Der Name spiegelt auch das Konzept des Magazins wider, das den Irrtum als eine Abenteuerreise betrachtet, die es lohnt auf sich zu nehmen, um eine Bereicherung darin zu finden.
Odyx soll eine positive Irrtumskultur zelebrieren und den Leser zum Unperfekten animieren – wie schafft es das?
Durch die informative, aber gleichzeitig spielerische, ein bisschen verführerische und experimentelle Art des Magazins soll der Leser für die Thematik interessieret und durch das Magazin gelockt werden.
Das Magazin ist in vier Kapitel unterteilt, die den räumlichen, optischen und Kollektiven Irrtum, sowie Fauxpas – also den Irrtum auf dem gesellschaftlichen Parkett – behandeln. Am Anfang jedes Textbeitrags sollen zunächst die Headlines und begleitend dazu das Design mit den Fotografien und Illustrationen Spannung aufbauen und Lust auf das Thema machen.
Zum Ende jedes Kapitels lädt ein auf den Inhalt abgestimmtes Spiel den Leser noch einmal ein, dem Irrtum zu begegnen und sich darin zu verlieren.
Beispielweise mit einer Anleitung, wie man am besten Versprecher produziert, einem Labyrith in stark fortgeschrittener Schwierigkeitsstufe, mit einem dadaistischen Experiment rund um das Thema Verirren oder durch optischen Täuschungen wird der Leser animiert den Irrtum als Inspiration und schöpferische Quelle zu nutzen.
Zudem findet man im Magazin Zitate berühmter Denker und Futurologen, die den Irrtum auf ihre eigene Art auslegen und dazu animieren.
Das Magazin ist in vier Kapitel unterteilt: in räumlichen, optischen und kollektiven Irrtum und den Fauxpas. Wie unterscheiden sich die Themen in ihrer Umsetzung?
Gestalterisch unterscheidet sich insbesondere das erste Kapitel von den folgenden Kapiteln in seiner fotografischen Gewichtung. Ich habe begleitend zu den Texten viele großzügig gelayouteten Fotografien verwendet, die den Leser auf dem großen Format und in der Weite, die sie darstellen in die Thematik saugen möchten.
Ausserdem wandelt sich im Laufe des Heftes die Art die einzelnen Themen zu illustrieren. Während ich im zweiten Kapitel zum Thema Kollektivirrtum mit einer Art illustrativen Informationsgrafiken arbeite, spiele ich in Kapitel 3 illustrativ mit optischen Täuschungen und in Kapitel 4 mit geometrischen Formen.
Allen Kapitel gemeinsam sind die einleitenden Seitenfüllende Fotografien zu Beginn jedes Kapitels mit der darauf folgenden Fadenillustration, die den ersten informativen Teil eines jeden Kapitelbeginns markiert. Ausserdem findet man zwischen den Beiträgen immer wieder die kleinen typografischen Handschrift Typo-Experimente und die sich am Ende jedes Kapitels Spiele.
Das Odyx Magazin ist im Rahmen des 19. Focus Award Festivals, vom 20.05. bis 12.06.2011 auf der Hochschuletage des Dortmunder U, zu sehen. Die Ausstellung findet zum ausgeschriebenen Wettbewerbsthema »Weltenmacher« statt. Dort wird Odyx neben acht weiteren Arbeiten zum ersten Mal der Öffentlichkeit vorgestellt.
Vernissage der Ausstellung: 20.05.2011, 18 Uhr
Ort: Dortmunder U, Leonie-Reygers-Terrasse, 44137 Dortmund