Otokonoko
Wir setzen unsere Fotoserie zum Thema Super Families auf slanted.de mit Otokonoko von Roland Soldi fort. Er war Anfang des Jahres zusammen mit der freischaffenden Journalistin Anna von Senger in Japan unterwegs und hat dort die alternative Szene besucht.
Sie haben sich gefragt: »Wie ist es wenn man sich in den traditionellen Rollen nicht mehr vertreten fühlt?« In Japan sind diese besonders streng.
Roland Soldi über Otokonoko: »Mich beeindruckte der Mut durch neue Arten der Selbstdarstellung mit neuen Trends und Lebensweisen die konventionellen Rollen zu öffnen. Diese neuen Trends sind vergleichbar mit Wasser, dass den harten Fels allmählich formt. Zusammen mit Anna von Senger einer Journalistin, die in Japan aufgewachsen ist und fliessend japanisch spricht, reiste ich nach Tokyo.
Otokonoko ist ein Wortspiel und bedeutet Junge als auch Mädchen und gehört in Japan zur Tradition und entstand u.a. aus dem Kabuki Theater und dem Anime. Der Begriff wird für Transsexuelle und Transvestiten verwendet. Mit der Verkleidung sprechen und bewegen sich Crossdresser möglichst wie eine Frau und fallen damit in der Gesellschaft kaum auf. Crossdresser habe ich als zurückhaltend, modebewusst und feminin im Denken und Sprechen erlebt. Einzelne leben diese Rolle 24 Stunden und andere erfüllen sich den Traum für wenige Stunden sich als Frau oder Anime Figur zu fühlen. Obwohl in der Kultur eher akzeptiert, führen manche von ihnen ein geheimes Doppelleben.«
Roland Soldi im Slanted-Interview
1. Wie bist Du zur Fotografie gekommen?
Ich habe eine Lehre als Werbefotograf begonnen aber wieder abgebrochen, weil mir der Beruf Fotograf zu Beginn nicht zusagte. Jahre später auf Reisen entdeckte ich die Fotografie neu. Die digitale Fotografie half mir entscheidend, mich wieder mit dem Medium zu befassen.
2. Welche Themen interessieren Dich am meisten in Deiner Arbeit bzw. wie wählst Du Themen aus?
Subkulturen, Trends und gesellschaftliche Themen im Allgemeinen. Mich interessieren aber auch verschiedene andere Themen. Ich versuche vorzugsweise solche zu wählen, die nicht schon viele Male behandelt werden.
3. Mit welchem Equipment fotografierst du?
Ich arbeite mit einer CANON EOS D5 Mark II Spiegelreflexkamera.
4. Künstler oder Techniker?
70% Künstler 30% Techniker.
5. Wer inspiriert Dich? Gibt es Vorbilder?
Es gibt viele Fotografen die mir gefallen, Anne Morgenstern, Nan Goldin, Marc Wetli, Yan Gross, Sebastiào Salgado u.v.a. Vorbilder ist schwierig da man seinen eigenen Stil finden muss.
6. Gibt es Webseiten/Portale zum Thema Fotografie, die Du regelmäßig besuchst?
Die Sites von Fotografen und Foto-Arbeiten, Portale weniger.
7. Welche Magazine liest Du?
DAS MAGAZIN vom Tagesanzeiger, das Zeit MAGAZIN, manchmal das TANK Magazine.
8. An welchen Projekten arbeitest Du gerade? Wie geht es weiter?
Ich bin an einem Projekt über Freak- und Vaudeville Unterhalter, die die 40er bis 60er des letzten Jahrhunderts wieder auferstehen lassen aus Faszination, oder um ihr eine neue Form der Unterhaltung zu geben. Die Performer experimentieren mit Ihrem Körper und gehen an ihre physischen Grenzen. Es ist eine Grundform der Unterhaltung, ohne Schnörkel und absolute Körperkontrolle. Man kriegt was man sieht.
Roland Soldi, geboren 1958, wohnt in Zürich und ist seit 2008 als freischaffender Fotograf tätig mit Schwerpunkt People, Portrait und Reportage.
(Roland Soldi)