Reproduktion nach dem Serendipitätsprinzip
Als Diplomprojekt an der FH Dortmund, entwickelte Eva Thiessies die Ausstellung »Reproduktion nach dem Serendipitätsprinzip«. Das Serendipitätsprinzip bezeichnet eine zufällige Beobachtung von etwas ursprünglich nicht Gesuchtem, das sich als neue überraschende Entdeckung erweist. In einer Wandinstallation zeigte Eva Bildwelten und Inhalte zum Thema Reproduktion auf, die verwandt aber nicht identisch sind. Eine Plakatserie, sowie eine Interviewsammlung werden mit der Wandpräsentation räumlich verknüpft und kombinieren die neu gewonnenen Erkenntnisse.
Wir haben Eva ein paar Fragen zu ihrer Arbeit gestellt:
»Reproduktion nach dem Serendipitätsprinzip« Wie bist du auf das Thema deiner Arbeit gekommen? Was hat dich daran besonders interessiert?
Mein Arbeitstitel lautete zunächst ›Reproduktion‹. Ich fand es spannend, dass das Thema viele inhaltliche sowie gestalterische Richtungen bereithält: kopieren, vervielfältigen, nachmachen, klonen, nachleben, sammeln etc.
Während meiner (Online-)Recherche bin ich auf viele unterschiedliche Themen, Bilder oder Geschichten gestoßen, die mich wiederum zu neuen Aspekten geleitet haben. Diese zufällige Entdeckung von Dingen, die man zunächst nicht erwartet hatte nennt sich ›Serendipitätsprinzip‹. Ich wollte mich nicht auf einen bestimmten Bereich konzentrieren sondern habe mir ein System überlegt, mit dem ich alle gesammelten Aspekte präsentieren kann die auf den ersten Blick nicht zusammenpassen wollen. So ist das Ausstellungssystem mit der Wandinstallation, der Plakatserie und einer Interviewsammlung entstanden, in dem es etwa um Tierzucht, wissenschaftliches klonen, Designermöbel oder gefälschte Europaletten geht.
Das schöne an meinem Thema ist, dass es nie an Aktualität verliert. Wenn ich das Projekt bei ›Schauraum 2011‹ (Ausstellung der Abschlussarbeiten der FH Dortmund) erneut präsentiere, wird beispielsweise die Plagiatsaffäre um Herrn zu Guttenberg sicherlich ein neuer Aspekt sein, den ich einbinden kann.
Die Arbeit wurde an drei unterschiedlichen Orten gezeigt und ging jeweils auf die Gegebenheiten der unterschiedlichen Räumlichkeiten dort ein. Nach welchen Kriterien hast du die Ausstellungsorte ausgewählt?
Die Ausstellung wurde in drei leerstehenden Ladenlokalen der Dortmunder Innenstadt in drei aufeinanderfolgenden Wochen präsentiert. Ich habe auf unterschiedliche Deckenhöhen und Wandflächen geachtet um die flüchtigen Informationen der Wandinstallation dynamisch darstellen zu können. Diese Bilder und Texte waren mit einem Navigationssystem markiert und haben sich von Ausstellung zu Ausstellung verändert. Die Plakatserie und die Interviewsammlung waren konstante Medien, die in jeder Ausstellung auftauchten da sie ausgekoppelte Aspekte belegten (Interviews) oder visuell interpretierten (Plakate).
Wie hat sich das Eingreifen der Besucher vor Ort auf die Ausstellung ausgewirkt?
Der Besucher konnte die Texte und Bilder an einem bereitgestellten Kopierer selbst vervielfältigen und sich so seinen eigenen Ausstellungskatalog zusammenstellen. Das Original wurde von der Wand genommen und die Kopie wieder aufgehängt. Ich habe durch den Qualitätsverlust der DIN A4 Seiten an der Wand später bemerkt, welche Themen den Betrachter am meisten interessiert haben. Durch Verwechslung (besonders bei der Vernissage) von Text- und Bildplätzen entstanden interessante Kombinationen der das prozesshafte Projekt ausmacht.
Durch die Farbigkeit deiner Arbeit, gelb/schwarz, haben sich zu der ein oder anderen Ausstellung auch ein paar BVB Fans eingefunden. Gab es direktes Feedback von den Fußball-Fans? Wie war die Situation?
Die Farbigkeit hatte zunächst einen technischen Hintergrund: schwarz, da ich mit einem Laserdrucker und Kopierer gearbeitet habe um möglichst schnell neue Ausdrucke produzieren zu können und neongelb da es schwer zu reproduzieren ist. Das gelb taucht auf den Postern und als Auszeichnugsfarbe zur Navigation auf.
Das Heimspiel Borussia Dortmund gegen Hannover 96 (4:1) am 27.11.2010 wurde während meiner Ausstellung ausgetragen. Zufällig liegt das Ladenlokal an einer Hauptstraße, an der viele Fans auf dem Weg zum Stadion entlanglaufen. Die schwarz-gelben Plakate hingen im Schaufenster und eine Gruppe Jugendlicher fühlte sich von dem Plakat angezogen welches eine Replikation des DFB-Pokals zeigt. Die Resonanz war durchweg positiv, sie haben sich eher gefragt »…mit was Designer später Geld verdienen«!
Vielleicht sollte ich so langsam schwarz-gelbe Plakate nachdrucken, die eine Reproduktion der Meisterschale zeigen…