web_grimoire3.jpg

Sadness und Grimoire

Author:

Gerade sind Felix Bradens Erstlingswerke Sadness und Grimoire in der Neuauflage bei Myfonts erschienen. Nach dem traurigen Ende der Fountain Type Foundry musste er sich die Frage stellen, ob die beiden Schriften die er vor 20 Jahre der Foundry anvertraut hat noch eine Existenzberechtigung haben. 

Ziemlich genau zur Jahrtausendwende gründete Felix Braden die Freefont Domain Floodfonts. Er hatte sich mit zwei Freunden selbstständig gemacht, und um ein wenig Presse zu bekommen, entschied sich das Team, die während des Studiums entstanden Schriftprojekte, zum kostenlosen Download anzubieten. Kaum hatten sie eröffnet, meldete sich Peter Bruhn aus Schweden mit der Frage ob sie die Schriften nicht besser über sein Schriftenlabel Fountaintype vertreiben würden, statt sie zu verschenken. Aus den insgesamt 10 Schriften von Floodfonts wählte Peter drei aus, die daraufhin überarbeitet und auf den umfangreichen Zeichensatz von Fountain ausbaut wurden. Peter unterstützte das Team mit vielen wichtigen Infos und Korrekturen und nach einem knappen Jahr wurden die Schriften Sadness und Grimoire bei Fountain veröffentlicht. 

»Leider habe ich Peter nur ein einziges Mal persönlich getroffen«, sagt Felix Braden über die Zusammenarbeit  »aber letztendlich verdanke ich ihm viel, denn er hat in mir den Gedanken geweckt, dass Schriftgestaltung für mich mehr werden könnte als nur ein Hobby.« Nach Peters tragischem und unerwartetem Tod im letzten Jahr musste er sich die Frage stellen, wie er nun mit den Schriften umgeht. Lotta Bruhn, Peters Frau, hatte sich entschieden, die Fountain Website, in Gedenken an Ihren Mann, im Netz zu lassen, wollte die Foundry aber nicht weiterführen. 

»Mir gefiel der Gedanke, Peters Lebenswerk zu ehren, aber Sadness und Grimoire sind während meines Studiums entstanden und mittlerweile fast 20 Jahre alt.«, so Braden: »Haben diese Schriften heute noch eine Existenzberechtigung? Wenn mich Leute fragen, was mich an Type Design so begeistert, nenne ich als Argument immer auch ›Zeitlosigkeit‹. Wenn man bedenkt, dass die Garamond-Schriften aus dem 16. Jh. heute noch die meist verbreitetsten Buchschriften sind, würde das, übertragen auf andere Designdisziplinen, bedeuten dass wir noch mit Ritterrüstungen oder Brustharnischen herumlaufen oder in Pferdekutschen zur Arbeit fahren. Der Gedanke, dass ein Designkonzept über 500 Jahre bestand haben kann, übt auf mich eine unglaubliche Faszination aus. Nicht, dass ich meine Schriften für derart bahnbrechende Entwürfe halte, aber im Type-Design ticken die Uhren eben anders und verglichen mit einem halben Jahrhundert sind die 20 Jährchen von Grimoire und Sadness ja nur ein Wimpernschlag.«

So entschloss er sich, die beiden in die Jahre gekommenen Fonts nur sehr dezent zu überarbeiten und noch einmal auf den Markt zu bringen. »Ich habe die Hoffnung, dass man damit auch heute noch zeitgemäßes Design machen kann und bin sehr gespannt auf die ersten Anwendungen.«, betont Braden.
 
Sadness basiert auf Experimenten mit der ›Blendfonts-Funktion‹ von Fontographer – einer Schriftgestaltungs-Software – mit der Zwischengrößen von Schriften errechnet werden können um den Gestaltungsaufwand bei großen Schriftfamilien zu minimieren. Dabei wurden völlig unterschiedliche Schriften eines befreundeten Designers interpoliert, was in der Regel nur funktioniert, wenn die Konturen der Schriften ähnlich aufgebaut sind. An einigen Stellen konnte das Programm neue Outlines errechnen doch die Ergebnisse waren sehr fragmentarisch. Daraus wählte Felix Braden die charakteristischsten Elemente aus und gestaltete damit eine neue Schrift.

Sadness

Foundry: Floodfonts
Designer: Felix Braden
Veröffentlichung: 2015
Format: OpenType
Schnitte: Regular
Preis: Einführungspreis 5,– Euro (bis zum 19.05.2015), regulär 24,99 Euro


Grimoire lebt von dem Gedanken, zwei stark kontrastierende Konstruktionsprinzipien zu verbinden: Den zeichnerischen, technischen mit dem kalligrafisch, schreiberischen Schriftgestaltungsansatz. Die Schrift basiert auf einem modularen System, simuliert aber dennoch eine Schreibschrift. Felix Braden über seinen Entwurf: »Die Idee hat mich seitdem so fasziniert, dass ich viele Schriften nach diesem Konzept gestaltet habe, wie z.B. die bei Volcanotype veröffentlichte Bikini. Auch meine jüngste Schrift, die mehrfach ausgezeichnete FF Scuba lebt von diesem Konzept allerdings bin ich mit zunehmenden Alter weniger experimentierfreudig und will weniger exzentrische als vielseitig einsetzbare Schriften gestalten.«

Grimoire

Foundry: Floodfonts
Designer: Felix Braden
Veröffentlichung: 2015
Format: OpenType
Schnitte: Regular
Preis: Einführungspreis 5,– Euro (bis zum 19.05.2015), regulär 24,99 Euro 
Buy

 

 

web_grimoire3.jpg