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Sven Hoffmann

Author:

Sven Hoffmann works with David Carson...ich habe Sven via eMial interviewt....

hallo sven,
ich habe die vier ausgaben immer und immer wieder angesehen. es geht dabei ja nicht um text, sondern um bilder, fotos, tausende von fotos. und doch verdichtet sich alles zu einer ganz intensiven geschichte.deiner geschichte. das finde ich faszinierend. ich möchte in slanted deine arbeit vorstellen. und ein paar zeilen von dir rauben. in der hoffnung, dass deine worte genau so intensiv sind wie deine bilder.

fangen wir an. erst mal so ein fiesen schnelldurchlaufschubladeaufundzu, ok?
geboren am?
06.09.1971

in?
karlsruhe

geschwister?
bruder, 4 jahre älter, lebt und arbeitet in san francisco seit 12 jahren.

augenfarbe?
hmmm, graublau was auch immer...

wohnort?
hamburg, übersee am chiemsee, eze sur mer (alles ganz kleine wohnungen!!!!)

danke. ich habe dich ja in karlsruhe kennen gelernt, weil mir irgendwie ein silberfarbiger flyer in die hände gefallen ist. das besondere war nicht der druck (laserdrucker), sondern das unglaublich geile papier. und die grafik. das hat so null mit karlsruher flyerkultur zu tun gehabt. ich weiß nicht mehr um was es ging, bei diesem flyer. ich kann mich auch nicht mehr daran erinnern, was du zu diesem zeitpunkt in karlsruhe gemacht hast. erzähl mal: warum warst du in karlsruhe, du hast doch in monaco mode studiert, oder?
lustig, ja, dieses silberne ding. das war noch zu meiner schulzeit. das erste, hoffnungslose magazin, das ich in die welt gesetzt habe. zusammen mit felix heck (der ein guter industriedesigner geworden ist) und auch ein gewisser markus quick, beides schulfreunde. es ging um ein lokales mag, oder so etwas ähnliches, hieß UFO, haha. ja und du hast mir eine postkarte geschickt ... ich könne mich doch mal melden. coole zeit, irgendwie. danach, ging ich nach stuttgart und habe modedesign studiert. das war ganz gut, lief einigermaßen glatt und von dort aus ging es dann ins märchenland ... monaco. skimode, teuer, für schrecklich reiche und stillose kunden, also dies war wirklich unsere zielgruppe. viel gelernt, viel eingesteckt. und dann... rief mich, zu später stunde, mit 28, vater staat zum zivildienst. monaco verlassen, zurück nach ka und bei den "naturfreunden" durlach hausmeister gespielt, mich gelangweilt, david carson entdeckt, mit grafik begonnen. hmmmm, komisch oder?

bist du modedesigner, fotograf oder grafik-designer?
oh gott. modedesigner sicher nicht mehr, obwohl ich jetzt wieder sogar ein wenig mode machen werde, bei meinem traumkunden matador. grafikdesigner wohl nur um meiner fotografie einen rahmen zu geben. und meine leidenschaft, die arbeit die ich am intuitivsten machen kann, ist die fotografie. definitiv. ich sehe einfach, es fällt mir leicht, es ist meditation und entspannung. in den letzten jahren mich wirklich intensiv mit der fotografie beschäftigt. viel mehr als mit grafik. einer meiner ersten lehrer war mein vater, ein guter fotograf. aber auch christian ernst gilt es da zu erwähnen, der mir viel, sehr viel beigebracht hat. 

ein immer wiederkehrender moment in deiner arbeit scheint es zu sein, dass du magazine gestaltest. urban coffee war ja eine sehr schöne veröffentlichung, an der wir uns mit den am rande publikationen beteiligt haben. was ist dein antrieb, so etwas zu machen? du investierst ja eine menge zeit und kohle, was kommt zurück? und warum hörst du nach ein paar ausgaben auf, um genau das gleiche wieder zu tun, nur mit einem etwas anderen format, einem anderen inhalt, aber im prinzip dem gleichen: eine sven hoffmann produktion, ohne anzeigen, mit wenig text, ohne redaktion...?
ja, verrückt oder? viel geld, viel zeit...und dennoch wunderschön. ich mag die idee des "work in progress", auch wenn es mich immer kopf und kragen kostet, na ja...fast. ich glaube ich bin immer auf der suche und werde es immer bleiben. ein segen und ein fluch zugleich. bin eigentlich immer motiviert, immer angetrieben, aber die frage ist auch wohin ich denn so renne und was ich genau suche. die vielfalt, ob es die fotografie von lindbergh ist, davids grafik, stephen shores farbbilder, ich sauge auf, verdaue und baue etwas zusammen, suche mich - ich glaube ich suche mich. klingt komisch, ist aber so. wie ein verzweifelter künstler. diese erkenntnis ist hart - denn es sagt auch aus, dass ich kein dienstleister bin - ich kann nur für mich arbeiten oder für kunden die zu mir passen. wie jetzt matador. da verschmelzen büro am meer gedanken mit matador. unglaublich befriedigend. 
dennoch, ich glaube jetzt etwas gefunden zu haben:)

in karlsruhe firmiertest du noch unter dem namen pure design. jetzt heißt dein unternehmen büro am meer. ich finde den namen cool. aber der ist so deutsch, dein blick wirkt jedoch so in die ferne gerichtet. warum dieser name? bist du in hamburg –  mit seinem hafen, den kreischenden möven etc – diesem traum etwas näher gerückt?
der name und auch das logo sind fantastisch, oder? deutsch ist gut! in diesem fall. entstanden ist der name in berlin, zusammen mit tina, und soll meine sehnsucht nach salzwasser ausdrücken. der name ist motivierend, das logo soll die wasserrettung widerspiegeln. na ja, ich finde mit diesem namen habe ich etwas gutes gemacht und ... man siehe und staune - er hat bestand. natürlich passt er super zu hamburg. ich liebe diese stadt und die menschen da. es ist echt heimat geworden - auch wenn ich jetzt viel am chiemsee sein werde.

david carson spielt ein wichtige rolle in deinem leben. du hast seine schriften gejagt, seine bücher gekauft und bestimmt verschlungen. seit einiger zeit ist er aber auch mehr. du stehst im engen kontakt mit ihm und planst ein gemeinsames büro in hamburg zu eröffnen. ist der meister nun auf gleicher augenhöhe? so kommt es mir zumindest vor (in deiner letzten mail hast du von david und nicht von carson geschrieben). wie hast du ihn kennen gelernt? wie war die erste begegnung? wie kommt ihr jetzt zusammen?
ich muss erstmal etwas vorausschicken: ich halte viel von idolen. jeder sollte welche haben. sie motivieren, die treiben an, ja, man kann sie kopieren und lernen. ich habe es geliebt, wenn man mir gesagt hat, dass ich ihn kopiere - da wusste ich, ich befand mich auf den richtigen weg. warum nicht? meister und schüler und irgendwann findet der schüler seinen eigenen weg. für mich ist es die fotografie, meine arbeit hat fast nichts mehr mit davids arbeit zu tun - was bleibt ist die motivation, die bewunderung, die intuition. es hat lange gedauert ihn zu treffen, ich hatte auch angst davor. würde mein idol kippen? es hat lange gedauert und war abenteurlich überhaupt einen e-mail kontakt zu bekommen. doch es hat geklappt. und es hat spaß gemacht mit ihm für quiksilver sachen zu basteln und ihn auch endlich getroffen zu haben. in madrid. dann ging alles ganz schnell, ich bot ihm an seine europa kunden zu betreuen, neue sachen hier zu starten. er wollte etwas neues machen, wir hatten mit george bates und klaus mitteldorf gemeinsame freunde - und es war einfach sehr angenehm mit ihm ideen zu spinnen. er ist unkompliziert, nahbar, einfach, low tech, genügsam. wir schlenderten durch madrid, haben zusammen fotografiert, uns über druckqualitäten gestritten. ich verstehe ihn mehr und mehr. er erzählte sehr lustige geschichten über kunden wie giorgio armani, den er wohl fragte, ob er verheiratet sei, worauf die jungs hinter ihm fast vom stuhl fielen. das büro wird dcd europe heißen, und wird im showroom von matador (meinem neuen büro) am chiemsee sein. dazu noch in eze sur mer. es ist schon merkwürdig gleichberechtigter partner von david zu sein. in punkto fotografie respektiert er mich sehr, grafisch ist es sehr unterhaltsam welch harter hund er doch ist:)

in den nun von dir veröffentlichen werkbüchern (heißen die so? der titel dieser reihe ist mir nicht so ganz klar) geht es um deine jetzige arbeit. seitdem du in hamburg an der miami ad school unterrichtest hast du dich der typografie abgewandt und fotografierst nur noch. wie und warum hat sich dieses verhältnis verändert?
ach, abgewendet würde ich nicht sagen - zumal ich typografie unterrichte. es ist nur so, dass ich im moment versuche so zu fotografieren, dass die fotografie alleine stark genug ist. die grafik soll minimal sein, keine ahnung - also ich denke und plane das nicht so. ich lasse mich treiben, schaue was rauskommt. grafik fällt mir schwer im moment. ich versuche zu viel, bin verkrampft. die werkbücher, also das büro am meer magazin soll meine fotografie zeigen, im arbeitsprozess. deshalb werkbuch. nichts fertiges, kein foto ist gut genug um alleine zu stehen, es sind serien. das papier und der druck soll diesen prozess unterstreichen... einen weg zeigen. ich will nicht ankommen. nie. vielleicht hat mir das david beigebracht. und dies versuche ich auch meinen schülern zu sagen, zu zeigen...

in den ersten drei ausgaben tauchen immer wieder bilder von tina und jeanette auf. (beide sehr hübsche frauen, wirklich). abzulesen ist eindeutig eine innige beziehung. das sind keine modell pix sondern fotos von freunden, von geliebten, von  menschen, welche dir nahe stehen. aber eben menschen, die du kanntest bevor du diese fotografiert hast.
ich war ja dieses frühjahr zusammen mit kurti (fotograf) und andré (illu) auf weltreise mit dem ziel, viele verschiedene gesichter für das bastard-projekt zu fotografieren. ich habe hunderte menschen auf der straße angesprochen. das war am anfang verdammt hart (hu, war mir das peinlich), aber ziemlich schnell habe ich die scheu abgelegt und irgendwann war es ein rausch. mich würde interessieren, wie diese bilder entstanden sind. denn irgendwie wirken die fotos inszeniert, doch dann auch wieder überhaupt nicht.

hmmm, menschen einfach auf der straße anzusprechen ist verdammt hart. kurti und ich waren auch mal in nyc mit einem projekt und wir sollten das machen - ich habe keinen einzigen angesprochen. bei meinen menschen sind es wirklich freunde, menschen die ich kenne - auf jeden fall. tina, ein mensch der mir sehr viel bedeutet, jeanette, meine muse. die fotos entstehen aus gesprächen, einfach zeit zusammen verbringen. bei jeantte habe ich viel ausprobiert, habe gelernt zu fotografieren, auch mode, auch komerzieller. aber eigentlich sind es private, intime momente, die ich aber gerne preis gebe. denn das fehlt uns allen in dieser gesellschaft. der mut zur nahbarkeit. im einem der mags schreibt mir jeanette ein paar zeilen, werkbuch 2, die haben mich umgehauen, denn sie beschreiben diese momente zwischen uns, in denen man sich sehr nah ist und ein unendliches vertrauen herrscht. toll. macht auch süchtig. bei matador kann ich mich da voll austoben, denn ich soll weltweit alle gesponserten sportler einfangen - in privaten momenten. 

im dritten heft geht es um andy laufer, einen deutschen surfer, den du in südafrika getroffen hast. wie ist es zu dieser story gekommen? war das eine auftragsarbeit oder wie wurde das finanziert?
andy habe ich über red bull auf sylt kennen gelernt. wir haben uns sehr gut verstanden. er sah eines meiner bücher und war von der idee begeistert eine cape town ausgabe zu machen. im rahmen meiner reihe. sponsoren gab es keine... zumindest keine, die geld gegeben haben. bmw hat uns einen x5 vor die haustür gestellt, red bull viele dosen, matador viele schöne klamotten. alles andere war ne sven has to pay show. eine schöne ausgabe, wie ich finde. 

irgendwie steckt in der ausgabe mit andy eine sehnsucht drin, die schon fast schmerzhaft ist. so empfinde ich es zumindest. zum einen ist es deine sehnsucht, du würdest auch gerne so ein leben führen können, oder? ich denke mir, das ist schon ein verdammt cooles leben. aber auch ganz schön einsam und hart.
ja, da ist was dran. mal den druck weg haben, die verpflichtungen. was ich gelernt habe von andy und den anderen surfern ist genügsamkeit. klar, die leben am strand, frauen usw. - aber sie brauchen so wenig. sie haben ihre geschichten, salzwasser, licht und sonne. ja, beneidenswert. ich wollte kapstadt richtig interpretieren. für mich. ich habe mich in diese stadt verliebt und im dezember geht es wieder runter.

die vierte ausgabe, carson family matters wurde zu 100% von david gestaltet, oder? ich finde, dass es mit das beste ist was ich von ihm gesehen habe. nicht weil es da viel zu lesen gibt. alles steckt zwischen den zeilen. alles. ist dir aufgefallen, dass es sehr wenig fotos von seiner frau gibt? (der ganze papastolz drückt sich ja in den vielen bildern seiner söhne aus). was mir so gut gefällt ist diese intimität, diese offenlegung von kleinen familiengeschichten (die operation der an gicht erkrankten hand seiner mutter). das familiäre wird immer wieder gebrochen durch fanbriefe (meistens mails). irgendwie ist das doch unheimlich ambivalent: öffentlichkeit und intimität in einem. wie geht david mit seinem starkult um? er ist ja heute lang nicht so populär wie vor 10 jahren. ist es für ihn nicht gerade so ein "back to the roots", zum surfen, reinkarniert durch seine söhne?
sehr gut bemerkt wie ich finde. als ich das layout bekam war ich begeistert. und auch super genervt. der mann kann keine daten vorbereiten. vieles war in rgb, fotos haben gefehlt, ach ... eine katastrophe. und da muss man ihn eben lieben, um dabei zu bleiben. egal. er wollte keine sw ausgabe machen. immer wieder kamen mails mit "this would look better in color, come on sven, i need to do it in color", haha. doch ich war stärker und er hat etwas gutes gemacht. er wollte privater sein als in trek, seinen schmerz der trennung zeigen, subtil und wieder "reiner arbeiten". es ist echt gut, es hat ihn gefordert, sehr sogar. und er war right in time, yes! es gibt bereits eine 2. auflage, 28 neue seiten. 

der schmutztitel zu der carson ausgabe lautet (just copy paste). ist frech, oder?
ja, ich glaube das projekt war ihm am anfang etwas suspekt. ich glaube er wollte sich absichern. irgendwie. kann ich verstehen. in einem russischen grafik mag hat er gesagt... " i did it in a weekend" oder so was... aber ich weiß wie lange er dran saß. habe viele stunden mit seiner assi telefoniert und geschaut, dass wir in der zeit bleiben. er ist frech und ironisch. 

um was wird es in der fünften werkbuch ausgabe gehen?
nummer 5 wird wieder eine sammlung meiner letzten reisen, menschen, plätze, wieder eine hh liebes story, neue frauen, mehr texte, gute texte von katharina trumbach, eine ehemalige schülerin. dann wird es noch eine weihnachtsausgabe geben, die wird in eze entstehen: andy laufer, der sehr gut kocht, zusammen mit jan brinkmann, dem cheftester vom gourmeaunt(? wie schreibt man das), wollen wir ein sw-werk-kochbuch machen. viele surfer aus der ganzen welt haben uns ihre lieblingsrezepte geschickt und wir kochen sie und sind zusammen und fotografieren. robby naish, bernd flessner und viele andere kommen alle zu diesem kleinen, magischen haus und mal schauen was passiert.

beim schreiben dieser zeilen höre ich james blunt. kennst du den? welche musik würdest du zum verzehr deiner arbeit empfehlen?
hmmmm, gonzales, das album solo piano. sehr schön, sehr reduziert.

kommst du mal zur ruhe? mir fällt es zur zeit sau schwer. aber ich weiß auch nicht warum. was wollen wir?
es war schön dir die fragen zu beantworten, hier in münchen, in einem coffee shop. das hat beruhigt und ich kann gerade gute gedanken fassen. ich fürchte wir sind verfluchte künstler, im besten sinne, und dass wir uns umbringen - und wir lieben es. dienstleister bin ich nicht. müssen wir zur ruhe kommen? tina würde sagen... JA. vielleicht sollten wir beginnen uns zu akzeptieren, nicht immer gegen uns ankämpfen, mehr zulassen, wieder mutiger sein, genügsamer sein, konzentrierter, verliebter, voller demut, es ertragen und zu verlieren und uns wieder finden. vielleicht rennen wir in die falsche richtung, vielleicht den falschen zielen hinterher. ein fluch unserer gesellschaft. das haben uns surfer voraus. definitiv. 

vielen dank, mein lieber. keep on rocking.
cheers
lars

hey, vielen dank für die fragen, bitte prüfe meine schrecklichen schreibfehler, ich lese es nicht gegen, denn ich will nix ändern. es kam so raus, ich will es nicht überprüfen, nicht zensieren. thanx! bin mal gespannt es zu sehen????!!!!!

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