TF3 49°46’N 9°55’O
»Task-Force (Abk. TF) ist eine ursprünglich militärische Bezeichnung für einen temporären Zusammenschluss von verschiedenen Einheiten der US Navy und stammt aus der Zeit des Pazifikkrieges im Zweiten Weltkrieg.
Eine TF wird zur Durchführung eines bestimmten Auftrages zusammengestellt.« (Auszug: Wikipedia) »Soziale Missstände suchen, finden und Lösungsansätze schaffen«, genau so lautet der bestimmte Auftrag, der die TF3 49°46´N 9°55´O zusammengeführt hat. Hinter der komplexen Bezeichnung stehen wir, drei Studenten (Karoline Grebe, Martin Cymorek, Agnes Wanat) der FH Würzburg, Fachbereich Gestaltung. Im Rahmen unserer Diplomarbeit wollen wir auf eine ungewöhnliche und experimentelle Art, unser in acht Semestern erlerntes Handwerk, in der Praxis anwenden.
Die Besonderheit unserer Diplomarbeit liegt in dem Gedanken, aus Eigeninitative zu handeln und sich selber Problemfelder der Gesellschaft zu suchen und für diese Lösungsansätze oder Lösungen zu entwickeln. Wir nennen diesen Ansatz proaktive
Arbeitsweise, da wir nicht darauf warten, aktiviert zu werden, sondern diesen Schritt selber übernehmen.
Die Konzepte, die sich aus dieser Arbeitsweise ergeben, werden an eigens ausgewählte Organisationen und Partner weitergereicht, um eine Veröffentlichung und Vervielfältigung zu gewährleisten. Weder bei der Konzeption, noch der Gestaltung haben die erwähnten Partner ein Mitspracherecht, da nur so ein schnelles und reibungsloses Agieren der Gruppe garantiert werden kann. Unser Titel und unser Wappen sind unser Wiedererkennungsmerkmal und lehnen sich an militärische Begrifflichkeiten und Zeichen an. Der Zahlencode setzt sich aus der Task Force Größe, dem aktuellen Thema und dem Längen- und Breitengrad unseres Standortes in Würzburg zusammen. Unser Vorhaben ist jedoch nicht, auf eine »militante Weise oder gar mit erhobenem Zeigefinger die Welt zu verbessern«. Unser Anspruch liegt vielmehr darin, mit durchdachten Konzepten und der entsprechenden Gestaltung, soziale Problemfelder in den Mittelpunkt zu stellen und zum Nachdenken und bestenfalls auch Handeln aufzufordern. Das erste Thema, dem wir unsere volle Aufmerksamkeit widmen, ist der Alltags RASSISMUS. Viel zu wichtig, als dass er nur im Rahmen medial ausgeschlachteter Ereignisse, diskutiert werden sollte. Denn Rassismus ist immer da, nicht gebunden an bestimmte Regionen oder Konfessionen, nicht gebunden an Geschlecht oder Alter.
In diesem Zusammenhang ist der Begriff Schattendenker entstanden, ein Phantasiebegriff der TF3. Das Wort ist bezeichnend für Menschen, die in Extremen denken. Der TF3 war es wichtig, das Thema Alltagsrassismus in all seinen Facetten zu bearbeiten. Die unterschiedlichsten Ansätze wurden angedacht und letztendlich auch umgesetzt. Deshalb waren wir von Beginn an auf der Suche nach einem Begriff, der unsere ganze Arbeit zusammenhält und ihr einen Rahmen gibt. Der Begriff
Rassismus wird in Deutschland jedoch ungerne verwendet und häufig durch verharmlosende Worte wie Ausländerfeindlichkeit oder Fremdenfeindlichkeit ersetzt.
Unserer Meinung nach, sind diese Worte falsch gewählt, da sehr viele der vermeintlichen Ausländer schon in zweiter oder dritter Generation in Deutschland leben und oft auch die deutsche Staatsbürgerschaft besitzen. Man kann somit keineswegs mehr von Ausländern oder Fremden sprechen. Aus diesem Grund sind wir zu der Ansicht gekommen, dass eine abstrakte Wortschöpfung die beste Lösung ist. Dem Betrachter bleibt auf diese Weise ein eigener Spielraum für Interpretationen.
Der Begriff »Schattendenker« war geboren. Eine Metapher, die für die Intoleranz und Engstirnigkeit bzw. das vorurteilsbehaftete Denken vieler Menschen steht. Sie sehen nur positiv oder negativ, nur schwarz oder weiß. Der Begriff hat die TF3 bei allen Arbeiten begleitet und damit ein Corporate Design für die Arbeiten geschaffen. Dem Betrachter wird ermöglicht, auf den ersten Blick zu erkennen, dass sich die einzelnen Umsetzungen mit dem Thema Alltagsrassismus beschäftigen.
Neben Printkonzepten, in Form von Plakaten und Plakatreihen, haben wir in unserer Diplomarbeit zusätzlich Produkte entwickelt, z.B. Verpackungen, die sich mit dem Thema Migration auseinandersetzen, oder ein DNA-Maßband, das auf den
geringen genetischen Unterschied der Menschen aufmerksam macht. Wichtig war uns dabei, alltägliche Gegenstände in den Themenkomplex einzubeziehen, da Alltagsrassismus eben auch im Alltag stattfindet. Außerdem hat die TF3 mehrere
Aktionen durchgeführt um im direkten Kontakt mit den Menschen und durch eine offensive Herangehensweise, das Thema neuartig zu behandeln. Neben einer Buttonaktion (»Würzburg gegen Schattendenker«), wurden integrationsfordernde Aufkleber verteilt oder »Vorurteilsfreie Zonen« errichtet. Wir haben die unterschiedlichsten Medien zum Einsatz gebracht, um damit eine breite Zielgruppe zu erreichen.
Unser Konzept der proaktiven Arbeitsweise hat sich letztendlich als äußerst effektiv erwiesen. Nachdem alle Arbeiten fertiggestellt waren, haben wir mit der Jugendbildungsstätte Unterfranken einen Partner gefunden, der sämtliche
Printarbeiten übernommen und in einer Auflage von 15 000 Stück produziert hat. Die Plakate werden nun deutschlandweit verbreitet und als Lehrmaterial eingesetzt.
In einem 390-seitigen Buch haben wir unser Konzept der proaktiven Arbeitsweise, die Zusammensetzung und den Hintergrund der TF3, unsere CI, alle Printarbeiten und Produkte, sowie die einzelnen Aktionen zusammengefasst und dokumentiert,
um einen Einblick in unsere Arbeit zu bieten. (Pressetext)
Interview
Slanted: Gib uns bitte ein paar Informationen über Dich und/oder die Firma, für die Du arbeitest.
Wir sind drei Studenten (Karoline Grebe, Agnes Wanat, Martin Cymorek) der FH Würzburg, Fachbereich Gestaltung. Im Rahmen unserer Diplomarbeit haben wir uns zu der Gruppe "TF3 49°46'N 9°55'O" zusammengeschlossen. Diese hat sich zur Aufgabe gemacht, soziale Missstände zu suchen, um Lösungsansätze für sie zu entwickeln. Der Name Task Force (Abk. TF) kommt aus dem militärischen Bereich, eine TF wird zur Durchführung eines bestimmten Auftrags zusammengestellt. Unser Wiedererkennungsmerkmal sind zum einen der Name TF3 49°46'N 9°55'O (Task Force, Gruppenstärke, Standortkoordinaten) und unser Wappen in Form eines Stempels.
Slanted: Was ist Deine Grafikdesign Richtung? Wie würdest Du Deinen Stil bezeichnen? Wo liegen Deine Stärken?
Wir arbeiten hauptsächlich im Printbereich, trotzdem beschränken wir uns nicht nur auf die klassischen Printmedien, sondern ziehen auch andere Medien hinzu (z.B. Verpackungen, Buttons, Blog als Plattform...). Unser Stil ist nicht genau zu benennen, da wir gezielt für das jeweilige Thema Lösungen entwickeln und diese der Zielgruppe anpassen. Unser besonderes Merkmal ist die proaktive Arbeitsweise. Dies bedeutet, dass wir uns in Eigeninitative relevante Themen suchen und für diese Lösungsansätze konzipieren. Erst im Anschluss daran, suchen wir uns einen potentiellen Kunden, dem wir unsere komplett ausgearbeiteten Konzepte präsentieren.
Slanted: Wo arbeitest Du am liebsten?
Im "alten Peter".
Slanted: Was inspiriert Dich?
Schwer zu sagen, genau genommen inspiriert uns alles. Wir gehen mit offenen Augen durchs Leben und versuchen aus vielen unterschiedlichen Dingen, Situationen oder Ereignissen Ideen zu kreieren. So lassen wir uns z.B. durch Kochen oder Reisen inspirieren, auch eine gute Diskussion kann Ideen liefern.
Slanted: Welche Bedeutung hat für Dich Design?
Design erlaubt es, die eigene Sichtweise zu bestimmten Themen zu visualisieren. Zusätzlich schafft Design immer Kommunikation und somit einen Dialog zu oder über ein bestimmtes Thema. Mit gezieltem Design kann man z.B. beeinflussen, ablenken oder auffallen.
Slanted: Kannst Du uns eine kleine Beschreibung Deiner Arbeit geben?
Wie bereits erwähnt, haben wir für den Diplomzeitraum eine proaktive Gruppe gebildet, die soziale Missstände sucht und dafür Lösungsansätze generiert. Das erste Thema, das wir bearbeitet haben ist der "Alltagsrassismus". Dafür haben wir verschiedene Konzepte und Aktionen konzipiert und umgesetzt. Im nächsten Schritt haben wir nach Organisationen gesucht, die sich grundsätzlich mit dem Thema auseinandersetzen, um unsere Arbeiten dort zu präsentieren. Unser Ziel war, die entwickelten Konzepte mit Hilfe der Organisationen zu veröffentlichen.
Slanted: Warum hast Du diese Arbeit gemacht? Wie bist Du auf die Idee gekommen? Was steckt dahinter?
Es gibt heutzutage genug Missstände, die entweder keine Beachtung finden oder in medial ausgeschlachteten Ereignissen in die Öffentlichkeit geraten. Wir wollten als Designer mit der Macht der Gestaltung auf einen Missstand in unserer Gesellschaft hinweisen. Uns war wichtig, ein Diplomthema zu bearbeiten, das praxisnah und experimentell zugleich ist. Außerdem war die proaktive Arbeitsweise entscheidend, denn in Zukunft wird es immer wichtiger werden, aus Eigeninitative zu handeln und nach Problemen zu suchen, für die man Lösungen schafft.
Slanted: Was möchtest Du mit Deiner Arbeit erreichen/aussagen?
Es war uns wichtig, das Thema aus verschiedenen und anderen Blickwinkeln in der Öffentlichkeit zu beleuchten. Aus diesem Grund haben wir das Thema auch auf den Bereich des Alltagsrassismus eingegrenzt, der im Gegensatz zu den extremen Formen des Rassismus, nur unzureichend publik gemacht wird.
Slanted: Wie/Wo wäre die ideale Anwendungsweise?
Da der Alltagsrassismus im Alltag stattfindet, ist es wichtig, dass auch unsere Arbeiten dort zu finden sind. Durch die Zusammenarbeit mit verschiedenen Organisationen ist uns dies gelungen, z.B. in Form von Ausstellungen. Zudem werden die Arbeiten als Lehrmaterial eingesetzt.
Slanted:Arbeitest Du eher darauf los oder gibt es lange Konzeptionsphasen?
Wir arbeiten generell eher drauf los, obwohl wir trotzdem der Konzeptionsphase eine gewisse Zeit einräumen. Manche Konzepte entwickeln sich erst im Arbeitsprozess.
Slanted: Wie lange hast Du an Deinem Werk gearbeitet?
1 Semester lang - knapp 6 Monate
Slanted: Wer hat Dich betreut und wie hast Du davon profitiert?
Wir hatten 3 Prüfer: Prof. Erich Schöls (Erstprüfer), Prof. Christoph Barth und Prof. Carl Frech (Zweitprüfer) haben uns betreut. Sie haben uns in unserem Tun bestätigt und uns in schwierigen Situationen motivierend und beratend zur Seite gestanden.
Slanted: Hast Du Deine Arbeit handgemacht (gedruckt, veredelt etc.)?
Unser Arbeit ist zum größten Teil handgemacht.
Slanted: Hast Du Vorbilder? Was interessiert Dich an dieser/n Person/en? Welche Arbeiten gefallen Dir?
Generell haben wir keine Vorbilder. Es gibt aber viele Agenturen und auch viele Designer die gute Arbeiten machen.
Slanted: Was sind Deine Pläne für die Zukunft?
Wir entwickeln zur Zeit Konzepte für ein Projekt der Caritas. Was danach kommt, wissen wir selber noch nicht.
Viel Glück!
Mehr Informationen gibt es unter http://schattendenker.tf-3.de/