Tim Fendley: London lesen
Bevor Tim Fendley mit seinem Vortrag begann, wurde auf den neuesten "Export Deutschlands" hingewiesen: die erste Typo London vom 20. bis 22.10.2011. Tim Fendley hat hierfür das Motto geliefert: Places. Und genau auf dieses Thema ging er in seinem Vortrag ein.
Tim Fendley ist Informationsdesigner in London, arbeitete unter anderem zu Spiekermanns Zeiten bei Meta Design und gründete später die Applied Information Group. Seine große Leidenschaft: Mapping. Stadtpläne, Orientierung, Navigation in der Stadt. Er untersucht fasziniert, wie Menschen sich in Städten bewegen, wie sie sich gegenseitig die Städte erklären, beziehen sie sich auf Gebäude, Straßennamen oder die Anzahl Kreuzungen? Wie erkunden Menschen die Städte? Welches Bild entsteht im Gehirn?
In jeder Stadt mit U-Bahn passiert es: Die Menschen navigieren per U-Bahn-Plan durch die Stadt, die wesentlichen Bezugspunkte sind die U-Bahn-Stationen, die Räume dazwischen fehlen, sind Leerstellen, Wissenslücken. Und wie erhellend sind dann die Momente ("Eureka-moments"), wenn sich plötzlich im Kopf zwei bisher voneinander getrennte Orte miteinander verbinden.
Fendley ist ein Verfechter des Zu-Fuß-Gehens, es entsteht ein realistischeres Bild von der Stadt, von den Entfernungen. Dieser Gedanke spielte auch eine große Rolle im Stadtplanprojekt für London, fertig sein soll es 2012 zu den Olympischen Spielen. Hier findet man nicht nur den kleinen roten Punkt "You are here" sondern zusätzlich einen großen weißen Kreis "A five minute walk". Man hat sofort ein konkreteres Bild von der Stadt.
In seiner ausführlichen Recherche zu diesem Projekt hat er auch die ein oder andere Absurdität ausfindig gemacht, wie zum Beispiel eine Entfernungsangabe eines Gebäudes von "1/4 m", jeder denkt natürlich "ein Viertel Meter", also 25 cm neben mir??
Fendley ist Perfektionist, man bekommt den Eindruck, das neue Stadtplansystem von London wird das eindeutigste und am leichtesten zu handhabende Stadtplansystem der Welt. Lassen wir uns überraschen!