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TYPO Berlin Tag 2, 19 Uhr: Svetlana Landl

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Ein Nachtrag der TYPO Berlin.

Svetlana Landl sprach in ihrem Vortrag über die Entwicklung der Stadtidentität. Zusammengefasst von Julia Gordeeva.

“Saint Petersburg – no bears. just beauty.”
So lautet der Slogan, der die Stadt St. Peterburg, auf dem Weg der Befreiung von Klischees und dem Verleih einer ausgefeilteren und frischeren visuellen Identität begleiten soll. Um das Schaffen einer visuellen Marke für eine Stadt geht es in dem Beitrag von Svetlana Landl auf der TypoBerlin 2013. Wir sind angekommen in einer Zeit, wo nicht nur Marken und Produkte miteinander konkurrieren, sondern ebenso Städte. 
 
Laut New York Times die Top 3 sexiest Städte der Welt: Rom, Havana, London. 2006 war die Stadt St. Petersburg noch auf Platz 40 bei Stadtbrand, Global Market Inside, 2011 schafft sie es nicht einmal unter die Top 50. Auf dem Werbemarkt geht es um die attraktiven Attribute einer Stadt, um damit Investoren, Konzerne und ebenso ihre (zukünftigen) Bewohner anzuziehen. Die relevanten Eigenschaften sollen präzise positioniert und kommuniziert werden, um zu einer klaren Orientierung bei der Entscheidung beizutragen. Andere Städte machen es bereits vor: Rom verbinden wir unweigerlich mit Geschichte, New York mit Energie, Cannes mit Festivals und Mailand mit Stil.
 
Dem Aufgabenfeld des gezielten Imageaufbaus widmet sich Landl und erstellt visuelle Analysen und Vergleiche von Städten, die Ihre Identitätsmarke erfolgreich gebildet haben. Für den Erfolg ist entscheidend, ein individuelles Bild einprägsam zu kommunizieren. Will man ein neues Image erschaffen, ist es wichtig sich zunächst auf die Spuren bereits gesendeter Bilder zu begeben und einen Querschnitt der entstandenen Wahrnehmung zu erstellen. Berücksichtigt werden die Besonderheiten der Architektur, die individuelle Geschichte, die bereits vorhandene visuelle Kommunikation, die Events und deren Charakter, die in der jeweiligen Stadt stattfinden. (Es ist ebenso nicht zu unterschätzen, wie stark eine Stadt durch mit Bilder die in Literatur und Kinofilm vermittelt worden sind, konnotiert sein kann. ) Bei der Analyse von St. Petersburg kam man zu dem Ergebnis, dass die wahrgenommenen Bilder bei ausländischen und inländischen Touristen sowie den Bewohnern selbst auseinander driften. Je größer die Distanz, desto unvollständiger und verfälschter wird die Wahrnehmung.
 Das Naturphänomen, der weißen Nächte in Saint Petersburg bleibt so zum Beispiel vielen unbekannt. Dies bedeutet, dass gerade hier der Ansatzpunkt besteht, mit bewussten Kommunikationsmitteln das entstandene Stadtbild zu korrigieren, auf den aktuellen Stand zu bringen und ebenso mit veralteten Klicheebildern zu brechen. Exakt darauf zielt der oben erwähnte Slogan in humorvollerweise ab. Klug ist es ebenso zwei Städte, die in unmittelbarem Konkurrenzgefecht zueinander stehen, klarer abzugrenzen. So ist es auch in unserem Beispiel, bei dem die Farbe Rot für Saint Petersbur. Verworfen wurde, da es sonst mit Moskaus Stadtimage zu stark in einen Wettstreit geraten wäre (Roter Platz, Metro). Ein weiteres Abgrenzungsbeispiel auf dem Weg zu einer klaren Identität wäre, die Tatsache dass Moskau als die Stadt der Gebäude St. Petersburg hingegen, als Stadt der Räume empfunden wird. Hier gilt es verstärkt anzusetzen. So bietet Beispielsweise der Fluss Newa, Möglichkeiten, die bisher noch nicht ausgeschöpft worden sind. Hier sollen demnächst mehr Erholungsanlagen direkt am Wasser entstehen und Wassertaxis eingeführt werden, um eine weitere Fortbewegungsmöglichkeit zu bieten. 

Zu betonen ist, dass es keinesfalls ausreicht sich nur des Vorhandenen zu bedienen, vielmehr soll gezielt interveniert und die vorhandenen urbanen Ressourcen optimal genutzt und sinnvoll ergänzt werden. Eine erfolgreiche Stadt ist ein lebender Organismus, der aktualisiert, gepflegt und verbessert werden möchte.

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