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TYPO Tag 1, Holm Friebe, 14 Uhr

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Es ist nicht leicht, etwas kurz zu fassen, was schon eine Kurzfassung ist, ich picke einfach ein paar Rosinen aus Holm Friebes Vortrag zu seinem Buch „Die Stein-Strategie“. Holm Friebe ist Geschäftsführer der Zentralen Intelligenz Agentur in Berlin, lehrt Designtheorie und ist Marken- und Strategieberater.

Er fragt, wer fühlt sich gestresst in der heutigen Zeit, warum erscheint uns alles zu viel, zu rasant, zu voll, zu intensiv? Sind die Zeiten wirklich so bewegt, ist der Wandel tatsächlich besonders hoch oder liegt es an uns und unseren Erwartungen? 

Was können wir vom Stein lernen, denn nicht Trägheit ist unser Problem, das Nicht-Schritt-halten-können in dieser temporeichen Zeit, sondern Aktionismus ist es. Das ist Friebes Theorie. Zu schnelles, zu unüberlegtes Handeln schadet. „Das Gras wächst auch nicht schneller, wenn man daran zieht“, sagen die Afrikaner in einem Sprichwort. Dinge brauchen ihre Zeit, nicht zu verwechseln mit trägem Nichtstun, sondern gemeint ist, das richtige Maß zu finden und bewusst zu handeln.

Woher kommt dieser Drang zu Aktionismus? In der Steinzeit mussten die Menschen bei Gefahr sofort reagieren. Wenn der Säbelzahntiger um die Ecke kam, musste man wegrennen oder kämpfen, jedenfalls sehr schnell handeln, sonst war man dahin. Das ist mit unserer heutigen komplexen Zeit aber nicht mehr vergleichbar.

Ein Survival Trainer rät, wenn man sich im Dschungel verlaufen hat, ruhig bleiben und den Platz nicht verlassen. Sich finden lassen. Das erfordert unglaubliche Charakterstärke und Selbstdisziplin, er sagt 99% der Menschen scheitern daran und laufen los. Aktives Handeln verhindert Panik und Hysterie. Verstellt aber auch den Blick auf das Ganze.

Treffend erklärt an Steve Jobs. In den Neunzigern wurde klar, die Nische der schönen bunten Apple-Computer ist zu klein, um damit überleben zu können. Auf die Frage, wie seine Strategie sei, antwortet Steve Jobs: „I am going to wait for the next big thing.“ Wie wir jetzt wissen, mp3 und ipod. Aber die Größe und Gelassenheit zu besitzen zuzugeben, dass man jetzt gerade noch nicht weiß, wie es weitergehen wird und darauf zu vertrauen, dass sich ein Weg eröffnen wird, das ist genial. 

Es geht Holm Friebe um die innere Stärke, Unsicherheit auszuhalten, etwas unpopuläres, langweiliges zu tun, einfach weil es zu diesem Zeitpunkt sinnlos ist, Vorhersagen zu treffen. Wie ein Fußballtorwart, der nicht wissen kann, wohin der Ball beim Elfmeter fliegt und eben einfach mal in der Mitte stehen bleibt und sich nicht wie erwartet mit vollem Einsatz in eine der Torecken schmeißt. Und zufällig, wie im Videobeispiel gezeigt, tatsächlich der Ball genau in die Mitte geflogen kommt. 

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