TYPO Tag 2, 16 Uhr, Onur Yazicigil
Der Grafikdesigner und Schriftgestalter Onur Yazicigil, ebenso auch Initiator der ISType, beschäftigt sich schon lange Zeit mit der Geschichte der Schrift in der Türkei.
Wir trafen ihn auf unserer Reise nach Istanbul und er bereicherte das Slanted Magazin #24 – Istanbul mit einem ausführlichen und interessanten Essay über die Schriftenreform durch Atatürk und die dementsprechenden Einflüsse in der Gestaltung.
Heute ging es in der Geschichte weiter zurück bis zum Erscheinen des ersten in arabischer Schrift gedruckten Buches. Obwohl es in Istanbul Drucker schon im 18. Jh. gab, wurden doch vorerst nur armenische Schriften gedruckt. Die arabischen Schriften, die nicht allein als Schrift, sondern mehr schon als Kunst gesehen wurden, wurden noch geschrieben. Denn sie sollten die Beziehung des menschlichen bewahren, nicht durch Maschinen erstellt werden, wozu die Drucker gezählt wurden. Vor allem zählten dazu – auch später – religiöse Inhalte.
Berühmt waren dabei vor allem Hafiz Osman Efendis Kalligraphie, der diese zwar nicht neu erfunden, aber auf eine Weise perfektioniert hat. Nicht die ersten Druckerzeugnisse aber zu den besten zählenden und einflussreichsten erschienen durch den armenischen Buchdrucker Ohannes Mühendisyan, der ebenfalls dafür verantwortlich ist, dass man selbst am gedruckten Koran Gefallen gefunden hat.
Schaut man auf die Publikationen aus dem frühen 18. und 19. Jahrhundert der Osmanen findet man moderne Attribute des Layouts wieder, die an Gutenberg erinnern und für diesen Zeitraum und die Geografie nicht sehr üblich erscheinen – besonders in der Auswahl der Schriften und der Kombinationen. Man sieht, dass sich die Naskh als spezifischer Duktus im osmanischen Reich etabliert. Vor allem in kleinen Schriftgrößen wurde sie sehr oft eingesetzt, bis zu 8 pt. Daneben ist auffällig, dass sie oft mit der Thuluth, die meist im Titel eingesetzt wurde, kombiniert wurde.
Zu den weiteren häufig kombinierten Schriften zählen unter anderem auch die Nasta’liq, Ruq’ha und später auch die insbesondere für Titel in Auszeichnungsschriftformat verwendeten Kufic.
Im 1919 erschienen »Deutsches Lesebuch für Türken« von Weli Bolland sieht man – wohl zum ersten mal – die Naskh in Kombination mit einer Fraktur.
Interessant auch, dass die nach der Reform erschienene Zeitung “Cumhuriyet” seine Leser fragte, welchen Schriftzug sie bevorzugen würden. Dieser gewählte Schriftzug bewahrt sich noch heute.