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TYPO Tag 3, 15 Uhr, Fraser Muggeridge

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Das ist ungewöhnlich. Jemand, der vernarrt ist in Schriften und Buchstaben, stellt diese ganz pur, fast ohne sie zu verändern, auf eine Bühne. So wirken auf mich die Arbeiten von Fraser Muggeridge, wie eine grenzenlose Anbetung des Buchstabens. Aber er ist kein Typedesigner, sondern gestaltet Bücher, Plakate, Identities, Logos, Magazine, und mitunter formt er aus vorhandenen Schriften einen eigenen Umgang damit.

Seine Arbeiten sind oft rein typografisch und oft schwarz-weiß. Wobei die Farbe seit kurzem, wie er sagt, auch in seinen Arbeiten auftaucht, aber dann auch ganz klar und ohne Umschweife, schön knallig. Das ist die New Rave Typography, von der er spricht und erklärt uns später auch, wie er darauf kam. 

Denn lange Zeit sei es ihm nicht gelungen, Farbe für sich zu entdecken. Er zeigt uns eine Plakatserie für die Londoner Galerie Modern Art, wo sich in jedem sehr groß gesetzten Künstlernamen ganz subtil ein Aspekt der Kunst des jeweiligen Künstlers widerspiegelt. Die Buchstaben beginnen sich zu verbiegen oder werden unscharf oder kippen um.

Er verwendet Text als Bild. Das ist sein Konzept, der Inhalt des zu gestaltenden Texts führt zur Gestaltung oder andersherum. Das Plakat „Image, Text, Time“ ist ein Filmplakat, im Wort „Image“ sieht man Filmstills, im Wort „Text“ worum es geht und in „Time“ wann das Ganze stattfindet, nämlich 3:30 pm, und das „T“ ist ausgerichtet wie ein Uhrzeiger.

Er verwendet auch Bild als Bild, dazu verfasst er ein Manifest, Menschen lieben Bilder, vergesst den Text, „Text is over“. Wir sehen eine Seite mit aneinandergereihten Bildern und beginnen mit der Decodierung, „My father`s family name“ ist der erste Satz, weitere folgen. 

Aber zurück zu den Buchstaben. Wir bekommen die spezielle Art des Typedesigns von Fraser Muggeridge zu sehen. Er verwendet ausschließlich vorhandene Schriften. Er lässt sie überlappen, schneidet Teile weg, fügt hinzu. Die Schrift „Hidy“ ist die Überlappung jeweils zweier Buchstaben, „Rolled Font“ sind scheinbar gerollte Buchstaben und in „Split swiss“ ist die obere von der unteren Häfte getrennt. Überraschenderweise hat die Galerie „Noshow Space“ tatsächlich diese Schrift auch gekauft, wie Muggeridge selbstironisch hinzufügt.

Als letzten großen Punkt zeigt er seine „Mega fonts“, alles durch Zufall und Experiment oder aus Fehlern heraus entstanden. Da fehlten einer Letterpressdruckerei die „L“s der Monotype Grotesk also setzt er die fast identischen „L“s der Univers ein und bleibt an diesem Prinzip hängen. Er kombiniert die Versalien einer Schrift mit den Minuskeln einer anderen. Oder er setzt jeden Buchstaben in einer anderen Schriftart, nicht ganz unbekannt, aber er macht das im Fließtext und verwendet dabei fast identische Schriften, die er auf eine gemeinsame x-Höhe bringt. Das haucht dem Text Leben ein und ist eine sehr feine Form des Unperfekten, die ihn absolut begeistert. „Du hältst dich so unglaublich lang mit Dingen auf, die niemand bemerkt“, zitiert er einen Freund, „Ja, aber ich liebe einfach die Idee dahinter.“

Die Farbe kam mit einem seiner Sommerkurse in Typografie. Jeder Teilnehmer kleidete sich in einer Farbe, Muggeridge selbst kam im pinken Anzug, und sie vertieften sich in die Farben, um daraus zu lernen und die Wirkung nahezu körperlich zu erfahren.

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