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»Vergiss mein nicht – Wohnungen erzählen Geschichten eines Lebens«

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Wohnungen erzählen nicht alles über ein Leben, aber mehr als die Menschen in ihrer Umgebung. In einer Gesellschaft, in der immer mehr Menschen anonym leben und einsam sterben, sind Wohnungen die einzigen Zeugen, die die Geschichte eines Lebens schildern. Authentische Fotografien geben Einblicke in das Leben verstorbener Menschen und erzählen von Einsamkeit, Armut und nicht bewältigten Problemen: Von dem, was bleibt, wenn keiner sich erinnert.

Inhalt des Buches sind sechs Interviews von Menschen die berufsbedingt mit der Thematik zu tun haben, desweiteren sechs reale Wohnungen von einsam verstorbenen Menschen mit Fotografien des Ist-Zustands der Wohnung nach dem Tod. Außerdem sechs Essays über zentrale Themen wie Anonymisierung, Sterbe- und Bestattungskultur, Messies, Sozialer Tod.

Desweiteren gibt es 14 illustrative, typografische Zitate der interviewten Personen. Jedes Zitat ist ein Unikat. Diese entstanden, mit Nadel und Faden gefertigt, in aufwendiger Handarbeit und bilden einen weiteren wichtigen Teil des Buches. Die so entstandene 3-dimensionale Typografie unterstützt die Dramatik des gesprochenen Wortes und greift die Thematik der Erinnerung auf.

Das Buch umfasst 176 Seiten. Text, Gestaltung, Fotografie, Illustration entstanden in Eigenregie.

Interview mit Miriam

Slanted: Gib uns bitte ein paar Informationen über Dich und/oder die Firma, für die Du arbeitest.

Miriam Bloching, 28 Jahre, Studium an der FH Wiesbaden, Kommunikationsdesign.
Seit Februar 2008 darf ich mich stolz Diplom Designerin nennen.Ausbildung zum Mediengestalter für Digital- und Printmedien. Freie Mitarbeit mit Projektleitung
Verlagsgruppe Ebner Verlag, Ulm. Studium an der Kunstakademie Art Didakt. Praktikum
bei Scholz & Friends, Berlin.

Slanted: Was ist Deine Grafikdesign Richtung? Wie würdest Du Deinen Stil bezeichnen?
Wo liegen Deine Stärken?

Nach 10 Jahren Gestaltung kann man wohl sagen, dass die Gestaltung von handfestem Print meine Särke ist und damit verbunden eine große, große Leidenschaft für Typografie. Wenn dann noch meine zweite Leidenschaft für Fotografie dazukommt, bin ich glücklich. Meine Stärken liegen, auch wenn ich das lange nicht wahrhaben wollte, im reduzierten und minimalistischen Gestalten: Maximaler Aufwand bei der Auswahl der richtigen Typo, die das transportiert was man sagen will. Sonst nichts, keine Schnörkel oder unnötiges »Gedöns«. Gibt es etwas Schöneres als die passende Typo für ein Projekt gefunden zu haben?

Slanted: Wo arbeitest Du am liebsten?

Wenn konzepten und denken an der Tagesordnung steht, gerne im Café. Nichts besseres als Menschen, die sich in der Öffentlichkeit bewegen und kommunizieren. Wenn einem dann noch die Sonne ins Gesicht scheint, sind das die besten Voraussetzungen um kreativ zu sein. Wenn es dann ans Gestalten geht, am liebsten in meiner Küche ohne Menschen, Handy oder Telefon.

Slanted: Was inspiriert Dich?

Alles! Ich war gerade für 3 Monate in Canada und habe das Land mit seinen Menschen, Eigenarten, Gerüchen und vorallem die Art der Kommunikation erlebt und beobachtet. Wer genau hinschaut entwickelt ein Gespür für die Bedürfnisse einer Gesellschaft. Diese Informationen inspirieren mich und machen mich als Gestalter zu dem was ich bin. »Hör genau hin, beobachte im Stillen noch genauer und bring das dann auf den Punkt.«

Slanted: Warum hast Du diese Arbeit gemacht? Wie bist Du auf die Idee gekommen? Was steckt dahinter?

Ich hatte mir immer gewünscht eine Diplomarbeit zu machen, die nicht nur schön gestaltet ist, sondern auch noch Inhalt und Aussage hat. Eine TV-Reportage über einen Nachlasspfleger und einen Räumer waren die Basis für das Buch. Das gesellschaftliche
Randthema Tod und Sterben, das Voranschreiten von Anonymität und der Vereinsamung
in unserer Gesellschaft sind die zentralen Themen, die ich bearbeitet habe.

Slanted: Was möchtest Du mit Deiner Arbeit erreichen/aussagen?

Natürlich würde ich mir wünschen, dass sich das gesellschaftliche Miteinander verändert, dass wir wieder ein Gespür für die Bedürfnisse anderer Menschen bekommen und uns mehr um sozial schwache Menschen kümmern. Realistisch gesehen, sehe ich schon einen Erfolg, wenn Menschen über das Thema sprechen und das Problem reflektieren. Erst das Schaffen von Bewußtsein, kann auf Dauer etwas bewegen und dafür müssen die Leute erst mal kapieren, was da eigentlich in ihrem Umfeld abgeht.

Slanted: Wie/Wo wäre die ideale Anwendungsweise?

Da es sich um ein Buch handelt, wäre es natürlich super, wenn ich einen Verleger finden würde, der das Buch in sein Verlagsprogramm aufnimmt.

Slanted: Arbeitest Du eher darauf los oder gibt es lange Konzeptionsphasen?

Wenn ich eines im Studium begriffen habe, dann dass ein durchdachtes, funktionierendes
Konzept die Basis für sehr gute Gestaltung ist. Schön gestalten können viele, eine Botschaft/Information best möglich zu transportieren, wenige. Ich habe mich irgendwann von dieser Schöngestalterei abgewendet und mehr Wert auf das Konzept gelegt. Daraus entstand auch die Tendenz zum Reduzierten gestalten, weil man sich auf das Elementare beschränkt und nicht durch 85 Gestaltungselemente über ein schlechtes Konzept hinwegtäuschen
muss.

Slanted: Wie lange hast Du an Deinem Werk gearbeitet?

Insgesamt 3 Monate.

Slanted: Wer hat Dich betreut und wie hast Du davon profitiert?

Betreuende Professoren waren Prof. Christine Wagner als Hauptreferentin und Prof. Guido Ludes als Korreferent. Mit beiden Professoren hat es super viel Spaß gemacht zu arbeiten, weil jeder eine komplett andere Art hat zu arbeiten. Prof. Wagner war mir eine große Hilfe im konzeptionellen Teil und bei der Erstellung der Buchdramaturgie. Prof. Ludes unterstützte mich im künstlerischen Teil.

Slanted: Hast Du Deine Arbeit handgemacht (gedruckt, veredelt etc.)?

Das Buch selbst wurde digital gedruckt und von einem alt eingesessenen Wiesbadener Buchbinder gebunden. Handgemacht sind die illustrativen Zitate. Hierbei habe ich die Schrift mit Nadeln in Sandwichpappe gesteckt und dann Faden drumrumgewickelt. Dafür benötigte ich 1200 Stecknadeln und über 600 Meter Faden.

Slanted: Hast Du Vorbilder? Was interessiert Dich an dieser/n Person/en? Welche Arbeiten
gefallen Dir?

Vorbilder ... Hmm, da muss ich kurz nachdenken? Wenn ich die letzten Jahre Revue passieren lasse, fallen mir da eigentlich nur Freunde ein, die ich für ihre Arbeit bewundere. Was wahrscheinlich daran liegen mag, dass man den Prozess des Gestaltens hautnah miterlebt. Da gibt es immer wieder Momente wo ich mir denke: »So hast du das noch nie gesehen und auch noch nie so gestaltet.« Das hat dann auf jeden Fall einen Vorbildcharakter. Grundsätzlich versuche ich die Arbeitsweise als Vorbild zu nehmen und weniger die Art der Gestaltung.

Slanted: Was sind Deine Pläne für die Zukunft?

Da nun mein Diplom hinter mir liegt und mein Traum Canada verwirklicht ist, suche ich eine neue, kreative und anspruchsvolle Herausforderung in einer Designagentur. Dort sollte ich die Möglichkeit haben, meine Stärken einzusetzen und mich gestalterisch weiterzuentwickeln. Sollte also auf diesem Wege jemand Interesse an mir und meinen Fähigkeiten gefunden haben, freue ich mich sehr über eine Nachricht per Mail: [email protected]. Ein herzliches »Dankeschön« an die Slanted Redaktion für das Interesse an meinem Diplom.

Slanted: Vielen Dank und alles Gute für Deine Zukunft.

Und hier noch ein paar fotografische Eindrücke.













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