Vom unkontrollierten Schaukeln
Die Entstehung einer kreativen Arbeit ist ein vielschichtiger und komplexer Prozess, der keinem linearen Ablauf folgt. »Vom unkontrollierten Schaukeln« heisst die Abschlussarbeit von Dorothea Vögler und widmet sich dem Weg zwischen Input und Output, zwischen der Idee und dem fertigen Objekt. Wo fängt er an und auf welche Weise lässt er sich beeinflussen und lenken? Sind Rationalität und Emotionalität zwei widersprüchliche Faktoren oder gleichwertig in den Prozess verwoben?
Es ist eine Untersuchung derjenigen Parameter, die den Entstehungsprozess entscheidend prägen. Die Textgrundlage hierfür bilden dreizehn Interviews mit Professoren, Studenten und Freischaffenden aus dem Bereich Design, Film und Fotografie. Ihr linearer Aufbau wird gebrochen und die Aussagen werden inhaltlich neu sortiert.
Die formale Differenzierung der Gesprächspartner erfolgt durch unterschiedliche Schriften. Begleitend zu den Gesprächen und inspiriert von deren Inhalt entstanden von meiner Seite aus experimentelle Studien, bestehend aus Fotografie, Collage, Zeichnung, Malerei und Typografie. Das Buch zeigt, inwieweit die Aussagen der Protagonisten ohne auffordernde oder anleitende Ratschläge dazu inspirieren Neues zu kreieren. *
Wie bist du auf den Titel gekommen?
»Vom unkontrollierten Schaukeln« ist eine poetische Betitelung für den Ablauf eines kreativen Prozesses. Wie auch bei der Bewegung des Schaukelns geht es hierbei um einen dynamischen Vorgang, der von Impulsen geleitet wird. Der eigene Anstoß, das ständige Auf und Ab, das Einwirken durch äußere Faktoren sind alles Parameter, die sich im kreativen Findungs- und Arbeitsprozess wiederfinden. Das Schaukeln ist eine Erfahrung, die wir schon im frühen Alter machen.
Es beschreibt ein Bewegungsmuster, das sich scheinbar einfach kontrollieren lässt. Doch was passiert, wenn wir einmal die Kontrolle verlieren? Genießen wir den Ausbruch aus der Wiederholung und schaffen daraus neue Ideen oder kehren wir, um eine Erfahrung reicher, zur bewährten Bewegung zurück? Der Titel entstand aus einem Ideenaustausch mit einer Freundin. Es kam wie ein Geistesblitz. Auf einmal hatte sie die perfekte Formulierung für all unsere Ideen. Sie glaubte, damit einen Filmtitel zitiert zu haben, der sich bei näherer Recherche aber glücklicherweise als »Vom Schaukeln der Dinge« herausstellte. Vielleicht braucht man also immer jemanden, der einen hin und wieder mal anschubst.
Welches Interview fandest du am inspirierendsten?
Das ist schwierig zu sagen. Oft waren es Fragmente, einzelne Sätze oder auch nur Worte, die Ideen auslösen. Es war auf jeden Fall spannend und wichtig ganz unterschiedliche Charaktere zu befragen. Letztendlich ist gerade diese Mischung am inspirierendsten, da sie zeigt, dass Kreativität vielfältige und fast schon widersprüchliche Ansätze vereint.
Hat sich deine eigene Kreativitätsfindung dadurch verändert?
Ja. Zugegebenermaßen hatte ich anfänglich Probleme meine eigene Aufgabenstellung zu erfüllen. Ich musste mich zuerst einmal von einigen festgefahrenen Strukturen lösen, um mich auf die Inhalte der Interviews einzulassen, um daraus, in einer Art Selbstversuch, spontan experimentelle Studien zu erarbeiten. Ich habe gelernt, freier an Projekte heranzugehen und mir nicht durch zu viele Zweifel oder Selbstkritik den eigentlichen Prozess kaputt zu machen.
Vom unkontrollierten Schaukeln
Über die Entstehung kreativer Arbeiten
Gestaltung: Dorothea Vögler
Hochschule: Fachhochschule Dortmund
Veröffentlichung: Januar 2012
Umfang: 310 Seiten
Format: 27,9 x 42 x 2,9 cm
Sprache: Deutsch
Specials: Einband (Siebdruck auf Vulkollan), Laser Cutting, Leporello, Blindprägung