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world-famous for 15 minutes

Author:

Susanne Kehrer (www.ilikebirds.de) erarbeitete ihre Diplomarbeit im Wintersemester 2008/2009 an der Fachhochschule Mainz unter der Leitung von Prof. Dr. Isabel Naegele.

Aufhänger um sich mit dem Thema Zeit auseinander zu setzen war ein Zitat Andy Warhols: “In future everybody will be world-famous for 15 minutes.” Um was es genau geht hat uns Susanne in einem Interview erzählt …


“In future everybody will be world-famous for 15 minutes.”

War das eine Prophezeiung oder ein Versprechen? Wie gelangen wir an unsere 15 Minuten? Was bedeutet es überhaupt berühmt zu sein? In der heutigen Zeit, der Reality und Casting-Shows, sowie der neuen YouTube-Generation thematisiert Andy Warhol´s Aussage die neuen Werte unserer Gesellschaft besser als je zuvor.

Die zentrale Rolle spielt das Thema Zeit. Der Moment in dem man im Fokus der Öffentlichkeit steht ist zeit- und medienabhängig und meist von kurzer Dauer. Durch formale und thematische Umsetzungen in unterschiedliche Medien wird die Vergänglichkeit und Kurzlebigkeit dieses Moments erfahrbar gemacht und im Kontext zu Andy Warhol´s Zitat, kritisch reflektiert.
(Pressetext)

Interview:

(1) Du hast als Titel und Thema deiner Arbeit ein Zitat von Andy Warhol gewählt. Hatte er deiner Meinung nach mit seiner Aussage recht?
Meiner Meinung nach eröffnet sich heutzutage für jeden eine Plattform, sei es Reality, Casting Shows oder das Internet. Jeder, der es irgendwie schafft, einen Aufmerksamkeitscoup zu landen und aus der Masse herauszuragen, kann plötzlich "berühmt" werden und aus der Unscheinbarkeit und Unbedeutsamkeit seines Alltags zum großen Star aufsteigen. Dabei wird jedoch oft nicht bedacht, das dieser Moment sehr kurzlebig und vergänglich ist und dem schnellen Aufsteigen zum Erfolg ein rapides Abfallen folgen kann. Schafft man es nicht die Medien mit ständig neuen brisanten Details zu ködern, kann es passieren, dass man dorthin verschwindet wo man einst hergekommen ist. Aus dem „normalen“ Leben ohne schillernde Star-Allüren.

(2) Wie ist deine Einstellung zu den medialen Entwicklungen in Bezug auf die Möglichkeit sehr schnell berühmt zu werden und im gleichen Zuge genauso schnell wieder in Vergessenheit zu geraten?

Bei mir hat die intensive Beschäftigung mit dem Thema eine Menge Fragen aufgeworfen. Die zentrale Frage für mich persönlich war währenddessen: Ist es ein Ziel im Leben nach den 15 Minuten zu streben?

Anfangs dachte ich, dass ich allgemeingültige Antworten finden würde. Was falsch und was richtig ist. Aber letztendlich bin ich zu dem Schluss gekommen, das es im Leben der Punkt kommt, an dem man sich entscheiden muss. An dem man die Fragen für sich selbst beantworten muss. Möchte ich die Aufmerksamkeit der Masse? Verwirkliche ich mein Innerstes indem ich mich nach Aussen richte? Oder schafft es mir Zufriedenheit wenn ich mich auf Werte fernab der Medienindustrie und der Aufmerksamkeit der Weltbevölkerung besinne? Sollte man seinen Platz im Leben danach ausrichten, das Interesse all denjeniger zu erwecken, die einen nach kurzer Zeit sowieso wieder vergessen oder sollte man seine Priorität auf einen kleinen Kreis an Menschen richten, in dem man berühmt dafür ist, wie man ist.

Ich habe leider noch keine endgültige Antwort auf diese Fragen. Letztendlich muss jeder seine eigene Entscheidung treffen. Ich kann nur feststellen, dass Ruhm und Prominenz vergänglich sind und genauso schnell gehen können wie sie gekommen sind. Und das wusste auch Andy Warhol.

(3) Du hast mit verschiedenen Medien das Thema deiner Arbeit beleuchtet (Mappe, Buch, Film, Poster). Wie hast du, thematisch gesehen, die Entscheidungen für die bestimmten Medien getroffen?

Um das Thema umfassend zu greifen fiel die Entscheidung, das Projekt aus unterschiedlichen Medien bestehen zu lassen. Auch Warhol’ s Werke umfassten sowohl Malerei und Druck, als auch Film. Zuerst wurden Tests mit unterschiedlichen Materialien durchgeführt, um jeweils eine geeignete Umsetzungsform zu finden. In allen vier Projekten, ist ein metamorphosischer Prozess erkennbar, der Veränderung und Entwicklung mit sich zieht.

Part #1 – In search for context
Dokumentation über die Recherche des Kontexts von Andy Warhol´s Zitat. In einer Art Sammelmappe werde auf zwei Informationsebenen die recherchierten Ergebnisse zusammengebracht. Die geschriebenen E-Mails an Historiker und noch lebende Wegbegleiter Andy Warhol´s stellen das Grundgerüst der Recherche dar und teilen die Dokumentation in eine Zeitachse ein. Die aus den E-Mails resultierenden Verweise, die zur Aufschlüsselung des Rätsels beigetragen haben werden auf der gegenüberliegenden Seite in Form von Weblinks, Text und Bildern dokumentiert.

Part #2 – In search for movement
Hommage an Andy Warhol, zu dessen großer Leidenschaft der Film gehörte. Die feste Kameraeinstellung ist bei allen gleich und von Warhol’s frühen Filmen adaptiert. Die Filme verfolgen alle einen gemeinsamen Ablauf. Entstehung, Entwicklung, Zerstörung. Es wurden Objekte ausgesucht, die auf der einen Seite einen Teil des Zitats als Schrift wiedergeben und zur anderern, Veränderung und daraus resultierende Vergänglichkeit thematisieren. Wichtig war, dass es immer zur völligen Zerstörung der Wörter aus dem Zitat, am Ende des Films kommt.

IN FUTURE
EVERYBODDY
WILL BE
WORLD-FAMOUS
FOR
FIFTEEN
MINUTES

Part #3 – In search for fame
Posterserie "9 ways to make yourself a YouTube Star". Die Poster bestehen aus einer statischen und einer dynamischen Fläche. Der Screenshot aus YouTube sowie kleine Textangaben über die Quellen wurden direkt auf das Tonpapier ausgeplottet. Danach wurden Folien mit den großen Textanweisungen auf die Poster montiert. Das Ganze wurde an geeigneten Fenstern positioniert und für mehrere Wochen hängen gelassen. Um die so belichtete Schrift auf den Postern zu schützen, wurden diese in silberne, lichtundurchlässige Tüten verpackt. Öffnet der Betrachter die Tüten und holt die Poster raus, ist die Schrift für ihn einen Moment lang sichtbar. Die ausgesparte Fläche auf dem Poster verändert sich unter Sonneneinstrahlung im Laufe der Zeit wieder. Sie verschwindet. So wie auch der YouTube Ruhm innerhalb kurzer Zeit wieder verblassen kann und nichts hinterlässt.

Part #4 – In search for time
Buchobjekt, das das Thema Zeit und Vergänglichkeit optisch und haptisch greifbar macht. Um am deutlichsten eine Veränderung durch ablaufende Zeit darzustellen hat sich letztendlich der Kopiervorgang als beste Methode herausgestellt. Kopiert man eine Vorlage, in diesem Fall ein Bild der 80er Jahre Band „Bros“ und legt die entstandene Kopie erneut auf den Kopierer, so ist eine deutliche Veränderung der Qualität zu erkennen. Das Bild wird aufgespalten und dadurch krisseliger und undeutlicher. Hinzukommt, das die Seiten mit der Zeit heller werden, das Motiv also verblasst. Dieser Vorgang wird erneut wiederholt. Nach 900 Seiten, die 900 Sekunden, also 15 Minuten entsprechen, ist für den Betrachter eine deutliche Veränderung erkennbar. Die „Bros“ werden undeutlicher und verblassen. Sie verschwinden aus dem Focus der Öffentlichkeit. Ihre 15 Minuten sind vorbei.

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